Videos in Gebärdensprache auf der Website des Bezirks

Katrin Becker hat mit Savina Tilman (Skype-Bild) die Videos in Gebärdensprache produziert. Hinter ihr ist ein Ausschnitt zu sehen. | Foto: Frey
  • Katrin Becker hat mit Savina Tilman (Skype-Bild) die Videos in Gebärdensprache produziert. Hinter ihr ist ein Ausschnitt zu sehen.
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Friedrichshain-Kreuzberg. Savina Tilmann ist per Skype zugeschaltet. Tina Ehmann sitzt an einem Tisch im Rathaus Friedrichshain. Die beiden Frauen kommunizieren miteinander. Mit ihren Händen.

Denn Tina Ehmann ist gehörlos und deshalb werden ihre Handgesten von Savina Tilmann übersetzt. Das alles passierte während der Präsentation einer Premiere. Als erster Bezirk hat Friedrichshain-Kreuzberg auf seiner Homepage jetzt zwei Videos in Gebärdensprache eingestellt. Savina Tilman ist dort zu sehen und bietet gestenreich Informationen.

Das Online-Angebot ist natürlich nur ein erster kleiner Schritt. Es soll vor allem aufmerksam machen und für etwas mehr Barrierefreiheit sorgen. Allein im Bezirk leben rund 3000 Gehörlose. Dazu kommt eine weitaus größere Zahl von Schwerhörigen.

Tina Ehmann findet den Service natürlich gut. Aber auch sie macht gleichzeitig deutlich, dass das nur ein Anfang wirklicher Teilhabe sein könne. Verbal erklärt Savina Tilmann einige Probleme. "Nehmen Sie nur den öffentlichen Nahverkehr. Irgendwelche Durchsagen bekommt ein Gehörloser nicht mit, wenn sie nicht gleichzeitig schriftlich auftauchen.

Bei Behördengängen oder Arztbesuchen gibt es dagegen die Möglichkeit, einen Dolmetscher mitzubringen oder anzufordern. Die Kosten werden vom Bezirksamt übernommen. Zumindest die Standardfragen auf den Ämtern bereits in Form eines Videos zu beantworten, in diese Richtung gehen die weiteren Pläne. Deshalb soll es nach und nach zusätzliche Einspieler geben.

Savina Tilmann unterstützt das ausdrücklich und hat auch keine Angst, dann vielleicht arbeitslos zu werden. Ihre Kenntnisse bleiben weiter nachgefragt, schon weil es immer noch viel zu wenig Menschen gibt, die die Gebärdensprache beherrschen.

Und sie gab auch interessante Einblicke in diese Art der Kommunikation. Wenig bekannt ist beispielsweise, dass es auch hier "Fremdsprachen" gibt. Das Zeichen für einen Begriff sieht je nach Land häufig anders aus. Sie selbst beherrsche außer den deutschen Gebärden auch die in Englisch und Französisch. Wobei selbst innerhalb Deutschlands Unterschiede bestehen - sozusagen Gehörlosen-Dialekte. Nicht einfach sei manchmal das Transportieren von Verwaltungstexten gewesen, meint die Dolmetscherin. Vieles habe sie da zunächst selbst "übersetzen" müssen, um es dann anschaulich machen zu können. Wobei das kein Plädoyer für eine "leichte", sondern für eine klare Sprache sei.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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