Ex-Hostel ist Flüchtlingsheim
Infoveranstaltung zum Warschauer Platz
Am Warschauer Platz hat eine neue Flüchtlingsunterkunft eröffnet. Erst sieben Wochen später luden Bezirksamt und das Landesamt für Flüchtlinge die Anwohner zu einer Inforunde ein.
Rund 250 Menschen wohnen in dem roten Backsteinbau am Warschauer Platz. Es sind vor allem Familien aus Syrien, der Türkei und Afghanistan mit etwa 80 Kindern und Jugendlichen sowie alleinreisende Männer. Eröffnet hat die neue Flüchtlingsunterkunft mit maximal 580 Plätzen schon Anfang September. Aber erst jetzt luden Bezirksamt und das Landesamt für Flüchtlinge (LAF) zu einer Diskussionsveranstaltung ein.
Die späten, kurzfristigen Informationen zur Eröffnung der Unterkunft stießen bei vielen der rund 150 Anwohnern auf Kritik, die in den Saal der Zwingli-Kirche gekommen waren. LAF-Sprecher Sascha Langenbach entschuldigte das mit der starken Arbeitsbelastung des Amtes. Denn in Berlin sind die Unterkünfte für Geflüchtete voll. Weshalb die Kapazitäten erweitert werden, vor allem in den Massenunterkünften Tegel und Tempelhof. Auch Hotels und Hostels mietet das Land vermehrt an.
Bezirk will seinen Beitrag leisten
Im Rudolfkiez hat vor allem der Standort für die neue Unterkunft für einigen Wirbel gesorgt. Das frühere Hostel liegt in der Nachbarschaft des stadtbekannten Clubs „Busche“, der sich Sorgen über mögliche Konflikte zwischen Geflüchteten und Partygängern der LGBTQ-Community machte. Doch das Bezirksamt blieb bei seiner Entscheidung. Friedrichshain-Kreuzberg ist flächenmäßig der kleinste Bezirk und hoch verdichtet. Weshalb freie Flächen und Immobilien hier nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Außerdem wollte man keine Sporthallen belegen. Seinen Beitrag will der Bezirk dennoch leisten, das wurde auf dem Infoabend deutlich. Um Geflüchtete erfolgreich zu integrieren, sei eine „gute soziale Infrastruktur“ wichtig, betonte Sozialstadtrat Oliver Nöll (Linke). „Deswegen hat das Bezirksamt das Nachbarschaftszentrum RuDi unterstützt und mit zusätzlichen Mitteln für die mobile Stadtteilarbeit ausgerüstet.“ Auch dankte Nöll den vielen ehrenamtlich Aktiven, unter anderem vom Verein „Friedrichshain hilft“ oder vom Geflüchteten-Café im Lovelite. Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) warb um Verständnis für die Geflüchteten angesichts der vielen aktuellen Krisen weltweit: „Niemand flieht leichtfertig.“
Nachbarn wollen helfen
Auf die Frage, wie die Nachbarschaft konkret unterstützen kann, antwortete der Leiter der Unterkunft, dass wegen der relativ hohen Anzahl von Kindern und Jugendlichen vor allem Spielzeug, Bücher, Spielgeräte, (Fuß-)Bälle eine gern gesehene Spende seien. Dazu lud der Leiter ein, tagsüber in die Unterkunft zu kommen und den konkreten Bedarf zu erfragen. Angebote für die Flüchtlinge stellen auch das Gesundheitsamt und das Jugendamt bereit. Thema war auf der Infoveranstaltung auch die Schulplatzsituation, die bekanntlich in allen Bezirken prekär ist. Nicht alle Kinder aus Flüchtlingsfamilien kommen sofort in Willkommensklassen unter. Hier kündigte das Bezirksamt möglichst schnelle Lösungen an. Vielerorts organisieren die Betreiber ehrenamtlichen Deutschunterricht direkt in der Unterkunft. Angesprochen wurde auf dem Infoabend auch die Sicherheits-, Beleuchtungs- und Reinigungssituation am U-Bahn-Eingang Warschauer Straße. Und für den Rudolfkiez kündigte das LAF eine zweite Flüchtlingsunterkunft an. Die soll Anfang nächsten Jahres eröffnen und 150 Plätze haben.
In Friedrichshain-Kreuzberg gibt es laut Landesamt aktuell fünf Unterkünfte mit 1275 Geflüchteten. Berlin hat insgesamt bisher 107 Unterkünfte mit rund 32 200 Bewohnern.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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