Die Linkspartei braucht schnell eine lange Leiter
Es stammt aus dem Berliner Wahlkampf vom Herbst 2011. Aufgehängt hatte es die Linkspartei. "Privat ist Katastrophe" ist noch immer in weißen Lettern vor rotem Hintergrund zu lesen. Auch wenn der Zahn der Zeit an diesem Banner schon kräftig genagt hat.Dass die lange links liegengelassene Werbung der Linken jetzt in den Fokus rückte, ist der CDU zu verdanken. Die entdeckte den Restposten aus der Kampagne 2011 und machte ihn zu einer Anfrage in der BVV. Ob der Banner vielleicht ganz bewusst dort verblieben war? Etwa als versteckte Unterstützung von Bezirksseite, wollte Unions-Fraktionschef Götz Müller wissen.
Selbstverständlich nicht, beteuerte Stadtrat Dr. Peter Beckers (SPD), unter anderem zuständig für das Ordnungsamt. Es sei schlichtweg weder aufmerksamen Bürgern noch regelmäßig patroullierenden Kiezstreifen aufgefallen und wohl "einfach vergessen worden". Und natürlich müsse das Plakat jetzt umgehend entfernt werden.
Aber das ist gar nicht so einfach. "Unser Problem ist, dass wir da nicht mehr rankommen", erklärt die Linke Bezirksverordnete Claudia Richter. "Wir brauchen erst mal eine längere Leiter." Als Alternative denken die Genossen auch über einen ausziehbaren Stab nach, mit dessen Hilfe der Spruch von der privaten Katastrophe vom Laternenmast heruntergezogen werden könnte.
Sollten diese Bemühungen erfolglos verlaufen, müsste wohl das Ordnungsamt die Sache in die Hand nehmen. Das sei genau genommen jetzt ohnehin am Zug, meint Claudia Richter. "Denn wir mussten ja bereits ein Bußgeld von 200 Euro bezahlen." Und mit der Strafe sei der Hinweis auf eine mögliche Ersatzvornahme des Amtes verbunden gewesen.
Für das Abräumen jeglicher Art von Wahlliteratur haben übrigens nicht nur die Linken länger als erlaubt gebraucht. "Bei allen Parteien gab es hier Versäumnisse, die zu Bußgeldern führten", erklärte Peter Beckers. Das Gros ist allerdings seit gut einem Jahr verschwunden - mit Ausnahme des Solitärs am Markgrafendamm. Oder gibt es sonst noch irgendwo im Bezirk ein Wahlplakat, das bisher ein unbeobachtetes Dasein fristet?
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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