Selbstbestimmt bis zum Ende
Ehrenamtliche des Unionhilfswerks beraten zum Thema Patientenverfügung
Mit einer Patientenverfügung legt man fest, wie man im Falle einer unheilbaren Krankheit oder nach einem Unfall ärztlich behandelt werden will. Das Unionhilfswerk startet im Februar wieder einen Kurs für ehrenamtliche Patientenverfügungsberater.
Der Tod gehört zum Leben. Und vor dem Sterben kann sich niemand drücken. Mit einer Patientenverfügung kann man jedoch, wenn man noch gesund und fit ist, festlegen, wie das Ende aussehen soll, ob man an den Hightechmaschinen der Schulmedizin hängen oder auf lebenserhaltende Maßnahmen verzichten will. „Das sollte jeder machen, der selbstbestimmt und autonom über sein Ende entscheiden will“, sagt Barbara Schulz. Die 68-Jährige ist eine von 21 Ehrenamtlichen in der Zentralen Anlaufstelle Hospiz (ZAH) im Unionhilfswerk, die Menschen zu diesem komplexen Thema kostenfrei beraten.
Es sind ganz persönliche und tiefe Gespräche, die entstehen, wenn sich Menschen mit dem eigenen Tod auseinandersetzen. Die über zweistündigen Beratungen – auch bei den Ratsuchenden zu Hause – sind auch Lebensberatungen. Barbara Schulz kann zuhören und sich einfühlen, sie hat eine beruhigende Stimme und eine sehr freundliche Ausstrahlung. Als ausgebildete Lebens- und Sterbebegleiterin im Altershospiz weiß sie, wie wichtig es ist, dass Sterbende ihre Dinge vorher geregelt haben. „Es ist besser, wenn einem am Ende unerledigte Sachen nicht noch quälen“, sagt Schulz. Und wenn alle wissen, wie der Todkranke sein Ende gestalten will, ist das auch eine Erleichterung für die Angehörigen. Wenn die plötzlich entscheiden müssen, was die Ärzte machen sollen, ist das eine enorme Belastung, es sei denn, sie kennen den Willen des Sterbenden.
Was ist noch sinnvoll?
Barbara Schulz hat in ihrer eigenen Patientenverfügung festgelegt, dass sie im Sterbeprozess nur noch palliativ, also schmerzmindernd behandelt werden will. Das heißt auch, dass das Leben nicht durch massive Eingriffe oder Operationen künstlich verlängert werden soll. „Würdevoll sterben“, nennt Schulz das. Wenn die Ärzte nicht wissen, was der Patient an medizinischen Maßnahmen noch wollte, werden sie immer das volle Programm abfahren. „Krankenhäuser verdienen ja schließlich auch, wenn sie ihre Apparate einsetzen“, meint Schulz. Auch wollen sich gerade junge Ärzte beweisen und natürlich Erfahrungen sammeln, „obwohl es vielleicht gar nicht sinnvoll ist, noch kurz vor dem Ende einen Bypass einzusetzen“, sagt Barbara Schulz. „Man gönnt den Menschen doch einen natürlichen Sterbeprozess. Warum soll man sie noch mal rausreißen aus der Situation und eine Operation machen, die Leiden und Schmerzen bringt.“ Mit einer detaillierten Patientenverfügung für ganz bestimmte Situationen kann man das verhindern. „Ansonsten ist man im Apparat drin“, so Schulz.
Barbara Schulz wollte sich nach dem Berufsleben engagieren und noch „etwas mitbewegen“, wie die ehemalige Chefsekretärin sagt. Etwa dreimal im Monat macht sie sich auf, um Menschen zu beraten. Das ist vielschichtig und braucht Zeit. Zwei Termine gibt es für jeden, der sich mit seinem Ende auseinandersetzen will. Die ehrenamtlichen Berater kommen auch nach Hause oder gehen ins Krankenhaus oder Pflegeheim. Barbara Schulz besucht die Leute am liebsten zu Hause. Das ist persönlicher und passender als in Büroräumen. Beratungen kann man aber auch in den Räumen beim Unionhilfswerk in der Richard-Sorge-Straße 21a vereinbaren.
Neuer Kurs im Februar
Im Februar beginnt dort ein neuer Kurs für Ehrenamtliche. Denn der Bedarf an Beratungen steigt seit Jahren. Immer mehr Menschen, auch Jüngere, wollen diese lebenswichtige Sache regeln. Die Ausbildung dauert 32 Stunden und ist aufgeteilt auf fünf Tage. Die Ehrenamtlichen bekommen eine Aufwandspauschale von 15 Euro.
Der nächste Kurs zur ehrenamtlichen Patientenverfügungsberatung beginnt am 21. Februar. Interessierte können sich bis zum 15. Februar unter Tel. 40 71 11 13 anmelden. Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.hospiz-aktuell.de.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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