Bezirk hat künftig drei Abgeordnete im Bundestag
Zwar musste auch Ströbele Federn lassen, war aber mit einem Ergebnis um die 40 Prozent noch immer besser als die beiden nächstbesten Bewerber zusammen. Zum Vergleich: 2009 hatte er einen Stimmenanteil von 46,7 Prozent geholt.Weitaus unbefriedigender waren dagegen die Zahlen für die Grünen bei den Zweitstimmen. Sie landeten mit etwas mehr als 20 Prozent nur noch auf dem dritten Platz. Das bedeutet, dass Ströbele etwa doppelt so viele Wähler für sich gewinnen konnte, wie seine Partei.
Vom Rückgang der Grünen bei den Zweitstimmen profitierte vor allem die Linkspartei, die trotz nur marginaler Zugewinne hier knapp auf Platz eins kam. Dicht gefolgt von der SPD, die um fast vier Prozent gegenüber der Bundestagswahl 2009 zulegte.
Auch bei den Erststimmen gab es ein leichtes Plus für die Sozialdemokraten. Die 18 Prozent für ihre Bewerberin Cansel Kiziltepe bedeuteten hier ebenfalls Platz zwei. Sie hätte sich zwar noch ein paar Prozent mehr erhofft, meinte Cansel Kiziltepe. Mit ihrem Ergebnis und dem für ihre Partei sei aber jetzt ein Fundament geschaffen, auf dem sich aufbauen lasse. Zumal die Kandidatin über ihren fünften Platz auf der Landesliste in den Bundestag einziehen wird.
Ebenso gelang der Linken Direktbewerberin Halina Wawzyniak als Listenfünfte die Rückkehr ins Parlament. Damit sitzen dort jetzt drei Vertreter aus dem Wahlkreis. Wawzyniaks Erststimmenergebnis war fast deckungsgleich wie vor vier Jahren, trotzdem fiel sie um einen Platz zurück.
Ein Plus sowohl bei den Erst- als auch den Zweitstimmen konnte die CDU verzeichnen, bleibt aber, ganz anders als bundesweit, nur die vierte Kraft. Die Piraten erreichten hier zumindest bei den Zweitstimmen ein Ergebnis von über fünf Prozent. Weit darunter rangierten AfD und FDP.
Ergebnisse, die vor allem bei den Grünen für eine eher verhaltene Stimmung bei der Wahlparty im Rathaus Kreuzberg sorgten. Lediglich bei Ströbeles Auftritt hatten dessen Anhänger Grund zum jubeln. Er sei bei den ersten Prognosen auch wegen seines Abschneidens etwas in Sorge gewesen, gab der 74-Jährige zu. Dass es am Ende erneut zu einem formidablen Ergebnis gereicht habe, mache ihn "zufrieden und dankbar".
Das Abschneiden seiner Partei insgesamt sei dagegen überhaupt nicht befriedigend, machte Ströbele deutlich. "Wenn man bedenkt, wo wir vor dem Wahlkampf standen und was jetzt herausgekommen ist, hätten wir uns die ganze Kampagne eigentlich sparen können." Er ließ auch durchblicken, dass nach seiner Ansicht einige Fehler gemacht wurden. "Welche das waren, werde ich bei den Sitzungen unserer Gremien vortragen." Anderen Parteifreunden fielen dazu gleich mehrere Stichworte ein. Vom ungenügend erklärten Steuerkonzept, bis zum Veggie-Day. Und sie waren sich auch weitgehend einig, dass nur das Zugpferd Ströbele ein völlig katastrophales Ergebnis verhindert habe.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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