Carola Kirchner ist Reinickendorfs Führungsfrau
Noch immer sind Frauen in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. Dabei sind sie für Unternehmen ein Gewinn. Sie diskutieren sachlicher, entscheiden konsequenter und nutzen ihr soziales Talent, um andere zu motivieren.
Best-Practice-Beispiel hierfür ist Carola Kirchner. Die 59-Jährige ist seit acht Jahren Inhaberin und erste Geschäftsführerin die "I+B Isolier+Bautechnik" GmbH mit Sitz an der Thyssenstraße 7. Das Baugewerbe ist von Männern dominiert und das Karrieremachen für Frauen umso schwerer. Das sah auch die Jury so, die Carola Kirchner jetzt zur Gewinnerin des Wettbewerbs "Reinickendorfer Frauen in Führung" kürte. Die Urkunde, das 1000-Euro-Preisgeld und die passende Skulptur dazu bekam die Unternehmerin am 5. September beim offiziellen Festakt im Garten der Firma "Lipke & Lipke" in Frohnau überreicht. Kirchner, die bis zur Feierstunde nichts von der Huldigung wusste, hatte sich gegen zehn weitere Karrierefrauen, darunter eine Superintendentin und eine Zahnarztpraxis-Chefin, durchgesetzt. Teamfähig, fair und ehrgeizig, das sind die Attribute, die sie ausmachen.
Dabei hat sie in den 35 Jahren im Unternehmen nie die Erfahrung gemacht, mehr um Respekt kämpfen zu müssen, als ihre männlichen Kollegen. "Hart arbeiten ist der Schlüssel. Aber das muss jeder, der selbstständig ist." Dennoch macht sie einiges anders als männliche Chefs.
Sie ist aufmerksam, schaut genauer hin, was gut für ihre Kunden und Mitarbeiter ist. Vieles geht sie pragmatischer und praktischer an. Und sie pflegt den Kundenkontakt passioniert. Dabei kommt dann auch ihre frauliche Seite zum Vorschein. Etwa, wenn sie zu Ostern Schokoladenhasen verschickt. "Männer machen so was nicht", sagt Carola Kirchner. "Das ist ihnen peinlich." Und sie lädt ihre Kunden regelmäßig zu Events ein. Dann geht es ins ARD-Hauptstadtstudio oder zum Flugsimulator-Training. Fünf Frauen arbeiten mit Carola Kirchner im Unternehmen. Wie die Männer sind sie gleichberechtigt. Als ein Mitarbeiter überraschend drei Wochen Urlaub nehmen wollte, weil die Kita seines Kindes schloss, war es für seine Chefin selbstverständlich, ihm frei zu geben. "Ich mache da keinen Unterschied." Nur eines macht Kirchner nicht: Wenn die Männer zur Netzwerkpflege Skat spielen gehen oder Eisern Union anfeuern, bleibt sie zu Hause. Kleine Unterschiede gibt es dann eben doch.
Der Wettbewerb "Frauen in Führung" wird seit 2012 alle zwei Jahre ausgerufen. Die Idee stammt von der Gleichstellungsbeauftragten Brigitte Kowas. Schirmherren sind die Stadträte Uwe Brockhausen und Andreas Höhne (beide SPD).
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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