Adrenalin und Köpfchen
Chessboxing ist ein pfeilschnelles Spiel

Die Kombi aus geistiger und körperlicher Fitness zieht Josef Galert (l.) und Evan Mangan aus den USA magisch an. | Foto: Ulrike Kiefert
3Bilder
  • Die Kombi aus geistiger und körperlicher Fitness zieht Josef Galert (l.) und Evan Mangan aus den USA magisch an.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Beim Schachboxen geht es um pfeilschnelles Schlagen und rasantes Ziehen. Kein Sport für jedermann. „Aber faszinierend“, weiß Profi Josef Galert.

Schweißperlen auf dem Schachbrett. Boxen über Türmen. Und immer gibt die Uhr den Takt vor. Das ist Chessboxing – eine Kampfsportart aus Schach und Boxen. „Es geht um körperliche und geistige Fitness, um die Kontrolle des Adrenalins“, sagt Josef Galert. „Erst Schwitzen beim Boxen, dann Nachdenken beim Schach, und das alles möglichst schnell“, denn die Schach-Uhr tickt auch im Boxring mit. Für Josef Galert sind pfeilschnelles Schlagen und rasantes Ziehen kein Problem. Seit fünf Jahren trainiert er im Chess Boxing Club Berlin, dem ersten Schachboxverein der Welt. Seit Herbst 2019 ist der Ex-Kölner der zweite Vorsitzende des Vereins. Schach spielen konnte er vorher schon. Auch verschiedene Kampfsportarten beherrscht Galert. Aikido zum Beispiel. Und Krav Maga, eine israelische Kampftechnik der Selbstverteidigung. Kraft, Ausdauer und Köpfchen braucht der Berliner auch beim Chessboxing.

Sechs Runden Schach, fünf im Boxen

Doch wie spielt und boxt man da eigentlich? Josef Galert erklärt die klassischen Regeln. Ein Kampf geht über elf Runden, sechs davon im Schach und fünf im Boxen. Die Runden werden im Wechsel absolviert. Der Kampf beginnt und endet mit einer Schachrunde. Drei Minuten dauert jede Runde, sowohl im Schach als auch im Boxen. Bei jedem Kampf summiert sich die Schachzeit also auf insgesamt 18 Minuten, von denen jeder der beiden Spieler neun Minuten hat. Nach jeder Schachrunde wird die genaue Position des Schachspiels digital registriert. Die Spieler spielen also eine Schnellschachpartie verteilt auf sechs Runden. Zwischen den Box- und Schachrunden wird 60 Sekunden pausiert. „Du hast also nach dem Schach nur eine Minute Zeit, dir die Boxhandschuhe anzuziehen“, sagt Galert.

Hier braucht es Köpfchen. Jeder Kampf beginnt mit Schach.  | Foto: Ulrike Kiefert
  • Hier braucht es Köpfchen. Jeder Kampf beginnt mit Schach.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Und wer gewinnt am Ende? „Da gibt es mehrere Möglichkeiten.“ Entweder siegt man durch Knockout beim Boxen oder durch Schachmatt. Siegen kann ein Kämpfer aber auch, wenn dem Gegenspieler in der letzten Schachrunde die Zeit wegläuft oder der vorzeitig aufgibt. Endet eine Schachpartie Remis, wird der Sieger nach Punkten im Boxen ermittelt. Endet auch der Boxkampf unentschieden, so gewinnt der Schachboxer, der im Schach mit den schwarzen Figuren gespielt hat. „Zwei Remis, das kommt in der Praxis so gut wie nie vor.“

Über mangelnde Begeisterung fürs Schachboxen kann der Verein nicht klagen. „Wir haben mehr als 50 Mitglieder in Berlin“, sagt Josef Galert. Die meisten sind Männer. Unter den Trainern des Vereins ist sogar ein Schach-Großmeister: Arik Braun spielt locker gegen alle 50 auf einmal Simultan-Schach – und gewinnt, immer. Einige Sportler trainieren im Verein, um sich auf einen Schachboxkampf vorzubereiten. „Andere wollen einfach fit bleiben und ihren Kopf dabei benutzen“, sagt Josef Galert. Ihm geht es genauso. „Beim Boxen können die Nase oder der Kiefer kaputtgehen. Das brauche ich nicht mehr.“ Bei Wettkämpfen macht Galert darum nicht mit. Aber er trainiert jede Woche. Im Sommer draußen im Volkspark Friedrichshain oder in der Franz-Mett-Sporthalle, Gormannstraße 13 in Mitte.

Schachboxen erfand 2003 der niederländische Aktionskünstler Iepe Rubingh, der vor zwei Jahren starb. Ursprünglich stammt die Idee aber aus dem Comic „Froid Équateur“ des französischen Zeichners Enki Bilal. Was bei Rubingh zunächst als Kunstperformance gedacht war, entwickelte sich schnell zum ausgereiften Wettkampfsport. Im Oktober 2005, zwei Jahre nach dem ersten Weltmeisterschaftskampf, fand in Berlin die erste Europameisterschaft im Schachboxen statt. Damals bezwang der Bulgare Tihomir Atanassov Dovramadjiev den heutigen Schachboxkommentator Andreas Dilschneider aus Deutschland.

Weitere Informationen auf www.chessboxingberlin.de.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 537× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 822× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 801× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.181× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.