Grüne Baumretter gegen den Hitzetod
Friedrichshain-Kreuzberg verleiht gratis Bewässerungssäcke
Der dritte trockene Sommer infolge macht den Berliner Bäumen zu schaffen. Friedrichshain-Kreuzberg geht mit gutem Beispiel voran und verteilt jetzt gratis Bewässerungssäcke. Aber auch andere Bezirke sind in der Stadtgrünpflege aktiv.
Die grünen Bewässerungssäcke sind keine neue Erfindung. Sie wässern mittlerweile fast überall in der Stadt gestresste Bäume. Wenn sich denn die Anwohner darum kümmern. Genau die will das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg ermuntern und testet darum jetzt als erster Bezirk ein Leihsystem. Wie das funktioniert, erklärten Umweltstadträtin Clara Herrmann (Grüne) und Stadtnatur-Ranger Toni Becker vor dem Lokschuppen im Wriezener Park, dort, wo die Ranger im Bezirk ihren Hauptsitz haben.
Bevor man sich einen solchen Bewässerungsbeutel ausleiht, sollte man aber wissen, wie er richtig gehändelt wird, damit er den Baum wirksam vor dem Hitzetod retten kann. Das demonstrierte Toni Becker an einer Maulbeere. Den Bewässerungsbeutel unten um Stamm legen, mit einem Reißverschluss befestigen und befüllen. Etwa 75 Liter Wasser passen in einen Sack. Der Clou: Das Wasser tröpfelt stetig heraus und versorgt den Baum so über neun Stunden mit Flüssigkeit. „Wenn man das ein oder zwei Mal in der Woche macht, reicht das“, sagte Toni Becker. Wie durstig ein Baum ist, erkennt man an den eingerollten, blassen Blättern und der dürren Krone. Im Herbst, wenn die Blätter fallen, ist das Gießen in der Regel dann nicht mehr nötig.
Bei der Baumpflege sind die Friedrichshainer und Kreuzberger laut Stadträtin schon super engagiert. Im Gräfekiez zum Beispiel oder im Richard-Sorge-Kiez. Aber eben noch nicht überall. „Darum haben wir 1000 Bewässerungssäcke angeschafft, die wir jetzt verleihen“, informierte Clara Herrmann. Die ersten hundert sind schon weg.
Die Säcke bekommen die Anwohner auf dem Werkhof des Grünflächenamtes im Görlitzer Park, Höhe Wiener Straße Ecke Ratiborstraße und zwar immer mittwochs oder freitags zwischen 14 und 16 Uhr. Oder zur Sprechzeit der Park-Ranger im Lokschuppen jeden zweiten Mittwoch von 14 bis 16 Uhr. Dort gibt’s dann auch Tipps zum richtigen Wässern. Dazu verleiht der Bezirk Gießkannen, Handharken und Stand-rohre, mit denen sich Hydranten anzapfen lassen. Für letztere muss jeder 250 Euro Leihgebühr hinterlegen. Die Säcke gibt es gratis, wer sie nicht mehr braucht, kann sie später zurückgeben. Mehr als ein lokales Krisenmanagement können die Bewässerungssäcke aber nicht sein, betonte Clara Herrmann. „Dauerhaft hilft das allein nicht. Wir brauchen ein dezentrales Klimamanagement.“ Aber sie sind ein Anfang, so wie die Stadtnatur-Ranger.
Die gibt es mittlerweile in sieben Bezirken, darunter in Tempelhof-Schöneberg, Mitte und Pankow. Pankow war 2019 der erste Bezirk, in dem das bundesweit einmalige Pilotprojekt Stadtnatur-Ranger des Umweltsenats startete.
Der Bezirk Mitte setzt gegen Trockenheit, Hitze und Schädlinge zusätzlich auf Feuchtigkeitssensoren an seinen Bäumen. Die werden in der Baumscheibe vergraben und regelmäßig vom Grünflächenamt ausgelesen. So erfahren die Mitarbeiter, ob und wie viel Wasser ein Straßenbaum braucht. Aktuell sind 564 Sensoren, die auch die Bodentemperatur messen, an mehr als 180 Standorten in 40 Straßen installiert. Mitte war im vorigen Jahr auch der einzige Bezirk, der mehr Straßenbäume nachpflanzte als er aus Sicherheitsgründen fällen musste, nämlich 507. Gefällt wurden 406 Bäume. Ganz Berlin hat knapp 432 000 Straßenbäume. 16 000 davon stehen in Friedrichshain-Kreuzberg. Der Bezirk hat insgesamt mehr als 42 000 Bäume.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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