Gutes Carsharing – böses Carsharing: Ideologisch aufgeladene Debatte
Der Antrag klang relativ harmlos. Das Bezirksamt soll in Parkraumbewirtschaftungszonen Stellplätze für Carsharing-Autos schaffen, war sein wichtigster Inhalt.
Eingebracht hatte ihn die SPD, auch die meisten Linken und die FDP fanden ihn gut. Die Grünen sahen das anders. Nach ihrer Meinung konterkariere diese Forderung das eigentliche Ziel, nämlich weniger motorisierter Individualverkehr. Die Leute sollen das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen, anstatt relativ niederschwellig eine Auto-Alternative offeriert zu bekommen, fanden ihre Redner bereits bei der Ausschussberatung. Wer trotzdem unbedingt ein Fahrzeug brauche, solle eine Carsharing-Station aufsuchen.
Aussagen, die die Befürworter des Antrags nicht nur für weltfremd, sondern sogar vom ideologischen Ansatz her für verfehlt hielten. Wenn man Menschen dazu bringen wolle, auf ein eigenes Auto zu verzichten, müsste man ihnen gleichzeitig ein Angebot machen, wenn sie in bestimmten Situationen einen Pkw benötigen. Etwa bei einem Großeinkauf oder für Eltern mit kleinen Kindern. Das gebe es, wenn sie relativ sicher sein können, in ihrem Wohnumfeld ein Mietvehikel zu finden. Sei das nicht der Fall, würden manche eher dazu animiert, sich einen Wagen anzuschaffen. Denn die wenigsten kämen wahrscheinlich auf die Idee, sich auf den vielleicht langen Weg zu einem fest installierten Fahrzeugverleih zu machen.
Zwischen diesen Positionen bewegte sich die Debatte. Dabei spielten auch Erhebungen eine Rolle, die entweder belegen sollten, dass Carsharing nicht zum Reduzieren des Autoverkehrs beitrage, wie die Grünen meinten. Beziehungsweise nach Ansicht der Gegenseite nicht vollständig aussagekräftig wären.
Der Antrag wurde von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen, gegen die Stimmen der Bündnispartei und bei Enthaltung der CDU.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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