Rechnung nach D'Hondt: Wie die Bezirksamtssitze verteilt werden
Friedrichshain-Kreuzberg. Die Grünen haben am 18. September knapp ein Drittel der Stimmen in Friedrichshain-Kreuzberg bekommen. Mit diesem Ergebnis stellen sie aber weiterhin zwei Drittel der Bezirksamtsmitglieder, nämlich drei von fünf. Wie ist das zu erklären?
Die Verteilung basiert, wie auch die Vergabe der Mandate in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), auf dem vom belgischen Juristen Victor D'Hondt (1841-1901) entwickelten Berechnungsverfahren, das in den Bezirken angewendet wird. Es wird auch Divisionsverfahren genannt. Denn um auf die Sitzverteilung zu kommen, werden die Stimmanteile der Parteien in mehreren Schritten jeweils durch eine höhere Zahl dividiert.
Im konkreten Beispiel Friedrichshain-Kreuzberg sah das so aus: Die Grünen hatten mit ihren 32,7 Prozent natürlich erst einmal das Anrecht auf den ersten Stadtratsposten. Danach die Linken, deren 20,8 Prozent für die zweite Position reichte. Denn wenn man das Grüne-Ergebnis durch zwei teilt, sind diese 16,35 Prozent weniger als die 20,8 Prozent der Linken. Enger war es da schon bei der SPD, die mit ihren 17,7 Prozent gesamt gerade noch so vor der Hälfte der Grünen-Stimmen landete.
Nach diesen drei Stadtratsmandaten sicherten die 16,35 Prozent den Grünen aber eindeutig den vierten Platz im Bezirksamt. Und auch Rang fünf bekamen sie, wenn auch sehr knapp. Denn die 20,8 Prozent der Linken bedeuteten durch zwei geteilt 10,4 Prozent. Sie lagen somit unter dem Wert, den das Grüne-Ergebnis durch drei dividiert ergab. Das waren nämlich 10,9 Prozent. So kam es erneut zur absoluten Mehrheit der Bündnispartei im Bezirksamt.
Gerade weil der Abstand zwischen dem dritten Stadtrat für die Grünen und einem möglichen zweiten für die Linken sehr gering war, kam bei der Linkspartei die Idee auf, die beiden Piraten zum Eintritt in ihre Fraktion zu überreden. Denn mit ihnen zusammen würde sich das Stärkeverhältnis noch ändern lassen.
An dem Friedrichshain-Kreuzberger Beispiel wird auch deutlich, was an D'Hondt immer wieder kritisiert wird. Das Verfahren helfe vor allem der stärksten Partei, sagen dessen Gegner. Allerdings ist das nicht der einzige Grund, warum die Grünen wahrscheinlich im Bezirksamt weiter dominieren können. Noch entscheidender war der Abstand zwischen ihnen und den anderen Parteien. Der betrug bereits zu den zweitplatzierten Linken mehr als zwölf Prozentpunkte. Vor allem diese große Differenz ist deshalb für die Sitzverteilung zu ihren Gunsten verantwortlich. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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