Wirte wehren sich gegen Preiserhöhungen des Senders Sky
Allerdings könnte es passieren, dass in einigen Lokalen der Bildschirm künftig schwarz bleibt. Grund sind massive Preiserhöhungen, die der Sender Sky den meisten Wirten ins Haus geschickt hat.Unter denen gibt es seither einen Aufruhr gegen das Preisdiktat des Monopolisten der Bundesliga-Liveberichterstattung. Am 29. Juli kamen rund 40 Betroffene im Restaurant Valentin am Südstern zusammen. Eingeladen hatte der dortige Wirt Joachim Mühle. Mühle hat bereits die Konsequenzen gezogen und sein Abo zum 31. Juli gekündigt. Statt 270 müsste er jetzt 470 Euro bezahlen. Das sei für ihn nicht mehr lukrativ. Auch weitere Kollegen zeigten Sky inzwischen die rote Karte. Ihre Hoffnung: Je mehr Gastronomen sich zu einem solchen Schritt entschließen, umso eher sei der Sender gezwungen, ihnen einen günstigeren Preis anzubieten. Um einen Nachlass bei den Forderungen bemüht sich inzwischen auch der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga.
Aus der Sky-Übertragung erst einmal auszusteigen war anderen Gastronomen dagegen zu riskant. Sie bezahlen zähneknirschend die gestiegenen Tarife. Etwa Philipp Brokamp vom "Hops and Barley" in der Wühlischstraße. "Hätte ich gerade neu eröffnet würde ich auch sagen - ihr könnt mich mal." Aber nach inzwischen fünf Jahren gehöre die Fußballübertragung in seinem Lokal zum festen Ritual. Das Hops and Barley hat sich vor allem als Treffpunkt für die Fans von Borussia Mönchengladbach etabliert. "Die wären uns wahrscheinlich aufs Dach gestiegen, wenn wir die Spiele nicht mehr gezeigt hätten." Zum Beginn seines Abos habe der Preis bei 300 Euro gelegen, sagt Philipp Brokamp. Jetzt sind es 530.
Von 260 auf 420 Euro angestiegen sind die Kosten bei Michael Reinhardt vom "Bier Express" am Mehringdamm. Auch er entrichtet das höhere Salär mit der Faust in der Tasche. "Aber was soll ich tun? Keine Bundesliga und Champions League mehr, das kann ich nicht machen." Wie die meisten Kollegen bezweifelt auch Michael Reinhardt, dass sich die erhöhten Tarife durch mehr Umsatz amortisieren. Zum einen seien nicht alle Fußballtermine gut besucht. Und es gebe viele Gäste, die in 90 Minuten nur ein oder zwei Getränke ordern.
So machen sich manche Wirte inzwischen Gedanken, wie sie ihre Einnahmesituation verbessern können, damit die Sky-Übertragung wenigstens nicht zu einem Zuschussgeschäft wird. Überlegt wird zum Beispiel, bei publikumsträchtigen Spielen einen Top-Zuschlag einzuführen und das Bier oder die Cola dann teurer zu verkaufen. Michael Reinhardt sieht das etwas skeptisch. "Damit würden wir auch unsere regelmäßigen Stammgäste bestrafen." Eher könnte er sich mit einer Art Getränkebon anfreunden. Will heißen, jeder Fußballgast müsste zu Beginn einen bestimmten Betrag entrichten und bekäme dafür flüssige Ware.
Geprüft werden muss aber nicht nur bei diesen Ideen, ob sie überhaupt rechtlich zulässig sind. Denn nach einem Sky-Soli darf das alles zumindest vordergründig nicht aussehen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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