Wohnen im Schreberidyll: Temporären Garten an der Mühlenstraße kann man mieten
Friedrichshain. Was ihre eigene Identität betrifft, geben sich die sechs Macher vor Ort zugeknöpft. Für ein Foto wollen sie nicht posieren und auch ihre Namen spielten keine Rolle. Wirken solle allein das Gesamtkunstwerk.
Das trägt den Namen "Schrebergarten de luxe" und wurde am 27. April an der Mühlenstraße, schräg gegenüber der Oberbaumbrücke, eröffnet. Bis Anfang Juni wird die besondere Grünanlage dort bleiben. Während dieser Zeit können sich Interessenten auf der 200 Quadratmeter großen Fläche einmieten. 119 Euro kostet eine Nacht für zwei Personen. Wobei höchstens zwei Mal schlafen dort möglich sein soll.
Wer das Angebot nutzt, den erwartet erst einmal eine riesige Blumenpracht. Überall blüht und sprießt es. Holunder, Oleander, Flieder, Efeu, Farne oder Geranien, zählt eine der Garten-Aktivistinnen neben anderen Pflanzen auf. Dazwischen Rasenfläche und Gartenmobiliar, ein Tisch, Stühle, sogar eine Hängematte.
Laube in der Luxusvariante
Zur Luxusvariante eines Laubenpieperdomizils wird die Anlage aber nicht nur wegen ihrer liebevoll gestalteten Außenanlage, sondern auch durch die Unterkunft. Sie besteht aus zwei containerartigen Gebäuden, deren Interieur von den meisten Wochenendkaten allerdings stark abweicht. Die Räume sind durchgestylt, statt Plüsch gibt es auch hier Blumen. In einem der Mini-Häuser befindet sich das Wohnzimmer mit Kochecke, im zweiten das Schlafzimmer, einschließlich zwei Duschen, eine drinnen, die andere vor dem Eingang.
Das alles wurde in den vergangenen Wochen auf einem Privatgrundstück, das zum benachbarten East Side Hotel gehört, eingerichtet. Das Fashion-Ambiente verweist wiederum auf ein Anliegen des Projekts. Ein Schrebergarten werde häufig noch als eher antiquiert empfunden, meint die Frau, die zuvor die Blumen erklärt hat. Das sei aber falsch. Und erst recht, wenn sie mit Interesse für Pflanzen und der Natur einhergehe. Genau das solle mit diesem Projekt demonstriert werden und zum Nachahmen animieren.
Schrebern ist wieder in
Wobei sich der Blick auf solche Erholungsrefugien eigentlich schon länger gewandelt hat. Dafür sprechen bereits die vielen Urban Gardening-Initiativen und auch die meisten Kleingartenkolonien können sich über Nachfrage nicht beklagen. Die temporäre Schreber-Version an der Mühlenstraße setzt diesem Trend mit ihrer Ausstattung und der üppigen Blumenpracht nur die Krone auf.
Und natürlich ist auch die Lage ungewöhnlich. In der Nachtschwärmer-Einflugschneise zwischen Schlesischem Tor und Warschauer Brücke gelegen, bedeutet das Laubenareal einen Kontrast zum Geschehen in der Umgebung. Gerade das kann faszinierend sein. Und Platz für Partys gibt es auch hier. Aber dann bitte auf die Vegetation achten.
Was die Gäste während ihres Aufenthalts dort treiben, können und wollen auch die Gartengestalter nicht vorschreiben. Auch nicht, ob wirklich nur zwei Personen hier die Nacht verbringen. Viel mehr finden aber in den Räumen ohnehin keine Schlafstätte.
Im Auftrag der Holländer
Sie setzen darauf, dass die Stadtoase nachhaltig auf ihre Nutzer wirkt. Womit dann auch, ob direkt oder indirekt, der Auftrag erfüllt wäre. Denn die Macher gehören zur PR-Agentur Zucker Kommunikation. Hinter ihrem Projekt "Pflanzenfreude" findet sich wiederum das Blumenbüro Holland. Das widmet sich, nach eigener Beschreibung, in verschiedenen europäischen Ländern der "Konsumentenwerbung für Pflanzen". tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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