Wasserverzehr in Echtzeit
Pilotprojekt an der Modersohn-Grundschule ist an den Start gegangen

Spritzig oder still? Valentina und ihre Mitschülerinnen nutzen die blauen Wasserbar jeden Tag.  | Foto:  Ulrike Kiefert
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In der Modersohn-Grundschule sehen die Schüler ihren Trinkwasserverbrauch jetzt in Echtzeit. Denn die Wasserspender haben spezielle Messgeräte, die alles aufzeichnen und auf einen Monitor im Schulfoyer übertragen. Das Pilotprojekt ist bisher einzigartig in Berlin.

Leicht gekühlt, spritzig oder still? Valentina und Merit entscheiden sich an der blauen Wasserbar heute mal für „ohne Sprudel“. Knopf gedrückt und das frische Trinkwasser läuft in den Becher. Die Mädchen kennen das schon. Denn den Wasserspender im Foyer hat die Modersohn-Grundschule schon länger. Ein zweiter steht in der Mensa. Doch jetzt können die beiden Fünftklässerinnen in Echtzeit verfolgen, wie viel Wasser sie gerade verbraucht haben.

Möglich macht das ein neuer Pilot, der in der Modersohn-Grundschule und damit erstmals in Berlin angelaufen ist. Die zwei Trinkwasserspender der Berliner Wasserbetriebe haben spezielle Wasserzähler. Die sogenannten TapWatch-Messgeräte messen den Wasserverbrauch, zeichnen ihn auf und übertragen ihn live – und das ist neu – auf einen Monitor im Schulfoyer und auf die Schulwebsite. So sehen die 435 Schüler, aber auch die Lehrer, Erzieher und der Hausmeister, wie viel Wasser sie täglich trinken und wie viel Kohlendioxid sie damit einsparen. Ein Blick auf's Display verrät: Seit vergangenem Dezember liefen 3284 Liter Wasser durch die Spenderhähne. Das sparte 392 Wasserkästen oder 4704 Flaschen und 26 Liefertransporte. Was wiederum 666 Kilo CO₂ reduzierte. Ein vitaler Baum braucht dafür 53 Jahre.

Kids aus dem Umweltkurs mit Urkunde und Lars Biermann.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Für Schulleiter Michael Eichel ist der Echtzeitmonitor eine tolle Sache. „Die Kinder sehen den CO₂-Fußabdruck ihrer Schule und lernen etwas dabei.“ Und dank der Wasserspender müssten die Schüler nicht mehr aus dem Wasserhahn trinken oder ihr eigenes Wasser mitbringen. Seine Flasche füllt der Schulleiter selbst täglich an der Wasserbar auf. Und auch die Kinder sind begeistert. „Wir genießen das und trinken keine süßen Säfte mehr“, sagt Valentina, die pro Schultag etwa einen Liter Trinkwasser verbraucht.

Mit dem Pilotprojekt sollen die Schüler lernen, nachhaltig und gesundheitsbewusst mit kostbarem Trinkwasser umzugehen. Passend dazu trägt es den Titel „Quelle der Nachhaltigkeit“. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Akteure: der Blue Community Berlin mit der IMIQ GmbH, den Berliner Wasserbetrieben und dem Verein „A tip:tap“ sowie mit dem Schulamt des Bezirks. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz finanziert das Ganze.

Projekt soll Schule machen

Im Bezirksamt ist man stolz, als berlinweit erster Bezirk damit gestartet zu sein. „Die Projektidee stieß in der Modersohn-Grundschule schnell auf Begeisterung“, sagt Schulstadtrat Andy Hehmke (SPD). Zum einen hatte die Schule bereits alle technischen Voraussetzungen und ein engagiertes Team, um den Piloten zu realisieren. Zum anderen wird Nachhaltigkeit an der Grundschule schon lange großgeschrieben. Seit sieben Jahren hat die Schule einen Umweltkurs, gegründet und geleitet von Lars Biermann, Klassenlehrer einer vierten Klasse. Der Kurs findet jeden Freitag für rund 20 Fünf- und Sechsklässler statt, jedes Halbjahr wechseln die Teilnehmer, damit alle mal rein dürfen. Die Themen suchen sich die Kids selbst aus. Luftverschmutzung, E-Mobilität, Müllvermeidung, Upcycling, Soja-Anbau, Kreuzfahrten und natürlich das Wassersparen – alles war schon dran. Dazu organisiert die Schule jeden dritten Donnerstag im Monat einen Altpapiersammelwettbewerb, erzählt Lars Biermann. Die Gewinnerklasse bekommt 100 Euro für die Klassenkasse. Und gerade sind die Kinder dabei, einen eigenen Schulgarten herzurichten. Spätestens im Sommer soll er fertig sein. Obendrauf kam jetzt noch eine Urkunde. Denn mit dem neuen Projekt „Quelle der Nachhaltigkeit“ hat sich die Modersohn-Grundschule als „leitungswasserfreundliche Schule“ qualifiziert – ausgezeichnet vom „A tip:tap“-Verein.

Bei den Berliner Wasserbetrieben wünscht man sich ebenfalls, dass der Pilot Schule macht. „Wir würden uns über noch mehr solche Projekte freuen“, sagt Dirk Strehlau. Denn Trinkwasser sparen wollen auch die Wasserbetriebe. Für Kinder wurde extra eine eigene Website geschaltet, die Tipps verrät und Ideen sammelt. Zu finden auf www.klassewasser.de. In Berlins Schulen haben die Wasserbetriebe seit Anfang 2020 mittlerweile mehr als 300 Trinkwasserspender aufgestellt.

Schulen, die beim Pilotprojekt mitmachen wollen, können hier nachschauen: www.quelledernachhaltigkeit.de. In Friedrichshain hat die Emanuel-Lasker-Schule bereits Interesse gezeigt.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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