"Ich komme damit gut durch den Alltag"
Start-up-Gründer David Baumgarten entwickelt Akutpflege für neurodermitische Haut
Viele kennen das Problem: quälender Juckreiz, trockene Haut und ständig das Kratzen. Um Menschen zu helfen, die zu Neurodermitis neigen, hat David Baumgarten das Start up Reflora Skin gegründet – und ist selbst der beste Kunde.
David Baumgarten hatte ihn lange selbst, den juckenden Albtraum. Litt unter trockener, geröteter Haut, vor allem am Rücken. Neurodermitis heißt diese Erkrankung. Sie kommt in Schüben und ist schwer zu stoppen. Zahlreiche Cremes und Salben hat der Friedrichshainer ausprobiert, doch echte Linderung brachte keine. So nahm sich David Baumgarten des Problems selbst an und brachte mit seinem Berlin-Potsdamer Start-up-Unternehmen Reflora Skin seine erste Pflegecreme für neurodermitische Haut auf den Markt.
Sie soll helfen, die geschädigte Hautbarriere zu reparieren. Der 32-Jährige setzt dabei auf 98,99 Prozent natürliche Inhaltsstoffe und – als neuen Ansatz – auf Lactobacillus Ferment. „Das ist ein inaktiviertes Bakterium, das das Immunsystem der Haut beruhigt“, erklärt David Baumgarten. „Denn übermäßiges Waschen oder eine falsche Hautpflege kann die Besiedelung der Haut mit Bakterien durcheinander bringen.“ Ein spezielles Präbiotikum in der Creme nährt die nützlichen Bakterien und gleicht so zusätzlich aus. Milchsäure wiederum sorgt für einen hautfreundlichen PH-Wert und feingemahlener Hafer hat eine entzündungsregulierende Wirkung.
Auf die Idee mit dem Bakterium kam Baumgarten nach einem Artzbesuch. Ein Hautabstrich bestätigte ihm: Seine Haut ist mit Bakterien überbesiedelt. So begann sich der Jungunternehmer, der eigentlich visuelle Kommunikation studiert und in der Öffentlichkeitsarbeit für Technologie- und Gesundheitsunternehmen gearbeitet hat, näher mit dem Thema zu beschäftigen. „Viele assoziieren Bakterien mit Schmutz und Krankheit. Zahlreiche neue wissenschaftliche Studien aber widerlegen dieses Klischee“, sagt Baumgarten. „Nützliche Bakterien wirken sich zum Beispiel positiv auf die Verdauung aus, mit unserer Haut verhält es sich ganz ähnlich.“
Die Rezeptur der Creme hat der Berliner aber nicht einfach so in seiner heimischen Küche zusammengemixt, sondern an der Uni Potsdam und ihrem Fachbereich Mikrobiologie entwickelt. Zuvor hatte er sich mit seiner Idee für die Pflegecreme erfolgreich für ein sogenanntes Exist-Gründer-Stipendium beworben, gefördert für ein Jahr vom Bundesministerium für Wirtschaft und dem EU-Sozialfonds. Auf 50 Seiten musste Baumgarten damals seine Idee beschreiben. „Das gehörte zur Bewerbung.“ Gut zwei Jahre dauerte der Entwicklungsprozess mit Hilfe von Chemikern und Mikrobiologen. Seit September ist die Creme Reflora Skin auf dem Markt. Dermatologisch sei sie mit „Sehr gut“ bewertet worden, sagt David Baumgarten. Mehr als 1000 Kunden hätten sie schon ausprobiert, ohne Hautreizungen oder allergische Reaktionen. Er selbst ist natürlich auch Kunde. Seine juckenden Stellen auf dem Rücken würden sich nach dem Eincremen sichtbar beruhigen. Trotzdem: „Die Creme ist kein Medikament und auch kein Wundermittel. Aber sie verbessert das Hautbild deutlich, ich komme damit gut durch den Alltag.“ Knapp 20 Euro kostet eine Flasche mit 50 Millilitern Inhalt. Das reicht laut Baumgarten aber über Wochen, weil die Akutpflege für den punktuellen Einsatz auf trockener und juckender Haut gedacht ist. Hergestellt und abgefüllt wird die Pflegecreme in Süddeutschland, der Vertrieb läuft noch überwiegend online. „Ich bin aber schon mit Apotheken in Berlin und Brandenburg in Kontakt.“ Dafür produziert sein Start up mit Firmenadresse auf dem Campus Griebnitzsee der Uni Potsdam bereits fleißig nach.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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