Nach der Baustelle ist vor der Baustelle: An der Warschauer Straße muss nachgebessert werden
Friedrichshain. Am 1. September wurde das symbolische Baustellenende in der Warschauer Straße gefeiert. Auch Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) war zu diesem Termin gekommen. Allerdings wird es bei dem Umbau noch einen Nachschlag geben.
Wie bereits berichtet, gibt es auf der westlichen Straßenseite Probleme mit dem Belag. Der neue Flüsterasphalt wurde dort zu dick aufgetragen. Das wird sehr schnell zu Schäden führen. Er muss deshalb ausgebessert werden.
Jetzt geht es darum, wer die zusätzlichen Arbeiten bezahlt. Der Bezirk sieht die Baufirma in der Verantwortung. Für die sei das natürlich auch kein Pappenstiel, versucht sich Tiefbauamtsleiter Helmut Schulz-Herrmann in die Lage der Gegenseite hineinzuversetzen: "Wir reden hier nicht von einigen tausend Euro, sondern von einem Betrag im sechsstelligen Bereich."
Lösung noch unklar
Wie die Lösung aussieht, scheint derzeit noch unklar. Von möglichen neuen Verfahren ist ebenfalls die Rede. Und in diesem Jahr passiert schon wegen der jetzt kälteren Witterung nichts mehr. Baubeginn wahrscheinlich ab Frühjahr 2017.
Eine längere Sperre sei dann aber nicht zu erwarten, zeigt sich der Tiefbauamtsleiter optimistisch: "Das kann an zwei Wochenenden erledigt werden."
Auch das Gesamtprojekt Umbau der Warschauer Straße brauchte etwa ein Jahr länger als ursprünglich geplant. Der Grund waren viele oft unbekannte Leitungen, die sich in der Erde fanden. Welche davon vielleicht noch in Betrieb sind, musste zunächst geklärt werden. Solche unsichtbaren Arbeiten seien aufwendiger als die sichtbaren gewesen, meinte Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis 90/Grüne).
Aber auch auf dem Straßenland gab es einige Veränderungen. Auf beiden Seiten erhielt die Warschauer Straße eine Radspur. Die meisten Parkplätze fielen weg, stattdessen gibt es jetzt mehrere Haltebuchten für den Lieferverkehr oder einen Kurzstopp.
Kritik aus der Bevölkerung
Die Bedeutung der Buchten scheint einem DHL-Anlieferer an diesem Nachmittag nicht bewusst zu sein: Sein Fahrzeug stand auf der Radspur. Die Fahrradfahrer mussten das Hindernis umkurven und auf die Autofahrbahn, was eigentlich verhindert werden soll.
Natürlich fand der Umbau nicht den Beifall aller Anwohner, woran auch die von Andreas Geisel gelobte Bürgerbeteiligung nichts änderte. Entsprechende Kommentare, die die Berliner Woche erhält, äußern sich ebenso kritisch wie etwa der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club. Der bemängelt die zu geringe Breite der Radspuren. Das Weniger an Parkplätzen ist wiederum ein ganz anders gelagerter Kritikpunkt. Oder dass es bei nur zwei Fahrspuren in jeder Richtung für Autos geblieben ist.
Man könne eben nicht allen alles geben, das Ganze wäre ein Aushandlungsprozess gewesen, meinte der Stadtentwicklungssenator. Ja, das Ziel sei weniger motorisierter Individualverkehr in der Innenstadt. Aber die 25 000 Autos, die täglich die Warschauer Straße passieren, würden trotzdem nicht einfach verschwinden. Schränke man den Raum für sie ein, bedeute das mehr Stau.
Insgesamt hat die Umgestaltung der Warschauer Straße 4,3 Millionen Euro gekostet. Der Nachschlag für die Nachbesserung ist da natürlich nicht mitgerechnet. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.