Galerie Kaufhof schließt: Nicht nur die Warenhaus-Ära endet am Ostbahnhof
Friedrichshain. Das nahe Ende kündigt sich durch Schnäppchen an. Preisreduziert, viele Prozente Rabatt, alles muss raus, werben Plakate am Eingang der Galeria Kaufhof am Ostbahnhof.
Der traditionsreiche Kaufhausstandort erlebt derzeit seine letzten Tage. Am 30. Juni ist Schluss. Damit endet eine Ära, die 1979 mit der Eröffnung des Centrum-Warenhauses begann.
Alles muss raus gilt aber nicht nur für den Kaufhof, der selbst vor gut einem Jahr seinen Auszug ankündigte. Schon seit einigen Jahren hatte er nur noch drei der insgesamt sechs Stockwerke genutzt. Unbedingt erdrückt haben sich dort die Kunden schon länger nicht mehr. Auf die freien Flächen zogen andere Nutzer. Und die müssen das Gebäude jetzt gezwungenermaßen verlassen.
Zunächst hätte es noch Anzeichen für einen weiteren Verbleib gegeben, sagt Mandy Peise, Filialleiterin des Kart- und Eventcenters im fünften Stock. "Später wurde uns ziemlich deutlich gemacht, dass wir hier nicht mehr erwünscht sind." Zehn Jahre gab es diese wahrscheinlich am höchsten gelegene Kartbahn in Berlin. 2013 wurde sie von Mandy Peises Unternehmen übernommen.
Der Standort sei natürlich optimal gewesen, sagt die Chefin. Aber gegen die Kündigung anzugehen, wäre chancenlos gewesen. "Wir waren wie die anderen auch Untermieter von Galeria Kaufhof. Und der Vertrag läuft Ende Juni aus." Am 23. Juni werden deshalb im Kart- und Eventcenter die letzten Runden gedreht. Anfang August, vielleicht schon Mitte Juli soll in der Rhinstraße in Lichtenberg neu eröffnet werden.
Bereits am 31. Mai war in der Bowlingbahn Schluss. Und für Betreiber Holger Heinke gibt es erst einmal keine Fortsetzung an anderem Ort. Es sei jetzt wie es ist, lautet sein Tenor. Ohnehin wäre das Geschäft in den vergangenen Jahren schwieriger geworden, denn die Gegend habe sich ziemlich verändert. Genau 20 Jahre gab es das Bowlingcenter mit Gastronomie.
Auch die Apotheke wird ersatzlos verschwinden. Die Zeiten, in denen ihn das angekündigte Ende schmerzte, seien aber inzwischen vorbei, sagt Inhaber Gunther Witt. Seine Pharmazie befand sich 21 Jahre dort. Der befürchtete Wegfall von medizinischer Nahversorgung beschäftigte zuletzt gerade viele Senioren im Kiez, denn im Gebäude befand sich auch ein Ärztezentrum. Ein Großteil der Praxen wird an einen neuen, immerhin noch einigermaßen erreichbaren Platz umziehen – in die Commeniushöfe an der Gubener Straße 47.
Und was passiert, wenn alles leer ist? Besitzer der Kaufhof-Immobilie ist seit vergangenem Herbst der österreichische Signa-Konzern, dem auch Karstadt gehört. Er will das Gebäude zunächst umbauen. Die Fassade soll verändert werden, dazu ist von einer Art Innenhof im Gebäude die Rede. Im Gegenzug kommen zwei weitere Etagen hinzu. Als Nutzer sind im unteren Bereich Einzelhandel, nach einer ersten Mitteilung von Signa insbesondere für Nahversorgung und Gastronomie vorgesehen. Auf den darüber liegenden Etagen entstehen Büro-Lofts und ganz oben wohl auch Wohnungen.
In Sachen Nutzung gibt es wenig Einschränkungen. Die Immobilie liegt in einem sogenannten Mischgebiet, es ist sowohl Wohnen als auch Gewerbe erlaubt, wobei der Bezirk auch in einer erst vor kurzem vorgestellten Potenzialanalyse die Gegend unmittelbar am Ostbahnhof als Handels- und Geschäftsbereich einstuft. Nach Angaben von Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/Grüne) stehen die Pläne erst am Anfang. Sie widerlegen allerdings das Gerücht, nach dem das Gebäude abgerissen werden sollte. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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