Auch im Bezirk haben Jugendliche gute Chancen
Wobei die Angebotssituation in Friedrichshain-Kreuzberg insgesamt von der in anderen Bezirken etwas abweicht. Zumindest dann, wenn man die Statistik der Arbeitsagentur Mitte zugrundelegt. Die registriert für Friedrichshain-Kreuzberg aktuell 1007 unbesetzte Ausbildungsplätze. Das sind 447 weniger als im Vorjahr. Denen stehen aber 1199 Bewerber aus dem Bezirk gegenüber. Der Grund dafür sei die Abwanderung einiger Betriebe, erklärt Arbeitsagentur-Sprecher René Dreke. Ein Beispiel dafür ist etwa die Firma Freudenberg, die 2011 ihren Standort von der Boxhagener Straße nach Adlershof verlegte.Bleiben die Unternehmen in Berlin, tauchen ihre Lehrstellenangebote häufig in anderen Bezirken auf. Auch die Arbeitsagentur Mitte verzeichnet in anderen Gebieten in ihrem Einzugsbereich eine steigende Nachfrage. In Wedding beispielsweise sind derzeit 3206 freie Ausbildungsplätze gemeldet, 604 mehr als im vergangenen Jahr. Für die gibt es dort aber nur 2378 Bewerber. Insgesamt sieht René Dreke deshalb eine spürbare Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt. Neben der guten wirtschaftlichen Lage liege das auch am demografischen Wandel.
Ähnlich klingt das bei der Berliner Handwerkskammer. Sie vermeldete in der vergangenen Woche noch 430 freie Lehrstellen, davon 26 in Friedrichshain-Kreuzberg. "Das Angebot ist so gut wie seit über 20 Jahren nicht mehr", meint Sprecher Daniel Jander. Gesucht wird in nahezu allen Branchen: Anlagenmechaniker, Bürokaufleute, Fachkräfte im Bäcker- und Fleischerhandwerk, Metallbauer, Maler, Gebäudereiniger und Friseure. "Wegen der häufig nur geringen Nachfrage nehmen manche Arbeitgeber inzwischen sogar Bewerber, die noch vor einigen Jahren wegen ihres nicht gerade tollen Abschlusszeugnisses wohl keine Zusage bekommen hätten", sagt Daniel Jander. "Andere bezahlen freiwillig ein höheres Einstiegsgehalt."
Trotz dieser Rahmenbedingungen werden auch in diesem Jahr nicht alle Schulabgänger auf Anhieb eine Lehrstelle finden. Entweder, weil ihre Zeugnisse zu schlecht sind oder weil sie in ihrem Wunschberuf nicht angekommen sind. "Automechatroniker ist so ein Beispiel, wo die Nachfrage noch immer über dem Angebot liegt", sagt der Handwerkskammer-Sprecher. "In unseren Beratungen versuchen wir den Jugendlichen deshalb, eine Ausbildung in einer ähnlich gelagerten Branche schmackhaft zu machen. Etwa bei einem Zulieferbetrieb."
Schüler für einen künftigen Beruf zu interessieren und sie auch mit Unternehmen bekannt zu machen, ist auch das Ziel zahlreicher Initiativen im Bezirk, etwa zuletzt der "Jobentdecker". Und Firmen sollen dadurch möglichst früh mit geeigneten Bewerbern in Kontakt kommen und einem Nachwuchsmangel vorbeugen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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