Für viele die erste Anlaufstelle
Abgeordnetenhauspräsident besucht die Bahnhofsmission am Ostbahnhof

Dennis Buchner (Mitte) gibt gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Mitarbeiter Konrad Harms (links) Mahlzeiten aus. | Foto:  Marijke Hellborn
  • Dennis Buchner (Mitte) gibt gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Mitarbeiter Konrad Harms (links) Mahlzeiten aus.
  • Foto: Marijke Hellborn
  • hochgeladen von Finn Ruetz

Beinahe 128 Jahre schon gibt es die Bahnhofsmission in Berlin. Reiseschwierigkeiten, Obdachlosigkeit und einige andere Nöte bringen Menschen hier zusammen. Für viele ist die Bahnhofsmission die erste Anlaufstelle oder die letzte Chance auf ein geregeltes Leben.

Keine Bahnhofsmission Deutschlands gibt es länger als die am Berliner Ostbahnhof. Von Frauen aus katholischen, evangelischen und jüdischen Gemeinden gegründet, diente sie anfangs hauptsächlich dazu, arbeitssuchenden jungen Frauen, die am damaligen Schlesischen Bahnhof in Berlin ankamen, zu helfen und vor sozialer und sexueller Ausbeutung zu schützen. Daran hätte sich nicht viel geändert, meint Ulrike Reiher, Leiterin der Bahnhofsmission am Ostbahnhof. "Auch heute legen wir den Fokus auf Frauen, da diese oft benachteiligt und psychisch belastet sind." Generell habe das Klientel der Bahnhofsmission allerdings gewechselt: Menschen, die unter den Torbögen am Osttunnel zusammenkommen, seien meist wohnungslos, suchtmittelabhängig oder psychisch auffällig.

Für alle Bedürftigen stellt die Bahnhofsmission sieben Tage die Woche eine Anlaufstelle dar. Vormittags gibt es an der Tür eine Lunchpaket-Ausgabe, nachmittags besteht die Möglichkeit, drinnen zusammenzusitzen, die Toilette zu benutzen oder sich zu duschen. Neben diesen Hilfeleistungen gebe es auch persönliche Begleitung und Betreuung. "Es ist eine ganz niederschwellige Hilfe. Menschen kommen mit allen möglichen Problemen." Laut Reiher sei die Bahnhofsmission der erste Schritt in ein Hilfesystem, auf das manche Stammkunden seit über 20 Jahren zurückgreifen.

Platzmangel und wenig Fördermittel

Doch so groß die Bedeutung der "Nächsten Hilfe" auch ist, so gering sind auch ihre Mittel. Neben ungenügenden Fördermitteln vom Senat und einigen wichtigen Privatspenden hat die Deutsche Bahn der Bahnhofsmission fünf Torbögen des Ostbahnhofs zur Verfügung gestellt. Diese Fläche reicht jedoch kaum aus. So würde beispielsweise der Platz für Waschmaschinen, eine zweite Toilette oder gar zum Kochen einfach fehlen, meint Reiher. Die Räume sollen zwar um weitere zehn Bögen erweitert werden, dies dürfte nach Angaben der Bahn allerdings noch etwa vier Jahre dauern.

Besonders an langen Wochenenden und Feiertagen sei auch Personalmangel ein großes Problem. Viele Mitarbeiter der Bahnhofsmission sind Ehrenamtliche oder auch Schülerpraktikanten. "Bürgerschaftliches Engagement ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Zivilgesellschaft", sagte kürzlich der Präsident des Abgeordnetenhauses, Dennis Buchner (SPD), bei seinem Besuch am Ostbahnhof, bei dem er einen Vormittag lang mit Mitarbeitern sprach, Brote schmierte und Essen ausgab. Ehrenamt müsse wertgeschätzt werden, darin sind sich Reiher und Buchner einig. Viel Unterstützung ist dafür notwendig, um die jährlich etwa 50 000 Besucher mit etwa 90 000 Mahlzeiten zu versorgen, sie zu betreuen und auf ihrem Weg zu begleiten.

Mehr Informationen zur Bahnhofsmission am Ostbahnhof gibt es auf bahnhofsmission-berlin-ostbahnhof.de.

Autor:

Finn Ruetz aus Rummelsburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.676× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.019× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.643× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.550× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.