Gedenktafel für Bombentote von 1945 enthüllt
Besonders betroffen war der Bezirk Friedrichshain. Drei Sprengsätze trafen den damaligen Bahnhof Memeler Straße. Zum Zeitpunkt ihrer Explosion befanden sich dort zwei volle wartende Züge. Außerdem hatten viele Menschen auf dem Bahnsteig Schutz gesucht, in der falschen Hoffnung, hier würde ihnen weniger passieren, als in ihren Kellern.
Sie alle hatten keine Chance. Deshalb ist anzunehmen, das noch mehr Menschen ums Leben kamen, als die 108 offiziell angegebenen Opfer. Denn viele konnten nicht identifiziert werden und wurden in Massengräbern beerdigt.
"Die Leichen im zerstörten Bahnhof mussten KZ-Häftlinge bergen", erinnert sich Horst Sinske. Der 84-Jährige ist wahrscheinlich der letzte noch lebende Augenzeuge der Katastrophe. Er hatte damals wahnsinniges Glück. "Etwa drei Minuten, bevor es passierte, habe ich den Bahnhof verlassen." Host Sinske arbeitete als Lehrling in einem Rüstungsbetrieb in der Nähe. Schon weil sein Vater dort ebenfalls beschäftigt war, wollte er nicht zu spät kommen. Das hat ihm das Leben gerettet. Lange hätten ihn die Ereignisse nicht losgelassen. "Ich habe später noch davon geträumt. Es dann später nach und nach verdrängt." Dass jetzt sichtbar daran erinnert wird, freut Horst Sinske.
Zu verdanken ist das dem im Oktober 2013 verstorbenen Günther Kunath. Der ehemalige Vorsitzende des Bürgerkomitees Weberwiese habe ihn bereits während der Sanierungsarbeiten an der U5 wegen eines Gedenkens im Bahnhof angesprochen, erinnerte sich Uwe Kutscher, Bauchef für die U- und Straßenbahn bei der BVG. "Wir haben den Vorschlag sehr schnell unterstützt."
Aber wie häufig dauerte es dann doch eine Weile, bis er verwirklicht wurde. Zu klären war beispielsweise, in welcher Form an den Angriff und die Toten gedacht werden sollte. Eine Stele, wie ebenfalls überlegt, schied aus, weil sie ein Hindernis hätte bedeuten können. Anders als jetzt bei der Tafel, die am Aufsichtsgebäude auf dem Bahnsteig angebracht ist.
Uwe Kutscher wünscht sich, dass viele wartende Fahrgäste auf sie aufmerksam werden und den Text lesen. Er ist ziemlich kurz gehalten. Das damalige Geschehen wird in neun Zeilen beschrieben. Darunter findet sich eine englische Übersetzung sowie daneben ein Foto, das den zerstörten Bahnhof von außen zeigt.
Mitdenken sollte deshalb jeder Interessierte, worauf auch Kulturstadträtin Jana Borkamp (B 90/Grüne) in ihrer Eröffnungsrede hinwies. Die Luftangriffe kamen nicht aus heiterem Himmel, sondern waren die Reaktion auf den von Nazideutschland entfesselten Krieg. Es waren auch deutsche Flugzeuge, die zuerst ausländische Städte angriffen. Vom spanischen Guernica, bereits 1937, über Warschau und Rotterdam, London und Coventry, um nur einige zu nennen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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