"Da halten selbst Branchenriesen nicht mit"
Junges Start-up vermietet Solaranlagen im Abo

Jochen Ziervogel ist einer der Macher von Enpal. Das Start-up liefert grünen Strom im Abo und sitzt in Friedrichshain.  | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Jochen Ziervogel ist einer der Macher von Enpal. Das Start-up liefert grünen Strom im Abo und sitzt in Friedrichshain.
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Solaranlagen bequem im Abo mieten? Enpal macht es möglich. Drei ehemalige Studenten haben das Start-up-Unternehmen gegründet.

Grünes Denken in die breite Masse tragen. Das ist die Grundidee von Enpal. Drei ehemalige Studenten haben das Start-up vor drei Jahren gegründet: Mario Kohle, Jochen Ziervogel und Viktor Wingert. Ihre Idee: Solaranlagen im Abonnenment vermieten mit einer Laufzeit von bis zu 20 Jahren. „Danach kann man die Solaranlage auf seinem Dach für einen symbolischen Euro erwerben“, erklärt Jochen Ziervogel das Konzept. Das Besondere sei dabei, dass der Verbraucher für den grünen Strom nicht mehr zahle als bei einem traditionellen Stromanbieter. Für einen Vier-Personenhaushalt seien das etwa 80 Euro monatlich, rechnet der Jungunternehmer vor. Das Abo selbst geht bei 60 Euro im Monat los und ist von der Größe der Photovoltaikanlage abhängig.

Die 4000er-Marke bei den Mietkunden hat Enpal längst geknackt. „Mittlerweile sind wir in Deutschland der größte Anbieter bei der Vermietung von Solaranlagen. Da können selbst Branchenriesen nicht mithalten“, sagt der 30-Jährige. Die Jungunternehmen haben also allen Grund, stolz zu sein.

Ideen sammeln am Wohnzimmertisch

Zumal der Weg an die Spitze nicht leicht war. Die Idee gab's freilich schon länger, denn der Markt dafür war längst da. Doch wie macht man das Ganze praxistauglich? „Und zwar so, dass wir das Produkt guten Gewissens auch unseren Müttern anbieten könnten“, sagt Ziervogel. Also tüfftelte das Trio über Wochen im heimischen Wohnzimmer von Mario Kohle in Mitte. „Wir haben uns sozusagen eingesperrt und den Schlüssel weggeworfen.“ Raus ging's nur zum Döner um die Ecke. Als das Konzept dann stand, die erste Bank als Refinanzierer zusagte und lokale Elektrofachbetriebe mit im Boot saßen, ging's an den Praxistest, sprich, an den Kunden. Etwas naiv, wie Jochen Ziervogel heute zugeben muss, nämlich online über Videokonferenz. „Da hat uns anfangs jeder abgesagt. Die Leute wollten, dass wir bei ihnen vorbeikommen.“ Also hieß es zurück ins Wohnzimmer und neu gedacht. Im Juli 2017 hatte Enpal dann seinen ersten Kunden, eine Familie aus Brandenburg.

Und wie funktioniert das Ganze? „Ganz einfach, wer Interesse hat, registriert sich bei uns erstmal online und bekommt dann einen Rückruf“, erklärt Jochen Ziervogel. Im Telefonat werden die wesentlichen Parameter geklärt, Dachgröße, jetziger Stromverbrauch, Wunschertrag und so weiter. Dann schickt der Kunde Fotos von Haus, Dach und Elektroinstallation. „Wir berechnen die Größe der Photovoltaikanlage, den Mietpreis und den möglichen Ertrag an grünem Strom.“ Ist der Kunde einverstanden, werden die Vertragsunterlagen vorbereitet und ein lokaler Handwerksbetrieb fährt raus und installiert die Solaranlage. Das dauert alles in allem zwischen vier und sechs Wochen. Die Komponenten der PV-Anlage kauft Enpal ein. Der Kunde bezahlt die Anlage dann im Abo ab. „Das alles bieten wir im Gesamtpaket. Wir kümmern uns von der Anmeldung über die Montage bis hin zur Versicherung um alles, beraten und klären individuelle Fragen“, sagt Jochen Ziervogel. Denn Enpal will nicht nur zuverlässig und professionell sein. „Wir wollen unsere Kunden auch als Fans.“

Ziel: fünf Millionen Haushalte bis 2027

Bis heute hat Enpal über 4000 Solaranlagen in ganz Deutschland installiert und vermietet. Größter Vertrauensbeweis: Auch einige der rund 300 Enpal-Mitarbeiter sind Kunden. Dazu konnte das junge Unternehmen bestehende Partnerschaften zu den Banken weiter ausbauen. Das Gesamtrefinanzierungsvolumen liegt laut Enpal aktuell bei 120 Millionen Euro. Darüber hinaus baut sich das Start-up-Unternehmen gerade seine eigene Montagegesellschaft auf, um noch mehr Solaranlagen montieren zu können. Innerhalb von nur sechs Monaten sind dort bereits über 70 Handwerker in 13 Teams beschäftigt. Großes Ziel sei, bis 2027 über fünf Millionen Haushalte mit umweltfreundlicher Energie zu versorgen, sagt Ziervogel. „Für eine nachhaltige Energieversorgung kann jeder etwas tun, es ist ganz einfach, man muss es nur wollen.“

Aus dem heimischen Wohnzimmer ist das Trio längst raus. Das Start-up sitzt seit zwei Jahren auf rund 1500 Quadratmetern in einem Bürohaus an der Boxhagener Straße.

Mehr Informationen zum Unternehmen unter www.enpal.de.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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