Grüne Oase im Beton
Auf dem RAW-Areal Ost beackern Anwohner Hochbeete

Managen das Urban-Gardening-Projekt: Konstanze Fritsch (47) und Cayan Rosentritt (39). Start war am 1. Mai.  | Foto: Ulrike Kiefert
7Bilder
  • Managen das Urban-Gardening-Projekt: Konstanze Fritsch (47) und Cayan Rosentritt (39). Start war am 1. Mai.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Selbst gezogenes Gemüse, frische Kräuter, Wildblumen: Auf dem RAW-Areal an der Revaler Straße haben sich Anwohner eine brachliegende Fläche fürs Urban Gardening erobert.

Gartenerde türmt sich zum riesigen Haufen. Viele Hände zimmern, bohren, messen, schleppen Eimer, schieben Schubkarren. Es ist Pflanzsaison und auf dem RAW-Gelände Ost grassiert das Gartenfieber. Doch es kein Schrebergarten, der hier entsteht. Kein Pflanzen in Reih' und Glied, sondern ein kunterbunter Mitmachgarten. Ein paar Radieschen dort, hier Kürbis und Tomaten, Johannisbeeren neben Wildblumen.

Um die 200 Quadratmeter hat der Eigentümer hergegeben für das gemeinschaftliche Urban Gardening auf Beton. Gegärtnert wird in Hochbeeten, zusammengezimmert aus Holzpaletten. Mitmachen kann jeder. „Alle 34 Hochbeete sind allerdings schon vergeben und die Warteliste ist lang“, sagt Konstanze Fritsch. Die Friedrichshainerin managt den Selbsterntegarten ehrenamtlich für die Stiftung Sozialpädagogisches Institut (SPI) Berlin, die über ein vielfältiges Portfolio an Projekten verfügt. Urban Gardening ist das Neueste. Das Gelände an der Revaler Straße darf die SPI etwa drei Jahre lang zwischennutzen. Der Eigentümer hat den Zaun finanziert und das Material für die Hochbeete spendiert. Im März ging es los mit den Vorbereitungen. Auf Betterplace warb Konstanze Fritsch für weitere Spenden, verteilte Aushänge im Kiez. In nur zwei Tagen waren alle Beete vergeben. An Familien mit Kindern, Paare, junge Leute, Kitas und Schulen in der Nachbarschaft.

"Einen sonderlich grünen Daumen braucht man für die Hochbeete nicht. Sie eignen sich besonders für Anfänger“, sagt Konstanze Fritsch. Nur den Holzkasten müssen die Erwachsenen selber bauen. Was so schwer nicht ist. Konstanze Fritsch hat für jedes Green Team eine Anleitung ausgedruckt. Vier Paletten braucht es, eine Wasserwaage, Hasendraht, eine Folie, Schrauben, Nägel, Tacker und einen Akku-Bohrer. Unten in den fertigen Kasten kommt zuerst das Hasengitter. „Das bedeckt den Boden und schützt so vor Wühlmäusen“, erklärt Konstanze Fritsch. Dann wird Folie ausgelegt und der Kasten mit je einer Schicht Hackschnitzel, Rindenmulch und Gartenerde gefüllt. Fertig ist das Hochbeet.

Sehen, wie Pflanzen wachsen

Für diesen platzsparenden Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern haben sich auch Eva und Benjamin Harder entschieden. Über einen Aushang sind sie auf das Urban Gardening aufmerksam geworden. In ihrem Hochbeet haben sie Blumen für Wildbienen gepflanzt, Tomaten, Radieschen und Zwiebeln. Um sich selbst zu versorgen, vor allem aber für ihren zweijährigen Sohn. „Damit er sieht, wie Pflanzen wachsen“, sagt sein Vater. „In der Stadt ein Stück Garten zu haben, vor allem jetzt in der Corona-Zeit, das ist doch genial“, findet seine Frau Eva. Nach der Arbeit wollen die beiden möglichst täglich vorbeischauen. Zum Gießen. „Wir wohnen ja nur drei Minuten weg von hier.“

Ganz soweit wie die Harders sind Anne Levke Vorbeck und Anja Kolmanics mit ihren drei Hochbeeten noch nicht. Die jungen Frauen schütten gerade Hackschnitzel in einen der Kästen. Wachsen sollen dort einmal Kürbisse, Kartoffeln, Tomaten, Radieschen, Erdbeeren, Erbsen und vielleicht auch ein paar Bohnen. „Und essbare Salatblumen.“ Alles für die Kinder aus dem Kinderladen „Sol“ in der Dirschauer Straße. „Die Hochbeete hätten wir gern dauerhaft“, sagen die zwei Mütter.

Doch beackert werden kann das Stück Garten erstmal nur für ein Jahr, informiert Konstanze Fritsch. „Danach schauen wir, wer weitermachen will und wer nicht.“ Die freien Beete gehen dann an die acht Familien, die auf der Warteliste stehen. Die Pacht kostet zehn Euro im Monat. Wer will, kann sie vor Ort auch abarbeiten. Geöffnet ist der Urban-Gardening-Acker montags bis sonntags von 8 bis 20 Uhr. Konstanze Fritsch schließt das Tor morgens auf und abends wieder ab. So kann jeder jederzeit vorbeikommen, sein Beet wässern, Unkraut zupfen und ernten, wenn es soweit ist. Und vielleicht läuft das Urban Gardening auf der RAW-Industriebrache doch länger als gedacht. Wenn der Eigentümer mitspielt. Konstanze Fritsch jedenfalls ist optimistisch. „Wir planen hier noch eine Wildblumenwiese und wollen Lehrtafeln aufstellen.“ Damit möglichst viele Friedrichshainer was davon haben.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 405× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.109× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 770× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.223× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.116× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.