Ende einer Schiffsodyssee
Freibeuter-Besatzung muss von Bord

Die Besatzung des Freibeuters hatte sich eingerichtet. Obwohl sie den Kaufpreis nie bezahlt hatte und den Liegeplatz hätte verlassen müssen.  | Foto: Thomas Frey
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Streichen die Nutzer des ehemaligen Jugendschiffs "Freibeuter" im Rummelsburger See jetzt die Segel? Nach einem Vergleich müssen sie es bis 15. Oktober verlassen.

So ausgehandelt am 24. August vor dem Landgericht über die vom Bezirk angestrengte Räumungsklage. Sie war nötig geworden, weil vom Kaufpreis nur ein kleiner Teil bezahlt wurde, die "Käufer" aber trotzdem an Bord blieben (wir berichteten).

Begonnen hatte die Geschichte 2016 mit einer Ausschreibung zum Erwerb des früheren Jugendschiffs. Eigentlich sollte jemand gefunden werden, der es verschrottet. Denn der Kahn war marode und konnte an seiner bisherigen Stelle nicht bleiben.

Umso größer war die Überraschung, dass eine "Gesellschaft Spreewohnen e.G." rund 225 000 Euro bezahlen wollte. Diese blieb sie fast vollständig schuldig. Ein Umzug war im Kaufvertrag formuliert. Nur fand sich kein alternativer Liegeplatz. Schon deshalb, weil das Schiff unter den meisten Brücken nicht durchpasste. Was sollte sie da machen, barmte die Besatzung und verwies lieber auf ihr Projekt.

Unter dem Titel „Forschungsstation für Autarkie & Gemeinschaftlichkeit“, abgekürzt Station AuGe, wollte sie neue Wohn-, Arbeits- und Lebensformen ausprobieren. Auch in Form von Kulturangeboten oder Kinder- und Jugendarbeit. Das wurde auch auf einem Schild vis-à-vis des Freibeuters sowie online propagiert. Ein Briefkasten und eine Satellitenschüssel wiesen ebenfalls auf Aktivitäten hin. Alles sozusagen gekapert.

Ein Vergleich wurde das Gerichtsverfahren vor allem deshalb, weil der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg auf ebenfalls angemahnte finanzielle Forderungen verzichtet. Geltend gemacht wurden eine monatliche Nutzungsentschädigung von rund 2400 Euro. und außerdem 6754,50 Euro Verzugszinsen für den nicht gezahlten Kaufpreis.

Die Gegenseite wollte dieses Geld mit ihren Investitionen aufrechnen. Um einen weiteren Rechtsstreit zu vermeiden, habe der Bezirk schließlich zugestimmt, dass beide Parteien ihre Zahlungsansprüche fallen ließen, antwortete Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis90/Grüne) auf eine Anfrage des SPD-Bezirksverordneten Frank Vollmert.

Wichtiger war, dass das Schiff wirklich verlassen wird.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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