Wo Friedrichshain-Kreuzberg schlecht wirtschaftet

Hohe Grünpflege-Ausgaben: Das liegt auch daran, dass Anlagen wie der Görlitzer Park mehrmals pro Woche gereinigt werden. | Foto: Frey
  • Hohe Grünpflege-Ausgaben: Das liegt auch daran, dass Anlagen wie der Görlitzer Park mehrmals pro Woche gereinigt werden.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. Jedes Jahr erhalten die Bezirke eine Art "Zeugnis" über ihr Ausgabenverhalten. Das gibt es in Form der Broschüre "Was kostet wo wie viel" von der Senatsverwaltung für Finanzen. Vor kurzem ist das Zahlenwerk für das Jahr 2012 erschienen. Es listet in einigen Bereichen schlechte Noten für Friedrichshain-Kreuzberg auf.

Besonders mangelhaft ist das Ergebnis beispielsweise im Bereich Grünpflege. Der jährliche Kostenaufwand für einen Quadratmeter beträgt im Bezirk 4,21 Euro und damit so viel wie nirgendwo sonst. Im Berliner Durchschnitt sind es aber lediglich 1,97 Euro. Reinickendorf, als bester in dieser Kategorie kommt sogar mit nur 1,11 Euro aus. Und selbst zum zweitschlechtesten, Tempelhof-Schöneberg, der 3,52 Euro benötigt, liegt ein ziemlicher Abstand.

Schon seit Jahren ein Sorgenkind im Haushalt ist auch die ambulante Pflege. Daran hat sich auch bei den jüngsten Erhebungen nichts geändert. Vor allem bei Kosten für Hilfen nach der Pflegestufe 3 bleibt der Bezirk negativer Spitzenreiter. 3245 Euro beträgt diese Leistung hier pro Monat und Patient. In Reinickendorf sind es nur 1980 Euro, das Berliner Mittel liegt bei 2586 Euro. Am Ende steht hinter einer solchen Differenz ein Millionendefizit.

Der dritte große Verlustbringer sind die Sekundarschulen. Ein Platz schlägt dort in Friedrichshain-Kreuzberg mit 2379 Euro zu Buche. Auch hier ist Reinickendorf mit 1683 Euro wieder Primus, die durchschnittlichen Kosten betragen 2076 Euro.

Es sind gerade solche Ausreißer, die im Haushaltsjahr 2012 in Friedrichshain-Kreuzberg als einzigem Bezirk für einen negativen Abschluss im Bezirk in Höhe von 2,7 Millionen Euro gesorgt haben. Und auch im Etat für das kommende Jahr klafft noch immer eine Lücke von mehreren Millionen. Was unter anderem dazu führt, dass die Bibliothek in der Oranienstraße geschlossen werden soll.

Die verantwortlichen Stadträte der Kostenverursacher und ihrer Amtsleiter sind in der Vergangenheit mehrfach vor den Haushaltsausschuss zitiert worden und sollten dort ihre Defizite erklären. Einigermaßen klar nachvollziehbar ist das Finanzloch vor allem im Schulbereich. Weil viele Sekundarschulen bisher wenig nachgefragt sind, kommt es zu einer negativen Kosten- und Leistungsrechung. Dagegen angegangen werden soll jetzt mit Hilfe des Projekts "Turnaround - Schulen starten durch" der Robert-Bosch-Stiftung und der Senatsbildungsverwaltung. Es fördert zehn Berliner Schulen, davon mit der Hector-Petersen-, der Schule im Graefekiez und der Schule an der Skalitzer Straße drei Kreuzberger Einrichtungen. Zum Beispiel in Form von Qualitätsmanagement, das zu besseren Leistungen und einem insgesamt positiverem Klima führen soll. Insgesamt steht dafür eine Million Euro zur Verfügung.

Im Bereich ambulante Pflege soll ein externes Controlling eingeführt werden. Außerdem, so erklärte der zuständige Stadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke) schon vor einigen Monaten, werde inzwischen bei den Abrechnungen der beauftragten Pflegedienste genauer hingeschaut.

Ähnlich klingt das auch bei der Grünpflege. Dort wird außerdem auf die notwendige häufige Reinigung in einigen Anlagen, etwa dem Görlitzer Park verwiesen. Das treibe zwar die Kosten in die Höhe, sei aber wegen der hohen Besucherzahlen nicht anders zu machen.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.736× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.074× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.690× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.604× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.