Gumbert Salonek sieht seine jahrelangen Warnungen bestätigt

Das SEZ wurde in den vergangenen Jahren zum Lieblingsthema von Gumbert Salonek. | Foto: Frey
  • Das SEZ wurde in den vergangenen Jahren zum Lieblingsthema von Gumbert Salonek.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. In der letzten Sitzung der BVV vor der Sommerpause kam es zu einem Wiedersehen vieler Bezirksverordneten mit einem ehemaligen Kollegen.

Im Rahmen einer Einwohneranfrage hatte sich Gumbert Salonek zu Wort gemeldet. Salonek saß bis 2011 für die FDP im Bezirksparlament. Das Thema seiner Anfrage war das gleiche, das ihn auch während seiner Zeit in der BVV intensiv beschäftigt hat - das SEZ an der Landsberger Allee.Um das Sport- und Erholungszentrum gibt es seit einigen Wochen ziemlichen Wirbel. Anfang Juni war bekannt geworden, dass der Betreiber Rainer Löhnitz eine Bauvoranfrage an das Bezirksamt gestellt hatte. Er möchte das Brückengebäude zwecks Hotelnutzung aufstocken und auf dem Gelände Stadthäuser errichten. Alternativ könnte auch ein Parkplatz für Campingwagen entstehen. Der Bezirk will diese Pläne durch einen Bebauungsplan verhindern. Er bezieht sich bei seinem Vorgehen unter anderem auf den Vertrag, den Löhnitz 2003 mit dem Land Berlin geschlossen hat. Darin sei auf dem Gelände eine Sport- und Freizeitnutzung festgeschrieben.

Gumbert Salonek wundert die Auseinandersetzung nicht. Er verweist seit Jahren auf Ungereimtheiten rund um das SEZ und sieht sich bestätigt. "Einen Bebauungsplan habe ich bereits 2010 gefordert", erinnerte er seine Ex-Kollegen in der BVV. "Damals ging es mir vor allem darum, eine Diskussion in Gang zu bringen." Denn er glaubt nicht, dass sich die Pläne des Eigentümers dadurch verhindern lassen. Löhnitz könne dort bauen oder das Areal verkaufen, so seine Überzeugung. Zu verdanken sei das der Ignoranz und dem Desinteresse vieler politisch Handelnder.

Um zu verstehen, warum der Liberale zu dieser Einschätzung kommt, muss man in die Vergangenheit zurück gehen. Vor zehn Jahren wurde das Grundstück samt Gebäude für den symbolischen Preis von einem Euro vom Land Berlin an Rainer Löhnitz verkauft. Löhnitz sicherte zu, die Angebote im ehemaligen DDR-Vorzeigeobjekt nach und nach wieder zu reaktivieren und dafür die Gewinne aus dem laufenden Betrieb zu verwenden. Herzstück dieser Abmachung war die Schwimmhalle, die eigentlich bis Ende 2007 wieder genutzt werden sollte.

Das große Schwimmbecken ist bis heute nicht in Betrieb. Und im Vertrag ist auch explizit nur von einem Hallenbadbetrieb die Rede. Diese Auflagen habe er erfüllt, wurde Löhnitz nicht müde zu betonen. Nämlich in Form von drei Planschbecken, die im Innern des Gebäudes mit Wasser gefüllt sind.

Der Senat sah das genauso und attestierte dem Betreiber 2008, dass er den Bedingungen nachgekommen sei. Für Salonek war das der entscheidende Fehler. Damit habe das Land Berlin sein Rückkaufrecht verwirkt und ein Millionenvermögen verschleudert. Nämlich das Grundstück und seinen Wert. Löhnitz sei es dagegen von Anfang an um das Areal gegangen, glaubt er. "Denn nur so macht es Sinn, dass er in das SEZ nur wenig investiert hat und das Gebäude heute einen wenig einladenden Eindruck macht."

Das Land hätte nach seiner Meinung eine Rückübertragung in die Wege leiten müssen, als klar wurde, dass Abmachungen aus dem Vertrag nicht erfüllt waren. Aber das sei nicht gewünscht gewesen, weil alle froh waren, dass sie das Defizit im SEZ nicht mehr an der Backe hatten. "Durch das Verscherbeln ist der Verlust für die Allgemeinheit aber noch weitaus höher."

Aussagen, die auch eine etwas kuriose Frontlinie in diesem Konflikt zeigen. Auf der einen Seite der Liberale, der den Umgang mit Volkseigentum anprangert. Auf der anderen Seite vor allem Vertreter der damaligen PDS und heutigen Linkspartei, die sich einst für Rainer Löhnitz ins Zeug gelegt hatten und das Lied eines wagemutigen Unternehmers sangen. Den Genossen ging es 2003 darum, dass das SEZ als Gebäude erhalten bleibt. Aber selbst das sei nicht gewährleistet, meint Salonek und was auch durch jüngste Äußerungen von Rainer Löhnitz unterstrichen wird. Denn der droht, nach dem Vorgehen des Bezirks inzwischen mit dem Abriss.

Trotzdem bleibt die Frage, warum er sich gerade in dieses Thema so sehr verbissen hat? "Weil ich das ganze für eine großen Skandal halte und weil sich in den vergangenen Jahren kaum jemand dafür interessiert hat", sagt Salonek. Als er 2010 das Ergebnis seiner umfangreichen Recherchen in der BVV vorlegte, seien auch da die Reaktionen bei den anderen Parteien weitgehend ausgeblieben. Erst sein jüngster Einwohnerauftritt scheint viele Bezirksverordnete nachdenklich gestimmt zu haben. "Gumbert fehlt hier", meinten einige danach.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 646× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 117× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 494× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 601× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 148× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.