Neue Zeiten in der Gartenstadt: Sanierung und Umbau des Kasinoensembles
Frohnau. Rappelvoll war die Aula der Renée-Sintenis-Grundschule am Laurinsteg, schließlich ging’s nicht um irgendein Bauvorhaben: Am 15. Dezember stellte der Eigentümer und Investor dort seine Pläne fürs Kasinoensemble samt Turm vor.
Fast zehn Jahre Dornröschenschlaf hat das Wahrzeichen der Gartenstadt Frohnau hinter sich – als solches gilt der 35 Meter hohe Kasinoturm am S-Bahnhof Frohnau nämlich. Zusammen mit dem Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Ludolfinger Platz und Welfenallee zählt der Turm zu den stadtbildprägenden Bauten des Ortsteils – das Ensemble verfällt trotzdem schon seit langem. Nun aber ist ein Wandel in Sicht. Seit gut einem Jahr gehört der denkmalgeschützte Gebäudekomplex dem Projektentwickler Concarus Real Estate Invest GmbH. Der will dem Stillstand ein Ende bereiten – gemeinsam mit dem Architektenbüro Bräunling + Kolb, den Landschaftsplanern der Firma Lacon, eng abgestimmt mit dem Bezirksamt Reinickendorf.
Einen Aufbruch in neue Zeiten markiere die „Revitalisierung“ des Kasinoensembles, sagte Architekt Robert Bräunling anlässlich der Präsentation in der Renée-Sintenis-Grundschule. „Wir arbeiten seit Januar am Projekt. Diverse Varianten, viele Wünsche, der Denkmalschutz, die baulichen Voraussetzungen – da war ein intensiver Abwägungsprozess notwendig.“ Nun sei das Konzept präsentabel und der Baustart für 2017 avisiert.
Zur Geschichte: Im Jahr 1910 ging in Frohnau ein Wasserturm mit Aussichtsplattform in Betrieb. Vorgelagert war neben einem großzügigen Biergarten auch ein Kasinokomplex mit Restaurants, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Erhalten blieben der Turm und ein Verbindungstrakt. In den 1950er-Jahren entstand dann auf den Grundmauern des Kasinos ein Wohn- und Gewerbehaus.
Fast 70 Jahre später kommt nun noch ein Gebäudeteil hinzu – jedenfalls nach den Plänen der neuen Eigentümer. „Mit der Erweiterung schaffen wir die Grundlage für moderne Handelsflächen im Ensemble“, sagte Concarus-Sprecher Boris Milkov. Damit sei es gelungen, wieder einen Drogeriemarkt an den Ludolfinger Platz zu holen, den es dort seit vier Jahren nicht mehr gebe. Ins aufgestockte Gebäude mit Blick zum Platz soll zudem eine REWE-Filiale ziehen, die Eröffnung ist fürs Frühjahr 2018 geplant. An Wohngebäude und Turm sieht das Konzept Sanierungsarbeiten vor – innen wie außen. Nicht zuletzt ins Projekt eingeschlossen ist der Vorplatz. Einen großen Biergarten wie vor 1945 wird es wohl nicht wieder geben. Zu wenig wirtschaftlich und in puncto Barrierefreiheit nicht tauglich sei heute, was einst funktionierte, sagte Landschaftsarchitekt Tobias Hüchtemann. An den historischen Vorlagen der Gartenstadt orientieren sich die Pläne für die Außenanlage aber schon. Sogar, wenn es ums Baumraster geht. Allerdings setzen die Planer auf rot blühende statt weiße Kastanien. Die Sorte schmeckt dem Schädling Miniermotte nicht.
In welcher Art und Weise der Kasinoturm erleb- und begehbar werden soll, sagt das Konzept noch nicht konkret. Eine generelle Öffnung gestaltet sich aus Brandschutzgründen schwierig. Milkov kann sich aber vorstellen, den Blick auf Frohnau aus luftiger Höhe künftig an ausgewählten Tagen überschaubaren Besuchergruppen zu gewähren – etwa zur Internationalen Gartenausstellung 2017. Langfristig soll’s auch wieder ansprechende Gastronomie im Ensemble geben. Und nicht bloß die Imbiss-Kioske, die sowohl der Concarus, als auch dem Bezirksamt ein Dorn im Auge sind. „Wir haben vom Vorbesitzer die Mietverträge übernehmen müssen“, erklärte Milkov. „Leider laufen diese Verträge noch sehr lange – bis 2033.“
Abhilfe fürs Abstellproblem von fahrbaren Untersätzen am S-Bahnhof ist hingegen in Sicht – aber nur für die Radler. Die Pläne schließen ein neues Fahrradparkhaus neben dem Kasinoturm ein. Parkplätze für Pkw dürften auch künftig Mangelware sein. Eine Tiefgarage, die sich einige Besucher der Info-Veranstaltung wünschten, will der Eigentümer nicht bauen. „Wir investieren einen zweistelligen Millionenbetrag ins Projekt“, sagte Boris Milkov. „Das Ganze muss sich ja auch tragen.“ Die Tiefgarage sei nicht im Budget. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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