Ein persönlicher Nachruf auf Günther Kunath

Günther Kunath (1932-2013). | Foto: privat
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Friedrichshain. "Es war Günthers Wunsch, Sie auf diesem Weg zu informieren", stand über der Mail, die von seiner Adresse abgeschickt wurde. Und darunter der Satz: "Ein Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen".

Günther Kunath ist am 6. Oktober im Alter von 81 Jahren gestorben. Zehn Jahre saßen wir bei fast jeder BVV-Sitzung nebeneinander auf den Presseplätzen. Er war dort als ehemaliger Sprecher der heutigen Linkspartei, Autor der Pako-Info, eines Informationsblattes des Bürgerkomitees Weberwiese, das er regelmäßig für die Bewohner dieses Quartiers herausgab und nicht zuletzt als engagierter Bürger. Wir unterschieden uns in Herkunft, Lebenserfahrung, politischer Einstellung und gehörten verschiedenen Generationen an. Wir haben über viele Themen gestritten, manche Anträge und Redebeiträge im Bezirksparlament völlig konträr bewertet, uns über andere gemeinsam geärgert oder amüsiert. Daraus entwickelte sich ein gegenseitiger Respekt.

Die Basis dafür war der selbstlose Einsatz des engagierten Linken und die Beharrlichkeit, mit der er seine Ziele verfolgte. Dabei ging es ihm immer zuallererst um die Belange seines Bezirks und seines Kiezes. Günther Kunath stand dafür, dass in Friedrichshain häufig versucht wurde, Probleme pragmatisch zu lösen. 2004 hat er maßgeblich die Gründung des Bürgerkomitees Weberwiese initiiert. Ob es um die Baupläne am Wriezener Bahnhof oder die Umgestaltung der Straße der Pariser Kommune ging, regelmäßig meldete er sich zu Wort. Und als im Sommer 2009 die Sanierung der U-Bahnlinie 5 vor der Tür stand, die Bevölkerung darüber aber noch niemand informiert hatte, organisierte Günther Kunath kurzer Hand eine Bürgerversammlung.

Als Bittsteller oder Leisetreter aufzutreten, war nicht seine Sache. Und wer ihm mit dem Argument kam, dieses oder jenes ließe sich nun wirklich nicht umsetzen, hatte schon verloren. Beispielhaft wurde das bei seinem Engagement für die Ferienspiele.

Dass der Sportplatz in der Fredersdorfer Straße während der Sommerferien regelmäßig brach liegt, leuchtete Günther Kunath nicht ein. Dort könnte man doch in der schulfreien Zeit Angebote für Kinder und Jugendliche machen. Nach vielen Debatten, Klären von Rechtsfragen, der Suche nach Sponsoren, Vereinen und freiwilligen Helfern, fanden 2009 die ersten Ferienspiele statt. Sie sind inzwischen aus dem Sommerprogramm nicht mehr wegzudenken.

Auch dass die Sporthalle an der Fredersdorfer Straße mit Wandmalereien von Kindern und Künstlern verziert, oder neue Bäume an der Friedenstraße und am Franz-Mehring-Platz gesetzt wurden, ist, wie vieles andere, Günther Kunath zu verdanken. Und bis zuletzt trieben ihn weitere Projekte um. Etwa eine Gedenktafel am Bahnhof Weberwiese, die an die Opfer des Bombenangriffs vom April 1945 erinnern soll.

Mit seinem Engagement hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Aber gerade in den vergangenen Jahren durfte Günther Kunath erleben, wie seine "kritisch-konstruktive Arbeit", so der ehemalige Bürgermeister Dr. Franz Schulz, Anerkennung fand. 2010 erhielt er die Bezirksmedaille. Und im Dezember 2012 gehörte er zu den 15 Berlinern, die mit der Ehrennadel des Landes für besonderes soziales Engagement geehrt wurden.

Dem Bezirk wird der Einsatz, Antrieb und die Leidenschaft von Günther Kunath fehlen. Ich werde darüber hinaus den selbstbewussten Bürger und anregenden Gesprächspartner vermissen. Ein Mensch, an dem man sich reiben konnte, der einen herausgefordert und zum Nachdenken animiert hat. Danke dafür.

Beerdigt wird Günther Kunath am 8. November um 11.30 Uhr auf dem Georgen-Parochial-Friedhof II in der Friedenstraße. Von großen Blumengebinden bittet die Familie abzusehen. Aber über eine einzelne Rose oder Nelke hätte er sich gefreut. Es wird eine Rose sein.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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