Fakeprofil bei Lovoo
Dating App im Test: Wenn Frau erst lockt und dann abzockt
BERLIN - Dating-Apps kämpfen wie Partnerbörsen im Netz gegen Fakes! Auch bei der beliebeten Berliner App Lovoo können Mitglieder Profile melden, die scheinbar nur vorgeben, die wahre Liebe zu suchen. Trotzdem gelingt es Moderatoren Prüfsiegel zu kriegen und Singles aus der Hauptstadt Illusionen vorzuspielen. Mit folgenden Tipps, kann man sicher weiter flirten.
Um eines vorweg klarzustellen: Seriöse Dating-Apps - hierzu gehört auch Lovoo mit Sitz in Dresden und Berlin - haben kein Interesse, dass ihre (teils zahlende) Kundschaft verschaukelt wird. Doch leider können zwischen den echten Singles immer wieder Scheinprofile einige Zeit überdauern. Einer angeblichen einsamen Frau, die bei ihrem eifersüchtigen Ex-Freund lebt, war ich tagelang auf der Spur - verfolgte sie von Lovoo bis auf eine Seite, wo Männer ausschließlich nicht mit echten Frauen flirten.
Erst schöne Augen machen...
"Rista" (Username) schickte Berliner Single-Männern auffallend oft Herzchen. So meinem Kollegen und wenig später mir, als ich mich zum Test für die Hauptstadt Region bei der App Lovoo anmeldete. Recherchen ergaben, dass Rista eine Fiktion ist. Erfunden von Moderatoren. Wie kann das klappen? Rista zeigte sich zunächst sehr sympathisch auf ihren Bildern, die nicht mal professionell aussahen, sondern wie ein Selfie im eigenen WG-Zimmer. Doch Obacht, denn die angeblich junge Studentin suche laut Beschreibung nach einer Affäre, da sie sich "neu entdecken möchte"; gern auch mal mit "ausgefallenen Sachen". Männer sollen dem hübschen Single per Whatsapp ihre Wünsche schreiben. Ihre Telefonnummer veröffentlichte Rista im Profil. Da Rista bei Lovoo das Siegel "Verifiziertes Mitglied" zum Zeitpunkt der Recherche vorweisen konnte, schien auf den ersten Blick trotzdem alles seriös.
...dann Audionachricht senden
Zur Verifizierung wird beim genannten Anbieter aber keine Identitätsprüfung per Video-Ident oder Ausweissichtung genutzt. Das wäre auch kostenintensiver. Hat aber leider zur Folge, dass nicht wirklich bekannt ist, wer letztlich hinter dem Smartphone sitzt. Das wusste vermutlich auch Rista, die ich inzwischen mit einer WhatsApp-Mitteilung von einer Mobilfunknummer höflich anschrieb und ohne Anzüglichkeit fragte, was sie denn nun suche. Ich bekam eine Sprachnachricht zurück. Ohne sich mit dem Namen "Rista" vorzustellen oder mich direkt persönlich anzusprechen, erzählte eine Frauenstimme, dass sie sich von ihrem Ex-Freund trennte und noch bei ihm wohne. Aber auf einer Webseite könne ich sicher mit ihr Kontakt aufnehmen. Immerhin eine Minute lang tischte mir die Dame ihre Beziehungsgeschichte in einer Audio auf. Die weibliche Stimme sollte mich wohl für den nächsten Schritt in Sicherheit wiegen.
Pikantes Bild als Vertrauensbasis
Denn es folgte eine Textnachricht: "Die Seite, die ich aber meine nennt sich xfinden.com und Du findest mich dort unter 'ChristaCruss'". Dann schrieb die Dame mir weiter: "Muss Dich zur Sicherheit wegen meinem Freund erstmal blockieren hier (...)." Damit ich aber wisse, dass Rista wirklich Interesse hätte, wurde mir ein Nacktbild von ihrem Körper geschickt - "ein pikantes Bild von mir, damit Du weißt, dass ich es ernst meine." Wenige Stunden später schrieb mein Kollege unter dem Namen Tom ebenfalls auf ihre Whatsapp-Nummer, ohne Anzüglichkeiten oder sexuelle Andeutungen. Er bekam die identische Sprachnachricht von Rista, den gleichen Text und dasselbe freizügige Foto. Auch er wurde blockiert, wegen dem bösen Ex.
Betreiber räumt fiktive Profile ein
Abschließend suchte ich nach dieser speziellen Seite und gelangte nach einer Weiterleitung auf eine Homepage, die zur GA Medien UG gehörte. Dort fand ich auch nach der Anmeldung auf xfinden.com das Lovoo-Girl wieder. Ich bekam in der seiteneigenen Währung Guthaben, welches nur für zwei Nachrichten ausreichte. Viele Aktivitäten auf der eher simpel gestalteten Dating-Seite kosten die Währung Token, die ich mit echtem Geld erwerben sollte. Und das für nicht mal echte Frauen. Denn in den AGB der Seite xfinden.com heißt es wortwörtlich (Bild 4):
Bei xfinden.com handelt es sich um einen moderierten Dienst. Die Moderation dient dazu, die Aktivitäten über das Portal und damit die Umsätze des Betreibers zu erhöhen. Dazu legen Moderatoren, die vom Betreiber beschäftigt werden, eine Vielzahl von Profilen fiktiver Personen an und geben sich als diese fiktive Person aus. Daher verbergen sich nicht hinter allen Profilen reale Personen. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei sämtlichen weiblichen Profilen um fiktive Profile handelt, die von Moderatoren betrieben werden.
Alles also eine Illusion und grundsätzlich nicht mal illegal. Strafrechtlich gibt es nämlich hier keine Möglichkeiten. Das stellte die Flensburger Staatsanwaltschaft gegenüber shz.de bereits 2014 fest. Der besagten Staatsanwaltschaft sind bestimmte Singlebörsen längst nicht unbekannt. Aber für Betrug muss ein Täter täuschen. Durch den Hinweis in den Geschäftsbedingungen solcher Seiten, kann der Nutzer vor Registrierung aber erfahren, dass Profile keine echten interessierten Singles abbilden. Mein Rat: Wer liest schon die AGB, zählt bei der Partnersuche nicht! Nehmen Sie sich die Zeit und lesen sich diese bis zum Ende durch.
So reagierte Lovoo auf den Verdacht
Ich habe am vergangenen Freitag den Pressesprecher von Lovoo angeschrieben und übersendete das Foto von Ristas Fakeprofil. Ferne informierte ich über den Verdacht, dass die Mitglieder bei Lovoo mutmaßlich auf die moderierte Seite gelockt werden. Der Sprecher schrieb mir noch am selben Tag, dass man sich umgehend um den Hinweis kümmere. Und siehe da: Am vergangenen Sonntag konnte ich zwar immer noch Ristas Profil aufrufen, aber die Rufnummer sowie der anzügliche Text über die Affäre ist nicht mehr öffentlich und alles wurde aus den Details gelöscht. Lovoo hat also reagiert.
Flirten Sie sicherer mit Dating Apps
Berliner Singles, die diese oder ähnliche Apps zum Flirten nutzen möchten, sollten fünf wichtige Tipps beherzigen. 1. Melden Sie umgehend Profile von Mitgliedern, die sie auf eine andere Seite locken wollen - Fakes ruinieren das Geschäft seriöser Anbieter, Firmen sind dankbar für Hinweise (bei Lovoo zur Meldung im jeweiligen Profil oben rechts auf die Punkte klicken). 2. Bleiben Sie misstrauisch, wenn Ihnen jemand sofort eine Mobilfunknummer gibt. 3. Bezahlen Sie Mitgliedschaften von Apps immer direkt über den Appstore und Dienstleister, wo Sie im Betrugsfall Ihr Geld zurückholen können, zum Beispiel Google Playstore (Android Smartphones), Apple Store (i Phones) oder Paypal. 4. Meiden Sie die Zahlungsart Aufladung mit Paysafecard oder Vorkasse; das gilt insbesondere bei seiteneigener Währung! 5. Vorsicht bei Nacktbildern: Wenn Ihnen insbesondere Frauen gleich freizügige Bilder senden, handelt es sich mit Sicherheit um ein Fake.
Autor:Marcel Adler aus Friedrichshain |
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