Zwischen Spiritualität und Sehenswürdigkeit
Das Buddhistische Haus ist der wohl bekannteste religiöse Ort im Bezirk Reinickendorf

Über eine Treppe mit 73 Stufen erreicht man den Eingang des Buddhistisches Hauses. | Foto:  Thomas Frey
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  • Über eine Treppe mit 73 Stufen erreicht man den Eingang des Buddhistisches Hauses.
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In Reinickendorf gibt es rund zwei Dutzend christliche Kirchengemeinden und Religionsgemeinschaften sowie mehrere Moscheen. Außerdem befindet sich am Ende des Edelhofdamms das Buddhistische Haus, der älteste buddhistische Tempel in Europa.

Das markante Gebäude samt großer Gartenanlage liegt auf einer Anhöhe. Zum Eingang führen 73 Stufen. Die Tür steht in den Sommermonaten tagsüber fast täglich von 9 bis 20 Uhr offen.

Der offene Eingang. Links davon die 1988 angebrachte Gedenktafel für Paul Dahlke.  | Foto: Thomas Frey
  • Der offene Eingang. Links davon die 1988 angebrachte Gedenktafel für Paul Dahlke.
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Besucher sollen hierherkommen und können sich auf weiten Teilen des Grundstücks frei bewegen. Im Haus ist zum Beispiel die Bibliothek ebenso frei zugänglich wie der Tempel, der sich in einem Pagodenanbau befindet. Beim Betreten der Innenräume wird gebeten, die Schuhe auszuziehen. Darüber hinaus sind einige weitere Vorgaben zu beachten. Gäste sollten nicht bauch- oder schulterfrei bekleidet sein. Auch Rauchen, der Konsum alkoholischer Getränke und "unheilsame sexuelle Beziehungen" sind zu unterlassen. Und bitte während des Aufenthalts nicht lügen.

Der Buddhismus wird als eine sogenannte Erfahrungsreligion bezeichnet. Die Definition ergibt sich vor allem aus dem Unterschied zu den drei monotheistischen Glaubensreligionen, dem Judentum, Christentum und Islam. Es existieren nur wenige Kernsätze, aus denen das Buddhistische Haus vier sogenannte "edle Wahrheiten" herausarbeitete. Sie beziehen sich vor allem auf die Unvollkommenheit und Leidhaftigkeit des Lebens, auf ständige Veränderungen, die weder vollkommenes Glück, noch absolute Sicherheit garantieren, was wiederum zu Frustration und Enttäuschung führe.

Sich dessen klar zu werden und davon zu befreien, ist deshalb das zentrale Anliegen. Es kann durch achtsames Verhalten und innere Zufriedenheit angestrebt werden. Ein zentrales Hilfsmittel dafür ist die Meditation. Im Buddhistischen Haus werden aber auch Kurse, Seminare oder Workshops dazu angeboten wie beispielsweise am 11. Juni ein eintägiger Achtsamkeitskurs.

Statue im Garten. Bitte keine Räucherstäbchen abbrennen, lautet ein Hinweis an dieser Stelle.  | Foto: Thomas Frey
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Es gibt im Buddhismus verschiedene Ansätze und Interpretationen. Die Lehre geht auf den Inder Siddhartha Gautama zurück, der ungefähr 500 Jahre vor Christus lebte. Auch Erkenntnisse mancher ebenfalls als Buddha bezeichneten Nachfolger flossen ein, und es gibt unterschiedliche Ausprägungen in manchen Staaten und Regionen dieser Welt.

Das Buddhistische Haus ist seit 1957 im Besitz der "German Dharmaduta Society" (GDS), die fünf Jahre zuvor von Asoka Weeraratna in Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka gegründet worden war. Sein Neffe Tesa Weeraratna ist seit 2000 Verwalter der Immobilie. Im Gebäude leben regelmäßig mehrere Mönche und Nonnen. Sie sind aber nicht immer zu sehen.

Die Geschichte des Hauses ist aber weitaus älter. Errichtet wurde es ab 1923 vom Arzt und Schriftsteller Paul Dahlke (1873-1928). Dahlke hatte bereits Ende des 19. Jahrhunderts bei Reisen nach Asien den Buddhismus kennengelernt, wurde später zum Lehrer dieser Religion. Er übersetzte eine Reihe ihrer Schriften ins Deutsche und gab die Neu-Buddhistische Zeitschrift heraus.

Das Gebäude mit dem Tempel (rechts). | Foto: Thomas Frey
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Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb Paul Dahlke das damals rund 36 000 Quadratmeter große Grundstück in Frohnau. Im August 1924 zog er in das damals noch nicht völlig fertigen Gebäude ein, gemeinsam mit einer Haushälterin und befeundeten Buddhisten. Zwei Jahre später erfolgte der Bau des Tempels. Das gesamte Projekt wurde mit eigenen Mitteln und mithilfe weiterer Sponsoren realisiert. Vor allem die Außenanlagen entstanden nach Dahlkes eigenen Plänen. An einer unbekannten Stelle im Garten wurde er nach seinem Tod im Jahr 1928 begraben. Knapp 30 Jahre später verkauften seine Erben den Besitz an die GDS.

Es hat in der Vergangenheit immer wieder Wirbel um das Buddhistische Haus gegeben, wie zum Beispiel 2005, als der Verwalter alle Mönche und Angestellten entließ.

Bereits am Bahnhof Frohnau weist ein Schild die Richtung zum Buddhistischen Haus.  | Foto: Thomas Frey
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Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble ist heute nicht nur Religionsort, sondern auch nationales Kulturgut und Sehenswürdigkeit im Bezirk Reinickendorf. Betrieb und Erhalt werden ausschließlich durch Spendengelder finanziert, stellt der Eigentümer heraus. Für Unterstützung wirbt vor allem ein Förderverein. Bei der Neugestaltung der Außenanlagen gibt es aber, ausweislich einer Bautafel, auch Bundes- und Landesmittel.

Das Buddhistische Haus befindet sich am Edelhofdamm 54 in Frohnau. Mehr Infos gibt es auf www.das-buddhistische-haus.de.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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