Kritik am Bezirksbürgermeister in der BVV-Debatte zur East Side Gallery

Zugang zum Hochhaus: Diese schon vorhandene Öffnung in der Mauer soll von vier auf etwas mehr als zehn Meter verbreitert werden. | Foto: Frey
  • Zugang zum Hochhaus: Diese schon vorhandene Öffnung in der Mauer soll von vier auf etwas mehr als zehn Meter verbreitert werden.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. Die Ereignisse an der East Side Gallery waren am 20. März auch das große Thema in der BVV. Im Zentrum der Kritik stand Bürgermeister Dr. Franz Schulz (B 90/Grüne).

Ihm wurde unglückliches Agieren sowie mangelnde Transparenz vorgeworfen. Die Attacken machten sich vor allem an der Vereinbarung fest, die Schulz mit dem Hochhaus-Investor im Februar getroffen hatte und die auch den Mauerabriss beinhaltete. Darüber habe der Bürgermeister die Bezirksverordneten weder unterrichtet, noch klar gemacht, dass wenige Tage später bereits mit den Arbeiten zu rechnen sei, ging Linke-Fraktionschef Lothar Jösting-Schüßler den Rathauschef an. Gleichzeitig sah er in diesem Vorgehen Methode. "Es ist das grundlegende Problem des Bürgermeisters, dass er nach der Devise vorgeht, ich sage Ihnen nur das, was Sie wissen müssen." Auf Antrag der Linken wurde deshalb in einem Resolutionstext zur East Side Gallery ein Absatz eingefügt, der die unzureichende Informationspolitik bemängelt.

Ebenfalls unverständlich war nicht nur für Jösting-Schüßler, warum Schulz ein Entfernen der Mauer auf einer Länge von 22 Metern genehmigt habe. Selbst das Argument, das Loch solle als späterer Eingang zur wiederaufgebauten Brommybrücke dienen, ziehe hier nicht wirklich. Denn die entstehe ja nur als Fußgänger- und Fahradverbindung und brauche diese Dimensionen nicht.

Franz Schulz verwies dagegen erneut auf die Vorgeschichte der East Side-Causa und vor allem auf seine Bemühungen, das Hochhaus im vergangenen Herbst zu verhindern. Damals habe er versucht, ein Ersatzgrundstück für die Investoren zu finden, sei aber bei Finanzsenator Ulrich Nussbaum (parteilos, für SPD) abgeblitzt. Als sich zu diesem Zeitpunkt auch kein Widerstand regte, sei für ihn das Bauwerk nicht mehr zu verhindern gewesen, mit allen Konsequenzen, auch der 22-Meter-Öffnung, die noch aus alten Abmachungen herrühre. Dass sich der Protest dann entzündete, als das die Arbeiten kurz bevor standen und das erste Teilstück aus der Mauer gerissen wurde, habe auch ihn überrascht, räumte Schulz ein. Zumal es in der Vergangenheit bereits mehrere Öffnungen an der East Side Gallery gegeben habe. Mit seiner Überraschung sei er aber nicht allein gewesen, denn auch in der BVV habe niemand diese Ereignisse vorhergesehen.

"Wir haben es alle verpeilt", sprang der Grünen-Bezirksverordnete Andreas Weeger seinem Bürgermeister bei. Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Andy Hehmke gab zu, dass sich die Situation heute anders darstellt, als vor zehn oder 15 Jahren. "Einiges, was wir damals beschlossen haben, würden wir heute wahrscheinlich nicht mehr so machen."

In der Resolution fordert die BVV den Senat auf, gemeinsam mit dem Bezirk den Hochhaus- und den benachbarten Riegelbau zu verhindern, um die East Side Gallery zu erhalten. Erneut wird dabei die Möglichkeit eines Grundstückstauschs ins Spiel gebracht. Es gebe dafür auch Ersatzflächen in Friedrichshain, zum Beispiel am Osthafen, erklärte Schulz.

Allerdings sind die Chancen für diese sogenannte "große Lösung" eher gering. Schon deshalb, weil die Hochhausbauherren deutlich machten, dass sie einen Umzug an einer andere Stelle inzwischen ablehnen. "Bis zum Jahresende wäre das vielleicht noch eine Möglichkeit gewesen", erklärte Jürgen Scheunemann, Sprecher des Investors Maik Uwe Hinkel beim Forum Stadtspree am 18. März. "Aber mittlerweile haben wir 20 der 36 Wohnungen verkauft. Diese Leute wollen natürlich genau dort wohnen."

Bei der Protestgemeinde der Mauerschützer fanden diese Aussagen naturgemäß wenig Anklang. "Unser Widerstand geht weiter", heißt es dort.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 588× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 427× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 547× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 82× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.