Neuer Anlauf zur Rettung der East Side Gallery
Trotzdem hat das Bündnis "East Side Gallery retten" noch nicht aufgegeben und hat gerade in den vergangenen Tagen mehrere Aktionen gestartet und sich weiterer prominenter Unterstützung versichert.Anlässlich des Tags des offenen Denkmals am 8. September, wurden Teile des Betonwalls und seiner Kunstwerke in einer Christo-ähnlichen Aktion verhüllt. Die Botschaft dahinter war klar: Mit den genehmigten Neubauten von Hochhaus und Gebäuderiegel auf seiner Rückseite werde der Ort seiner Bedeutung beraubt.
Ähnlich sah das auch Pink Floyd-Legende Roger Waters, der am 3. September, einen Tag vor seinem "The Wall"-Konzert im Olympiastadion zur Mühlenstraße gekommen war. Er sei ja normalerweise nicht dafür bekannt, dass er sich für den Erhalt von Mauern einsetze, erklärte der Musiker. Hier mache er aus guten Gründen eine Ausnahme. Zum einen erinnere das Bauwerk an die "schwarzen Tage des kalten Kriegs". Und es sei einfach wunderbar, was die Künstler hier geschaffen haben. Deshalb müssten die Bauarbeiten gestoppt werden, denn "wir müssen verstehen, dass es im Leben wichtigere Dinge als Kommerz gibt", meinte Roger Waters, der selbst mit seiner Wall-Inszenierung zuletzt in der Kritik stand. Vorgeworfen wurden sowohl ihm, als auch dem Werk antisemitische Tendenzen.
Nicht nur mit solchen eher symbolischen Auftritten und Aktionen geht "East Side Gallery retten" gegen das Hochhaus und den Riegel vor. Die Initiative hat inzwischen Unterlagen bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eingereicht, mit denen sie nachweisen will, dass die Gebäude aus Gründen des Denkmalschutzes eigentlich nicht hätten genehmigt werden dürfen. Begründet wird das unter anderem damit, dass sich am Betonwall inzwischen Risse gezeigt haben. Eine "kontinuierliche Beschädigung des Denkmals" werde auch dadurch in Kauf genommen, dass entlang der Rückseite der East Side Gallery eine Zufahrt gebaut werden soll, die zur Tiefgarage von Living Levels führt. Daür müssten Mauersegmente in diesem Bereich asphaltiert werden. Außerdem kritisiert das Protestbündnis das Zerstören der Sichtachse zum gegenüber liegenden Ufer durch den Wohnturm.
Nach Angaben der Senatsverwaltung werden die eingegangenen Unterlagen jetzt angesehen und geprüft. Parallel dazu laufen weitere Gespräche zu einer Kompromisslösung zwecks Erhalt weiterer Mauerteile. Statt eines rund 23 Meter breiten Lochs soll es nur eine Lücke von elf Metern geben. Was wiederum Auswirkungen auf die bisherigen Baupläne hat. Der Investor des Gebäuderiegels verlangt deshalb im Gegenzug für eine dann geringere Grundfläche ein Aufstocken seines Vorhabens von bisher sieben auf neun Etagen. Vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg wird das nach einem entsprechendem BVV-Beschluss abgelehnt. Dagegen haben die Bauherren Widerspruch bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eingereicht. Der wird dort noch immer geprüft.
Aber egal wie die Entscheidung ausfällt, sie wird wahrscheinlich nicht das Ende der Bautätigkeit an der East Side Gallery bedeuten. Auch wenn die Initiative darauf weiter hofft. Die bisher fertig gestellten Teile des Hochhauses könnten noch immer für einen anderen Zweck, etwa einer Kunsthalle genutzt werden, wird dort argumentiert.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.