Keine Station wurde so oft umbenannt, wie das Frankfurter Tor

Die Türme standen Pate beim Namen Frankfurter Tor. | Foto: Thomas Frey
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von Thomas Frey

An den Wänden im U-Bahnhof Frankfurter Tor befinden sich historische Fotos. Sie zeigen die Station zu verschiedenen Zeiten ihrer inzwischen 87-jährigen Geschichte.

Auf einigen der Aufnahmen ist zu erkennen, dass der Bahnhof nicht immer Frankfurter Tor hieß. Darauf verweist, wenn auch unvollständig, eine Tafel. Was zur Besonderheit dieses Verkehrsknotenpunkts führt. Er hatte im Laufe seines Bestehens schon vier verschiedene Namen und wurde sechs Mal um-, beziehungsweise rückbenannt.

Eröffnet wurde der Bahnhof am 21. Dezember 1930 unter dem Namen Petersburger Straße. Er war Teil der neuen U-Bahnlinie E, der heutigen U5, die zunächst vom Alexanderplatz nach Friedrichsfelde führte. Die Verlängerung bis Hönow erfolgte erst zu DDR-Zeiten.

Noch immer ist zu erkennen, dass die Station schon damals sehr großzügig angelegt wurde. Denn geplant war eigentlich, dass sich dort eines Tages zwei U-Bahnlinien kreuzen sollten. Die heutige U1 sollte von der Warschauer Brücke über die Warschauer Straße fortgesetzt werden. Eventuell auch noch weiter in Richtung Landsberger Allee. Dazu ist es schon wegen der Teilung Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gekommen. Aber erst vor einigen Jahren wurde dieses Projekt endgültig begraben.

Das Kriegsende war auch ausschlaggebend für die erste Namensveränderung. Nach dem Einmarsch der Roten Armee war Nikolai Erastowitsch Bersarin der erste sowjetische Stadtkommandant in Berlin. Allerdings nur kurz, denn er starb bereits am 16. Juni 1945 bei einem Motorradunfall. Zu seinem Gedenken wurde ein Jahr später die Petersburger Straße in Bersarinstraße umbenannt. Was auch den Bahnhof betraf. Weiterer Effekt: Der Name Petersburg, einstiger und seit 1991 erneuter Name für die russische Metropole, verschwand aus dem Straßenbild. Zu Sowjetzeiten hieß die Stadt Leningrad. Nach der Wende erhielt die Petersburger Straße wieder ihre ursprüngliche Bezeichnung. An Bersarin erinnert noch der Bersarinplatz.

Die Bahnhofsbezeichnung Bersarinstraße blieb bis 1957. Während dieser Zeit erfolgte der Neubau der Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee) zur sozialistischen Mustermagistrale. Auch die beiden markanten Türme am heutigen Frankfurter Tor waren Teil dieses Großbauvorhabens. Sie sollten eine Art Eingangsportal in die Innenstadt darstellen und sorgten dafür, dass der Name Frankfurter Tor dort verortet wurde. Das ursprüngliche Frankfurter Tor hatte sich einst etwa 800 Meter westlich, unweit des heutigen U-Bahnhofs Weberwiese, befunden.

Um die alte Bezeichnung an neuer Stelle möglichst schnell bei der Bevölkerung zu verankern, erhielt der Haltepunkt Bersarinstraße zunächst den Zusatz "Frankfurter Tor", der sich kurze Zeit später aber als alleiniger Name durchsetzte. 34 Jahre blieb der Bahnhof Frankfurter Tor dann Frankfurter Tor, ehe es dann nach der Wende zu einer wahren Namenslotterie kam.

Ihren Ursprung hatte sie nicht im Entfernen unliebsamer Persönlichkeiten oder Begriffe aus DDR-Zeiten, sondern in der Befürchtung, manche Reisende könnten irritiert werden. So argumentierte zumindest der damalige Berliner Verkehrssenator Herwig Haase (CDU). Er sah 1991 beim Frankfurter Tor eine Verwechslungsgefahr mit dem nicht weit entfernten Bahnhof Frankfurter Allee gegeben. Besser wäre es, die Station verweise auf einen wichtigen oder markanten Ort in ihrer Umgebung. In diesem Fall auf das Rathaus Friedrichshain. Das befand sich damals an der Petersburger Straße. Dumm nur, dass es dort nicht mehr lange blieb, sondern einige Jahre später an die Frankfurter Allee umzog. Dort befindet sich das Rathaus bis heute.

Also musste wieder einer Namensveränderung her. Die gab es 1996 und lautete: zurück zum Anfang. Der Bahnhof hieß zunächst wieder Petersburger Straße, allerdings nur wenige Monate. Denn schon zuvor und erst recht nach dieser erneuten Umtaufe regte sich Protest. Das Frankfurter Tor soll wieder zum Frankfurter Tor werden, war die Forderung, nicht zuletzt aus Friedrichshain. Eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus kam ihr schließlich im Februar 1997 nach. Ein Jahr später bekam der Bahnhof seinen alten und bis heute gültigen Namen. Anzeichen, dass sich daran etwas ändert, gibt es zumindest aktuell nicht.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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