Wall on Wall wird die erste Ausstellung
Das erste Projekt, das an der sogenannten West Side Gallery stattfinden soll, ist die Schau "Wall on Wall" des Fotografen Kai Wiedenhöfer. Wiedenhöfer will dort Bilder von Mauern, die an vielen Stellen der Welt Menschen trennen, zeigen. Dazu gehören auch Aufnahmen des Grenzwalls zwischen Israel und den Palästinensergebieten. Als er seine Idee vor vier Jahren das erste Mal vorstellte, sollten diese Fotos noch im Mittelpunkt stehen, was damals heftige Kritik hervorrief. Im neuen Konzept sind sie jetzt neben anderen Mauerbeispielen, etwa aus Bagdad oder Belfast, zwischen Nord- und Südkorea oder den USA und Mexiko zu sehen.
Fraglich war lange, ob der Senat einer Kunstmeile an der Rückfront der East Side Gallery zustimmt. Denn weiter gilt das Postulat, dass hier keine weiteren Werke aufgetragen werden dürfen. Das umgeht der Bezirk dadurch, dass die Bilder aufgeklebt werden sollen. Auf diese Weise komme es weder zu einem Schaden, noch zu einer Veränderung am Betonwall. Das habe der Test eines Wall on Wall-Fotos gezeigt, das dort im Oktober 2012 angeklebt worden war.
"Auch wenn eine Genehmigung nicht ganz unkompliziert ist, zeichnet sich eine einvernehmliche Lösung ab", meint Martin Düspohl, Leiter der Abteilung Kultur und Geschichte im Kulturamt. Die Projekte müssen bei der unteren Denkmalschutzbehörde des Bezirks beantragt werden. Die entscheidet dann im Einvernehmen mit der oberen Denkmalschutzbehörde des Landes. Geplant sind etwa vier Ausstellungen pro Jahr, die jeweils etwa sechs bis acht Wochen dauern sollen.
Verabschiedet wurde die West Side Gallery gegen die Stimmen von SPD und CDU. "Abgesehen davon, dass wir das Wall on Wall-Konzept weiter inhaltlich kritisieren, stehen diese Pläne gegen die Einzigartigkeit des Kunstwerks East Side Gallery", sagt die SPD-Bezirksverordnete Miriam Noa. "Die Mauer ist ein Geschichtsdenkmal."
Noch heftiger fällt die Ablehnung bei Kani Alavi, Chef der East Side Gallery aus. "Hier wollten vor allem die Grünen ihren Willen durchsetzen und die Bedeutung und den Stellenwert des Ortes verändern", wettert er. Das bedeute ein Eingriff in die Gedenklandschaft. Und wenn auf der Rückseite der Mauerbilder ebenfalls Kunst angebracht werde, sei das so ähnlich "als würde man die Rückseite eines Rembrandt bemalen." Außerdem ärgert Alavi, dass die Argumente von ihm und seiner Initiative im Vorfeld keine Beachtung gefunden haben und sie auch nicht zur entscheidenden Ausschusssitzung eingeladen wurden.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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