Das Ehepaar Lissy holten die Sternsinger nach Berlin
Beinahe hätte alles geendet, bevor es anfangen konnte. Als im Dezember 1984 das Frohnauer Ehepaar Adelgund und Wolfgang Lissy in der katholischen Gemeinde St. Hildegard vorschlug, wie andernorts Sternsinger zum Sammeln für gute Zwecke auf den Weg zu schicken, war der damalige Pfarrer der Gemeinde alles andere als begeistert. "Der sah das eher als Bettelei an", erinnert sich Adelgund Lissy.
Doch die Ärztin und der Lehrer, zuletzt im Leitungsgremium der Max-Beckmann-Oberschule tätig, ließen nicht locker. Im damaligen Berliner Bischof, Joachim Kardinal Meisner fanden sie einen Mitstreiter. Eilig wurden im Familienkreis Kostüme geschneidert, und dann die Kinder und Jugendlichen in die Häuser geschickt. Die Begeisterung der jungen Menschen sowie der von ihnen Besuchten überzeugte auch den Frohnauer Pfarrer. Im Beichtstuhl von St. Hildegard bat er Wolfgang Lissy, doch auch im kommenden Jahr die Sternsinger auf den Weg zu bringen. "Es hat nie eine Unterbrechung der Aktion gegeben", freut sich der heutige Pfarrer von St. Hildegard Norbert Pomplun.
Mit den Anstrengungen der Frohnauer lebte berlinweit die Sternsinger-Aktion auf. Gleich nach der Wende ging es auch in den Ostteil der Stadt und nach Brandenburg. Im Januar 1990 salutierten noch DDR-Grenzer angesichts des mit einem "Corps-Diplomatique"-Kennzeichen versehenen Wagens der Sternsinger. Sogar eine Ost-West-Ehe zwischen ehemaligen Sternsingern wurde geschlossen.
Wie viele Sternsinger sie mittlerweile betreut haben, kann das Ehepaar nicht sagen. Rund 400 dürften es sein, aktuell sind 54 Kinder und Jugendliche dabei. Manche bleiben mehrere Jahre. Aktuell helfen sie in den Reinickendorfer Flüchtlingsheimen. "Ich war schließlich auch ein Flüchtling", sagt Wolfgang Lissy. Der heute 73-jährigen kam aus Schlesien nach Berlin.
Das Ehrenkreuz "Pro Ecclesia et Pontifce" wurde 1888 von Papst Leo XIII. gestiftet und wird mittlerweile an einem gelb-weißen Band mit dem Wappen des jeweiligen Papstes verliehen. Mit der Auszeichnung für besondere Verdienste um Anliegen der Kirche und des Papstes können sowohl Angehörige des Klerus wie auch Laien geehrt werden.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.