Der Bezirk scheint auch bei Olympia die Ablehnungsfront anzuführen

Die Sportwelt zu Gast im Bezirk. Hier Teilnehmerinnen des Discover Football-Turniers im Rahmen der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011. | Foto: Frey
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Friedrichshain-Kreuzberg. Die Werbeaktion verlief eher zäh. In der Marheineke-Markthalle verteilte Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) am Rosenmontag Pfannkuchen, die mit den Olympischen Ringen versehen waren.

Das rief natürlich auch dort, wie meist bei Veranstaltungen im Rahmen der Kampagne für Olympia, die Hardcore-Gegner auf den Plan. Aber die waren nicht das Hauptproblem. Vielmehr verhielt sich auch die Kundschaft eher zurückhaltend.

Am 21. März will der Deutsche Olympische Sportbund darüber entscheiden, ob er mit Berlin oder Hamburg in das Rennen um die Spiele 2024 und eventuell auch 2028 gehen will. Ein wichtiges Kriterium ist der Rückhalt in der Bevölkerung.

Deshalb versucht der Senat, derzeit Begeisterung zu wecken. In Friedrichshain-Kreuzberg scheint das schwierig zu sein. Und das nicht nur bei der Klientel, die ohnehin fast immer gegen alles ist. Selbst manche Vertreter des organisierten Sports äußern sich zumindest differenziert. Etwa Joachim Uffelmann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Friedrichshain-Kreuzberger Sportvereine. "Ich finde Olympische Spiele zwar grundsätzlich klasse. Bei Olympia in Berlin habe ich aber etwas Bauchschmerzen." Uffelmann befürchtet vor allem Folgekosten, die das Mega-Ereignis mit sich bringt. "Darüber redet normalerweise niemand." Und dass der Bezirk von den Spielen profitieren könnte, versieht er ebenfalls mit einem Fragezeichen. "Ob deshalb hier wirklich mehr Hallen oder Plätze saniert werden, muss man erst einmal sehen."

Gerade darauf setzen aber manche Vereinsvertreter und stehen schon deshalb hinter der Bewerbung. Etwa Michael Hagen, Jugendleiter der Handballabteilung bei der SG Narva. Schon jetzt habe er das Problem, seine zahlreichen Nachwuchsmannschaften unterzubringen. Mit Olympia, so hofft er, werde es die eine oder andere neue oder besser ausgestattete Sportstätte geben.

Ähnlich klingt das bei Robert Zoch, Jugendbetreuer bei Berolina Stralau. "Auch der Breitensport wird von den Spielen profitieren und dadurch noch mehr Aufmerksamkeit bekommen."

Roswitha Ehrke vom Frauen- und Lesbensportclub Seitenwechsel glaubt dagegen nicht, dass sich für kleinere Vereine wegen Olympia viel ändern wird. Bessere Möglichkeiten, so meint sie, werden höchstens die großen Vertreter des Berliner Sports bekommen.

Was ihre persönliche Meinung zu den Spielen angeht, habe sie sich bisher noch kein abschließendes Urteil gebildet, sagt Roswitha Ehrke. "Ich werde mir deshalb in den kommenden Wochen das Für und Wider noch genau anhören." Aber immerhin klinge das Bewerbungskonzept erst einmal gar nicht so schlecht. "Die Frage ist nur, ob es sich so wirklich umsetzen lässt. Und die Leute sind einfach misstrauisch, was Großvorhaben in Berlin angeht."

Dieses Argument ist immer wieder zu hören. Etwa nach dem Motto: Wie soll eine Stadt, die nicht einmal einen Flughafen fertigbringt, Olympische Spiele stemmen? Im Gegensatz zu dieser Baustelle habe Berlin aber bereits bewiesen, dass es sportliche Großveranstaltungen durchführen kann, findet Robert Zoch und verweist auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaft oder den Beitrag zum Fußball-WM-Sommermärchen 2006.

Das Interesse an Olympia werde mit dem weiteren Verlauf des Bewerbungverfahrens weiter wachsen, glaubt Michael Hagen. "Noch mehr Jugendliche werden sich überlegen, ob sie nicht ebenfalls irgendwo aktiv Sport machen wollen."

Deshalb sollten die Vereine viel stärker in die derzeitige Kampagne einbezogen werden, findet der Narva-Jugendwart. "Der Landessportbund könnte ihnen zum Beispiel T-Shirts mit dem Bewerbungslogo zur Verfügung stellen", so seine spontane Idee. Wahrscheinlich wäre das zielführender als das Verteilen von Pfannkuchen in der Markthalle.

Thomas Frey / tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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