Rippchen zum Kuscheln
Designerin Silvia Wald stellt Wurst- und Fleischwaren her – aus Textilien
Die berühmte Fleischtheke hat Silvia Wald vor einiger Zeit aus ihrem Laden in der Boxhagener Straße entfernt. Sie stand dort über zehn Jahre und hatte Bekanntheit auch weit über die Grenzen von Berlin hinaus erlangt. Die Designerin präsentierte dort jahrelang ihre Kissenkollektion zum Thema Fleisch und Wurstwaren.
Die Produktserie aus Baumwolle, Lycra, Mikrofaser und Kunstleder imitierte in ironischer und einzigartiger Weise das Nahrungsmittel Fleisch und wurde somit vermutlich zur ersten Textil-Fleischerei weltweit. Auch in der Kreativhauptstadt Berlin unterschied sich „Aufschnitt Berlin“ von vielem, was sich im Bereich Gestaltung und Produktdesign entwickelt oder etabliert hatte – und das Ganze erfunden und ins Leben gerufen von einer Vegetarierin.
Marke „Aufschnitt Berlin“
Im Jahr 2008 war es reiner Zufall, dass die studierte Bekleidungstechnikerin mit ihrem Atelier für Schnittkonstruktion und Modellanfertigung in eine ehemalige Metzgerei zog, in der im Untergeschoss jahrzehntelang geräuchert wurde und das Schlachtvieh über den Hinterhof angeliefert wurde. Was für ein Glücksfall: Die geborene Brandenburgerin hätte sich keine passendere Location für die Präsentation ihrer Textilwaren ausdenken können. Die Marke „Aufschnitt Berlin“ – ein Wortspiel aus der Grundlage für die Erstellung von Bekleidung, der Schnittkonstruktion und dem, was man beim Fleischer eben kauft, nämlich den Aufschnitt – traf ganz offensichtlich den Nerv der Zeit. Über das hippe und kreative Berlin wurde und wird viel berichtet und irgendwann verkaufte sich die textile Wurst wie geschnitten Brot und Silvia Wald fand sich und ihre Geschichte in großen Reisemagazinen wieder und internationale Zeitungen fragten nach einem Interview.
Nach dem Erfolg mit „Aufschnitt Berlin“ wollte sich die 42-Jährige wieder mehr der Bekleidungs- und Textilproduktion zuwenden. Wer den Laden in der Boxhagener Straße 32 heute besucht, findet dort natürlich immer noch die Mortadella und Wurst, Herzen und Rippchen aus Stoff, aber in Kooperation mit anderen Berliner Designern werden auf einem Großteil der Fläche inzwischen Kleidung und Schmuck – alles Unikate – zum Verkauf angeboten.
Riesige Currywurst mit Pommes
Darüber hinaus gründete Silvia Wald 2018 das Label Gravitex, um Geschäftsbeziehungen und Serviceleistungen zu anderen Unternehmen auszubauen und besser bedienen zu können. So fertigte sie seitdem unter anderem Auftragsarbeiten für Theaterproduktionen an, belieferte Boutiquen und Geschäfte im In- und Ausland, arbeitete mit der Berliner Fleischerinnung zusammen und auch die Berliner Zweigstelle von Madame Tussauds fragte bei ihr an und gab eine riesige Currywurst mit Pommes in Auftrag.
Die liebsten Aufträge und Arbeiten sind Silvia Wald allerdings Kooperationen, die sich vor Ort mit anderen Kreativen oder Geschäftsinhabern ergeben. „Wenn zum Beispiel der Laden, der im Kiez Schokolade verkauft, nach der geeigneten Ladendekoration sucht und der Endkunde dort Kissen mit Pralinenoptik und Schokoduft findet, macht das einfach für alle Beteiligten unheimlich Spaß“, so die Geschäftsführerin.
Weitere Informationen unter www.aufschnitt.net.
Autor:Christian Hahn aus Niederschönhausen |
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