Wird dieses Verbrechen noch aufgeklärt?
„Aktenzeichen XY...ungelöst“ behandelte den Mord an Ella Dörrier aus Frohnau vor 33 Jahren
In der Nacht vom 19. auf den 20. August 1990 wurde die damals 77 Jahre alte Ella Dörrier in ihrem Haus am Otternweg 7 ermordet. Die Tat ist bisher nicht aufgeklärt. Aber vielleicht ändert sich das jetzt.
Am 17. Januar war der Mord ein Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“. Am Ende der Ausstrahlung wurde auf Zuschauerhinweise verwiesen, die „durchaus“ neue Erkenntnisse geliefert hätten, wie die Berliner Polizei bestätigte. Vor allem hätten sich bisher unbekannte Verwandte des Ehemanns von Ella Dörrier gemeldet, nach denen auch im Film gesucht worden war. Sie könnten wichtige Zeugen sein.
Der Mord liegt inzwischen mehr als 33 Jahre zurück. Aber die Akte wird nie vollständig geschlossen: denn Mord verjährt nicht. Er bleibt ein sogenannter „Cold Case“. Ermittler hoffen auch mithilfe der Fernsehfahndung noch nach Jahren Antworten auf offene Fragen zu erhalten oder eine neue Spur zu finden.
Ella Dörrier lebte seit dem Tod ihres Mannes im Jahr 1987 allein in dem Haus am Otternweg. Sie galt als vermögend, beschäftigte auch eine Haushaltshilfe und einen Gärtner. Laut den Angaben bei „XY... ungelöst“ pflegte sie zwar einige Kontakte, empfing aber selten Besuch.
Am 20. August 1990, gegen 2 Uhr früh, hörten laut Polizei mehrere Nachbarn Schreie einer Frau, die aber keiner konkreten Person zugeordnet werden konnten. Am Abend dieses Tages wurde Ella Dörrier tot in ihrem Haus gefunden. Ihr war zunächst mehrfach mit einem Gegenstand auf den Kopf geschlagen worden. Die Schläge waren aber anscheinend nicht tödlich. Vielmehr erstickte sie wahrscheinlich durch einen Knebel in ihrem Mund. Möglicherweise geschah das nach den Schreien, die Nachbarn gehört hatten.
Erste Erkenntnisse deuteten zunächst auf einen Einbruch hin, in dessen Folge die Frau ermordet wurde. Dafür sprach ein geöffnetes Kellerfenster mit einem entfernten Fenstergitterstab an der Rückseite des Hauses. Darauf deutete auch hin, dass mehrere Schmuckstücke, die nach Angaben von Angehörigen, Ella Dörrier gehörten, nicht mehr auffindbar waren. Zum Beispiel eine Brosche aus Gelbgold, mit Brillanten und Perlen besetzt, in deren Mitte eine sogenannte Biberperle angebracht ist. Was mit dem Schmuck nach dem 20. August 1990 passierte, ob er vielleicht irgendwo angeboten wurde, ist deshalb eine Frage der Polizei. Zudem möchte sie wissen, ob es in dieser Gegend weitere Einbrüche im August und September 1990 gegeben hat, die möglicherweise nicht angezeigt wurden, weil es sich nur um einen Versuch gehandelt habe. Bisher unbekannte Opfer von Einbrechern in der damaligen Zeit, speziell im Bereich Frohnau und Hermsdorf, werden deshalb ebenfalls gebeten, sich zu melden.
Es gab allerdings schon vor 33 Jahren einige Anhaltspunkte, die gegen die Einbruchstheorie sprachen. Der wichtigste: Es blieben zwar einige Gegenstände verschwunden, aber der größte Teil der Wertsachen wie auch eine hohe Summe Bargeld, die sich im Haus befand, wurden nicht gestohlen. Die Vermutung, der oder die Täter hätten den Tatort fluchtartig verlassen und dadurch nicht alles mitgenommen, wurde dadurch widerlegt, dass anscheinend genügend Zeit blieb, um zahlreiche Spuren zu verwischen.
Nicht nur deshalb schließt die Polizei eine Beziehungstat nicht aus. Im Film bei XY... ungelöst wurde unter anderem auf einen ehemaligen und bis heute unbekannten Gärtner verwiesen, dem Ella Dörrier kündigte, nachdem er ihr angeblich sexuelle Avancen gemacht hatte. Und noch immer scheint das persönliche Umfeld der Ermordeten nicht vollständig ausgeleuchtet zu sein. Denn auch jetzt fragt die Polizei nach Personen, die Kontakt mit ihr pflegten und nach Menschen, die dazu weitere Hinweise geben könnten. Sie können auch vertraulich behandelt werden. Gesucht werden nicht zuletzt eventuelle Zeugen, die weder damals noch seither befragt wurden. Das gilt auch für weitere verdächtige Beobachtungen in der Nacht vom 19. zum 20. August 1990 oder auch in den Tagen davor am Otternweg.
Ein Erfolg der Sendung war in diesem Zusammenhang deshalb das Auffinden der bisher unbekannten Verwandtschaft. Sie soll aus dem Gebiet der damals noch existierenden DDR stammen und war einige Wochen vor dem Mord an Ella Dörrier, in der Zeit zwischen Maueröffnung und Wiedervereinigung, bei ihr zu Besuch.
Bei lange zurückliegenden Mordfällen setzen die Ermittler auf den inzwischen großen Abstand zur Tat. Täter könnten sich jemandem anvertraut oder verdächtig gemacht haben. Möglicherweise wurde das bisher nicht angezeigt, um sich keiner eventuellen Mitwisserschaft schuldig zu machen. Sie ist inzwischen aber verjährt.Es gibt also einige Ansätze und Hoffnungen, dass auch dieses Verbrechen noch aufgeklärt wird. Hinweise nimmt das Landeskriminalamt in der Keithstraße 30 in Tiergarten unter ¿46 64 91 19 11, E-Mail: LKA11-SE-Hinweis@Polizei.Berlin.de. oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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