Beutel statt Papiertüte
Zero Waste sucht unter Gastronomen und Händlern Mehrweghelden

Backwaren im eigenen Stoffbeutel sind umweltfreundlich, weil sie Einwegverpackungen vermeiden. | Foto: Florian Reimann
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  • Backwaren im eigenen Stoffbeutel sind umweltfreundlich, weil sie Einwegverpackungen vermeiden.
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Trotz Mehrwegangebotspflicht für Restaurants, Bistros, Cafés, Caterer und Lieferdienste seit 1. Januar werden die Müllberge von Pappbechern und Essenschachteln kaum kleiner. Der Verein Zero Waste will das Thema voranbringen und sucht im Rahmen der deutschlandweiten Initiative für müllfreies Einkaufen „Einmal ohne, bitte“ Mehrweghelden als Vorbilder.

Nina Schleidt im Gespräch mit einer Café-Besitzerin, die bei der Aktion Mehrweghelden mitmachen will. | Foto:  Florian Reimann
  • Nina Schleidt im Gespräch mit einer Café-Besitzerin, die bei der Aktion Mehrweghelden mitmachen will.
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Wenn Nina Schleidt sich zum Mittag Salat vom Markt holt, lässt sie sich das Essen in ihre eigene Box füllen. Auch beim Bäcker verzichtet sie schon lange auf Papiertüten und steckt die Schrippen in ihren Stoffbeutel. „Auch an der Käsetheke im Supermarkt kann man sein eigenes Behältnis nutzen“, sagt die Umweltaktivistin vom Berliner Verein Zero Waste. Weil trotz verschärftem Verpackungsgesetz und Mehrwegangebotspflicht in Cafés und Imbissbuden weiter massenhaft Pappbecher und Wegwerfverpackungen genutzt werden, will der Verein mit einer Imagekampagne für Mehrweg werben.

Zu wenige wissen davon

Gastronomen müssen ihren Kunden als Alternative zu Einwegbehältern für Essen und Getränke auch Mehrwegbehälter anbieten. Pappbecher und Plastikschüsseln sind weiter erlaubt. Doch jeder zweite Berliner Gastronomiebetrieb kennt die Mehrwegangebotspflicht gar nicht, über 80 Prozent haben zudem noch nie etwas von der neuen Informationspflicht gehört. Das ergab eine Umfrage, die der Zero-Waste-Verein im März und April unter 50 Cafés, Restaurants und Imbissbuden durchgeführt hat. Laut einer aktuellen Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung im Auftrage der Umweltschutzorganisation WWF wurden gerade einmal 0,74 Prozent der über 13,7 Milliarden To-Go-Verpackungen in Mehrweg ausgegeben.

Vorteile für beide Seiten

„Die Mehrwegangebotspflicht reicht nicht, weil die Nutzung nicht verpflichtend ist“, sagt Nina Schleidt. Ihr Team will deshalb mit der Kampagne „Mehrwegheld*innen“ Vorbilder zeigen und auf die Vorteile aufmerksam machen, die Mehrweg für Kunden und Geschäftsleute bietet. „Wir wollen andere motivieren und dazu bewegen mitzuziehen“, so Schleidt. Im April und Mai hat der Verein eine Plakatkampagne mit den ersten vier Mehrweghelden gezeigt. Die Fotos zum Beispiel vom vietnamesischen Restaurant im Rummelsburger Kaskelkiez, das Essen in kundeneigene Behältnisse füllt, oder von Bäcker Ben vom Domberger Brot-Werk in Moabit, der Brot und Kuchen gern in Stoffbeutel oder Boxen steckt, hingen an 50 Großplakatwänden in der ganzen Stadt. 500 Mehrweghelden-Plakate hat Zero Waste auch in S- und U-Bahnhöfen aufgehängt. Finanziert wird die Kampagne von der Stiftung Naturschutz Berlin. Die Plakatfirmen wie Ströer haben die Werbeflächen günstiger zur Verfügung gestellt.

Ab sofort digital

In den kommenden Monaten soll die Mehrweghelden-Kampagne nur noch auf der Internetseite der bundesweiten Aktion einmalohnebitte.de/seimehrwegheldin und den Social-Media-Kanälen von Zero Waste laufen. Der Berliner Verein hat sich die Kampagne als Antwort auf die schleppende Umsetzung der Mehrwegangebotspflicht ausgedacht und hofft, dass auch andere Städte in dem Müllvermeidungsnetzwerk ihre lokalen Mehrweghelden suchen.

Das Berliner "Einmal ohne, bitte"-Team Nika Redmer, Swantje May, Nina Schleidt (von links). | Foto: Florian Reimann
  • Das Berliner "Einmal ohne, bitte"-Team Nika Redmer, Swantje May, Nina Schleidt (von links).
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Für die Cafés und Geschäfte, die bei der Aktion mitmachen und sich als Mehrweghelden präsentieren, bringt das auch Vorteile. Auf der Heldenseite können sie ihre Produkte präsentieren und für sich als umweltbewusste Geschäftsleute werben. Jeder vorgestellte Mehrwegheld bekommt eine Verlinkung zu seiner Website und dadurch neue Kunden. Im besten Fall solche, die ihren eigenen Kaffeepott mitbringen oder das Mehrwegangebot der Händler nutzen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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