Jugend und Drogen: Bezirksamt veröffentlicht Studie
Friedrichshain-Kreuzberg. Bereits vor zwei Jahren wurden Schüler aus Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Steglitz-Zehlendorf über ihren Konsum von Alkohol, Tabak und Cannabis befragt.
Jetzt hat die Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit des Bezirks die Ergebnisse vorgelegt. Demnach gaben 47 Prozent der Jugendlichen Erfahrungen mit promillehaltigen Getränken an. Bei Zigaretten waren es 29 und bei Cannabisprodukten 18 Prozent.
Tabak wird allerdings von einer größeren Gruppe regelmäßiger konsumiert als die beiden anderen Drogen. Acht Prozent der Befragten erklärten, sie würden täglich rauchen, weitere drei Prozent machten das mehrmals in der Woche. Zu Alkohol sowie Haschisch oder Marihuana greifen jeweils ein Prozent jeden Tag und zwei Prozent häufiger während einer Woche.
Zwischen einer Affinität zu Drogen und ihrem wirklichen Gebrauch bestehe ebenfalls ein Unterschied, stellt die Studie fest. Cannabis sei zwar bei den Jugendlichen "am meisten angesagt", aber längst nicht alle, die diese Ansicht vertreten, hätten damit auch praktische Erfahrungen. Für viele Kiffer sei Tabak aber offenbar die Einstiegsdroge.
Erster Alk zuhause
Je früher jemand mit Suchtmittel in Berührung komme, umso größer sei eine mögliche Abhängigkeit, ist ein weiteres Fazit. Alkohol werde bereits von zehn Prozent der Zwölf- und 20 Prozent der 13-Jährigen gelegentlich getrunken. Den ersten Schluck gebe es nicht unbedingt bei Partys oder mit Gleichaltrigen, sondern im familiären Umfeld. Hier bestehe offenbar "eine ausgeprägte Toleranz vieler Eltern".
Der Einstieg nicht nur in den Konsum von flüssigen Drogen sollte möglichst weit hinausgezögert und den Jugendlichen Wissen über die Risiken bestimmter Substanzen angeboten werden, lauten einige der Schlussfolgerungen. Dazu gehörten auch eine Auseinandersetzung darüber, warum und zu welchen Anlässen sie vor allem eine Rolle spielen, sowie Präventionsangebote für Familien.
Aufklärungskampagnen hätten dagegen keinen messbaren Einfluss auf das Verhalten der Heranwachsenden. Sie ließen sich eher durch positive Botschaften, etwa in der Werbung, beeinflussen. Deshalb wären Reklameverbote effektiver als eine negative Darstellung.
Eine "Illegalisierung von Drogen" wirke dagegen nicht, was ganz besonders für Cannabis gelte. Hier vertritt die Koordinierungsstelle Gesundheit, wenig überraschend, die auch von ihr geforderte Linie eines liberalisierten Umgangs mit weichen Drogen. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg versucht das unter dem Stichwort kontrollierte Abgabe durchzusetzen, scheiterte damit aber bisher.
Für die Studie wurden insgesamt 1436 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen elf und 16 Jahren interviewt. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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