Gutachten bekräftigt Milieuschutzstatus für das Gebiet Weberwiese
Friedrichshain. Der Bereich um die Weberwiese soll Milieuschutzgebiet werden. Dass diese Ausweisung berechtigt ist, wird jetzt von einem Gutachten bestätigt.
Untersucht worden seien unter anderem die Zusammensetzung der Bevölkerung, der Bestand der Wohnungen sowie die Aufwertungspotenziale, erklärte Annette Haag von der beauftragten Gesellschaft ASUM bei der Präsentation im Stadtplanungsausschuss.
Im geplanten Milieugebiet zwischen Karl-Marx-Allee und Comeniusplatz würden etwa 5300 Menschen leben. Sowohl beim Bildungsniveau, als auch beim Einkommen rangieren sie insgesamt über dem Friedrichshain-Kreuzberger Durchschnitt. Der Kiez sei geprägt durch eher kleine Wohnungen. "50 Prozent der Bewohner leben in Ein-, weitere 30 Prozent in Zwei-Personen-Haushalten", erklärte Annette Haag.
Überdurchschnittlich hoch für den Bezirk sei außerdem mit rund 20 Prozent der Anteil der Senioren. Insgesamt zeichne sich das Gebiet durch einen starken nachbarschaftlichen Zusammenhalt und damit eine intakte Kiezstruktur aus. Und bisher bewegten sich auch die Mieten zumindest für Menschen, die länger dort leben, noch eher im preisgünstigen Niveau. Sie liegen im Mittel bei knapp sechs Euro pro Quadratmeter nettokalt, ein Viertel der Bewohner bezahlt sogar weniger als fünf Euro.
Für Neuvermietungen gilt das nicht. Hier werden inzwischen acht Euro und mehr verlangt. Und bei Eigentumswohnungen liegen die Kosten bei mehr als 3500 Euro pro Quadratmeter. Und schon in der Vergangenheit sei das Zusammenlegen von kleineren Wohnungen zu größeren beobachtet worden.
Gerade diese Fakten liefern eine wichtige Begründung für den Milieuschutzstatus. Setze sich der Trend fort, seien vor allem Senioren und Menschen mit wenig Einkommen von Verdrängung bedroht, machte Annette Haag deutlich. Das würde auch soziale Folgekosten bedeuten.
"Die Voraussetzungen für ein Milieuschutzgebiet sind deshalb gegeben", lautete das Fazit der ASUM-Gutachterin. Der Bezirk habe das Ausweisen dieses Status inzwischen auch durch eine Veröffentlichung im Berliner Amtsblatt angezeigt, erklärte Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis 90/Grüne). Mit diesem Instrument kann jetzt das Umwandeln von Miet- in Eigentumswohnungen untersagt werden. Gleiches gilt für Umbauten Richtung Luxusmodernisierung. Darunter fällt auch schon das Anbringen eines zweiten Balkons oder der Einbau eines weiteren Badezimmers.
Weiter erlaubt sind natürlich Neubauten, was jetzt Mieter an der Petersburger Straße beklagen. Dort gibt es seit etwa einem Jahr einen Milieuschutzstatus. Statt Sanierung im Altbaubestand würden die Freiflächen bebaut, meinen Betroffene, in deren Hinterhof das passieren soll. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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