Eiswasser und warme Suppen
Seit drei Jahren kümmert sich der Hertha-Fanverein 1892HILFT um Obdachlose
Die ehrenamtlichen Helfer vom jüngsten Hertha-Fanprojekt 1892HILFT verteilen im Hitzesommer auf ihren Suppenbustouren auch wieder eiskaltes Trinkwasser in Alu-Mehrwegflaschen.
Gerade ist er auf dem Weg zu Edeka Colombino, um neun Gänse abzuholen. Die Vögel kommen in die Rum-fort-Suppe, die André Ruschkowski mit seinen Helfern jede Woche an Obdachlose verteilt. Rum-fort-Suppen sind leckere Kreationen aus Lebensmitteln, die rumliegen und fortmüssen. So nennt die Cateringfirma 40seconds ihre Suppen, die sie für den Hertha-Fanverein 1892HILFT kocht. 115 Suppen hat Ruschkowski vergangene Woche mit seinen Mitstreitern am Alex und Ostbahnhof verteilt. Dazu Brötchen, Äpfel, Bananen und Eiswasser, aber auch Socken, Unterwäsche und Hygieneartikel. Die Hilfsinitiative, die der 45-jährige Sozialarbeiter in Corona-Zeiten 2020 gegründet hat, ist seit 2022 ein Verein mit mittlerweile über 50 Engagierten.
„Als die Projekte mit meinen Kids auf Bolzplätzen nicht mehr möglich waren, wollten wir Hertha-Fans irgendwas machen“, sagt Ruschkowski zum Start von 1892HILFT. Anfangs habe er Suppen an U-Bahnhöfen verteilt. Mittlerweile touren die engagierten Herthaner mit einem blauweißen Suppenbus zu festen Anlaufstellen am Alexanderplatz, Ostbahnhof und in Steglitz und bringen Suppen und vieles andere mehr zu den Obdachlosen.
Ein Leben für den Fußball
André Ruschkowski ist Hertha-Fan, seit er sieben Jahre alt ist. Ein Leben für den Fußball und ein Herz für die Schwächsten. „Ich will Berlin ein bisschen besser machen“, sagt er. Dass er seine blauweiße Liebe mit Nächstenliebe mischt, ist nur verständlich. Der Bus und die Trinkflaschen sind in den Hertha-Farben Blau und Weiß. Vereinsmitglied oder Fußballfan muss man aber nicht sein, um bei 1892HILFT mitzumachen. André Ruschkowski als eingefleischter Herthaner will mit dem sozialen Engagement auch ein bisschen zeigen, dass die blauweißen Fans ganz normale und vor allem hilfsbereite Berliner sind und keine „seelenlosen“ Stadiongänger von stinkreichen Megaclubs.
André Ruschkowski ist bei fast allen Suppenbustouren selbst dabei. Er arbeitet fast jeden Tag für das Projekt, holt Lebensmittel oder Sachen von Partnern ab und organisiert immer neue Hilfsideen. Angestellt ist Ruschkowski beim Stadtteilzentrum Steglitz, das sein Engagement genauso unterstützt wie die Kumpels aus der Fankurve im Olympiastadion. Bei der derzeitigen Hitze verteilen die Helfer neben Suppen auch wieder Eiswasser in Alu-Mehrwegflaschen. Aus Spenden hat 1892HILFT im vergangenen Jahr 1892 Literflaschen gekauft und mit dem Vereinslogo und dem Slogan #vollePulleHertha beklebt. Die Flaschen haben auch einen QR-Code, mit dem die Obdachlosen die Standorte finden, wo man Trinkflaschen auffüllen kann.
Projekt "Schlafsackengel"
Diese Trinkflaschen verteilt 1892HILFT auch an Einrichtungen wie Evas Haltestelle. Vergangene Woche waren es insgesamt 256. Ruschkowski freut sich über jede Spende und Unterstützung. Wer noch gute Alu-Trinkflaschen rumstehen hat, kann sie gerne spenden. Auch andere Sachen werden immer benötigt. Was genau und welche Hilfsaktionen 1892HILFT für Obdachlose mittlerweile macht, steht auf der Internetseite. Beim Projekt „Schlafsackengel“ zum Beispiel, das André Ruschkowski seit knapp zwei Jahren gemeinsam mit der Berliner Obdachlosenhilfe macht, werden wöchentlich gebrauchte gegen neue oder chemisch gereinigte saubere Schlafsäcke ausgetauscht.
Der Verein 1892HILFT finanziert sich ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet unter 1892hilft.de.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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