Die Basketballerinnen vom Gehörlosen-Sport-Verein fahren zum Europacup

Die Basketballerinnen des Gehörlosen-Sport-Vereins freuen sich auf den Eurocup. | Foto: Thomas Frey
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Friedrichshain. Sonja Wucher lässt den Ball zweimal auf den Boden tropfen, nimmt dann Anlauf und versenkt ihn im Korb. Sofort dreht sie ab und startet zum nächsten Angriff.

Ein knappes Dutzend Frauen bewegt sich auf diese Weise beim Basketballtraining in der Sporthalle der Lasker-Schule an der Corinthstraße. Die Einheit gleicht der anderer Übungsstunden in diesem Sport. Nur die Kommunikation auf und neben dem Feld verläuft anders.

Denn viele der Spielerinnen sind taub oder schwerhörig. Sie gehören zur Basketballabteilung des Berliner Gehörlosen-Sport-Vereins 1900 (GSV). Dort sind sie ein Aushängeschild. Seit 1996 wurde das Team acht Mal deutscher Meister, zuletzt in diesem Jahr. Dazu kommen ebenfalls acht Pokalsiege. Und vom 25. bis 28. November gibt es einen Höhepunkt. Als nationaler Titelträger wurden die Frauen zum Eurocup Deaf Basketball eingeladen, der in Bergamo in Italien ausgespielt wird. Auf das Treffen mit den besten Gehörlosen-Mannschaften des Kontinents sind die Spielerinnen gespannt. „Natürlich wollen wir dort gewinnen“, erklärt Sonja Wucher. Aber bereits die erste Teilnahme beim Eurocup sei ein besonderes Erlebnis.

Das Basketballteam gibt es seit Anfang der 1990er Jahre. Die meisten Spielerinnen sind zwischen Mitte 20 und Ende 30 und gehören ihm schon lange an. Sonja Wucher (38) ist beispielsweise seit 1995 mit dabei. Selbst Deniz Kilic, mit 20 die Jüngste, verstärkt die Erfolgsformation bereits seit vier Jahren. Die Erfahrung der Truppe sei natürlich ein großes Plus, meint sie.

Aber wie muss man sich ein Spiel ohne oder nur mit wenig akustischer Wahrnehmung vorstellen? Auch nicht viel anders, als es ansonsten abläuft, meint Deniz Kilic. „Basketball ist ein Sport, wo es weniger auf Kommandos, als auf Zeichen ankommt.“ Außerdem sei die Intuition bei Gehörlosen häufig besonders stark ausgeprägt. Und wenn Trainer Dario Adamic etwas besprechen möchte, lesen die Frauen die Anweisungen an seinen Lippen ab oder der Coach nutzt die Gebärdensprache, die er beherrscht. Manchmal wird auch innerhalb des Teams übersetzt.

Denn nicht nur an diesem Abend befinden sich in der Gruppe auch Aktive mit normalem Hörvermögen, die mit dem Team gemeinsam trainieren. Gleichzeitig verstärken mehrere GSV-Spielerinnen ihre Mannschaften, die teilweise in den oberen Ligen vertreten sind. Schon das zeigt ihre Klasse. Sonja Wucher ist beispielsweise außer in Berlin auch noch bei einem Verein in Bayern aktiv. Seit gut zwei Jahren wohnt sie in den Nähe von Erlangen und reist regelmäßig zu den Übungseinheiten an. Trainiert wird ein bis zwei Mal in der Woche in der Sporthalle in der Friedrichstraße in Kreuzberg sowie seit kurzem an der Corinthstraße. Basketball sei ein ganz wichtiger Bestandteil ihres Lebens, macht Sonja Wucher deutlich. Und die Erfolge sorgen natürlich für weitere Motivation.

Mit Laufeinlagen, Gymnastikübungen und Korbwürfen nimmt das Training seinen Lauf. Zu hören sind vor allem das Tippen des Balls oder die Schritte der Spielerinnen. Nicht immer gehe es so geräuscharm zu, erzählt Deniz Kilic. Wichtige Siege würden mit umso lauterem Jubel gefeiert. Als würden sich alle Emotionen dabei Bahn brechen.

Weitere Informationen über die Basketballerinnen gibt es unter: www.berliner-gsv1900.de. Das Team sucht auch noch Sponsoren, die sich an den Kosten der Eurocup-Reise beteiligen. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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