Alten Pappeln droht die Kettensäge
Pläne für das "Auerdreieck" stoßen bei Anwohnern auf Widerstand

Noel Rademacher und Gisela Otto diskutieren darüber, wie die Pappeln erhalten werden könnten.  | Foto: Fotos: Ulrike Kiefert
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Der Park „Auerdreieck“ wird umgestaltet. Dem Plan nach könnten 15 alte Pappeln zum Opfer fallen. Anwohner wehren sich.
Die Grünfläche „Auerdreieck“ soll attraktiver werden. Das ist lange bekannt. Mit Hochbeeten fürs gemeinschaftliche Gärtnern, mehr Bänken, ökogepflasterten Wegen, saniertem Spielplatz und Bolzplatz. Dass für die Umgestaltung des Parks allerdings gesunde Pappeln gefällt werden sollen, ruft Anwohner auf den Plan. „Das hat uns alle schockiert“, sagt Noel Rademacher. „Denn uns hatte man mündlich mitgeteilt, dass hier keine weiteren Bäume gefällt werden.“ Das war im vergangenen Sommer bei einer Infoveranstaltung.

Die 15 Pappeln rund um den Bolzplatz sind die höchsten Bäume im Park, bieten viel Schatten, Schallschutz, schützen Spielfeld und Rasenflächen vor praller Sonne und den von Häusern umringten Park zwischen Auerstraße, Weidenweg und Löwestraße vor Hitzestau. Die Anwohner wollen die Pappeln unbedingt erhalten, haben bunte Wimpel und Plakate an die grünen Riesen gehängt und eine Petition gestartet. Mehr als 600 Unterschriften sind bereits zusammengekommen, mindestens 2200 müssen es werden. Die wollen die Anwohner dann Bürgermeisterin Monika Herrmann und Umweltsenatorin Regine Günther (beide Grüne) schicken. Damit sie das Abholzen stoppen.

Denn noch ist das Projekt in der Planungsphase. Was genau passieren soll, darüber hatte das Bezirksamt knapp drei Wochen lang mit einer Ausstellung direkt im Park informiert. Die endete am 26. Juni. Wer wollte, konnte Hinweise und Wünsche in einen Briefkasten werfen. Viele Anwohner nutzten die Präsentation, um ihren Protest buchstäblich an den Zaun zu hängen. Aber auch, um alternative Vorschläge zu machen. Zum Beispiel, den Bolzplatz so zu belassen wie er ist, und damit auch die Bäume drumherum. Oder ihn zu versetzen, damit die Pappeln stehen bleiben können. Laut Bezirksamt zerstören die Pappeln mit ihrem „aggressiven Wurzelwerk“ den Bolzplatz. Außerdem würden sie von Natur aus zu Grünastbruch neigen. Damit Spaziergängern keine Äste auf den Kopf fallen, müssten sie stark zurückgeschnitten werden, was die Bäume wiederum schwächen wurde und eine aufwendige Pflege zur Folge hätte. Darum habe man entschieden, zu fällen. Alternativ schlagen die Planer eine üppig blühende Großstrauchhecke am Bolzplatz vor, ergänzt von mittelhohen Bäumen.

Weil in den ausgehängten Plänen von „den“ Pappeln und nicht von „einigen“ Pappeln die Rede ist, gehen die Anwohner davon aus, dass alle weg sollen. Inzwischen hat es aber ein Treffen zwischen dem Mieterbeirat und dem Planungsbüro gegeben. „Dort haben wir nach dem Baumgutachten gefragt“, berichtet Gisela Otto vom Verein „Südhang Friedrichshain“, der die Anwohner in ihrem Protest unterstützt. „Demnach sollen wohl einige Pappeln stehenbleiben.“ Die Nachfrage im Rathaus, wie viele Pappeln denn nun tatsächlich weichen müssen, läuft ins Leere. Offenbar ist das Thema dort nicht wichtig genug. Und auch die Anwohner bleiben misstrauisch. "Das Vertrauen ist erschüttert, auch wenn es so aussieht, als würden unsere Wünsche berücksichtigt."

Das „Auerdreieck“ als Park existiert seit den 1950er-Jahren. Vor dem 19. Jahrhundert war die Fläche Teil der ländlich geprägten Vororte Berlins. Vor 1950 gab es dort, wo heute die Grünfläche liegt, noch Straßen und Wohnbauten. In der Nachkriegszeit wurde im Park ein Heizleitungssystem mit teils großen unterirdischen Anlagen verlegt. Das sollte die umliegenden Wohnblöcke versorgen. Ab 2018 begann das Bezirksamt mit dem Rückbau der baufälligen Heizungsanlagen als ersten Schritt zur Entsiegelung und Sanierung. Nun folgt Phase zwei. Bis Anfang 2022 soll die Grünfläche ihr neues Aussehen haben.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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