Corona-Vorbeugung im Therapiezentrum
Digitale Angebote erleichtern Behandlung
Im Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation (P.A.N.) der Fürst-Donnersmarck-Stiftung an der Rauentaler Straße 32 leben 66 Menschen, die nach schweren Schlaganfällen oder Schädel-Hirn-Traumata wieder auf ein möglichst selbstständiges Leben vorbereitet werden. Berliner-Woche-Reporter Christian Schindler sprach mit dem Pressesprecher der Stiftung, Dr. Sebastian Weinert, darüber, was die Corona-Krise für die Einrichtung bedeutet.
Gibt es im P.A.N. Zentrum vergleichbar mit Krankenhäusern und Pflegeinrichtungen eine allgemeine direkte Kontaktsperre für Angehörige?
Weinert: Im P.A.N. Zentrum ist aktuell für externe Besucher der Zutritt untersagt. Das gilt auch für Angehörige. Wir tun dies, um die Gesundheit der Rehabilitanden zu schützen und das Eintragen des Coronavirus durch externe Personen zu verhindern. Uns ist es bewusst, dass diese Entscheidung für alle Beteiligten einen harten Einschnitt bedeutet. Sie ist aber notwendig, um eine Verbreitung des Virus möglichst zu vermeiden. Weiterhin befolgen wir die Empfehlungen des Robert Koch Instituts und der lokalen Gesundheitsämter.
Inwieweit ist gerade für Rehabilitanden des P.A.N. Zentrums der Kontakt zu Angehörigen für eine gelingende Rehabilitation notwendig, und wie wird diese aufrecht erhalten?
Weinert: Selbstverständlich hat der Kontakt zu Angehörigen und Freunden einen wichtigen Einfluss auf das Wohlbefinden der Rehabilitanden und damit auch auf den Rehabilitationserfolg. Wir unterstützen die Rehabilitanden dabei, auf digitalem Weg Kontakt zu ihren Angehörigen zu halten oder mit ihnen zu telefonieren. Außerdem besteht immer die Möglichkeit, kleine Geschenke oder Aufmerksamkeiten am Empfang abzugeben. Sie werden dann den Rehabilitanden übergeben.
Spielten bisher schon digitale Kontaktmöglichkeiten eine Rolle für die Rehabilitation, können auch Therapien digital vermittelt werden?
Weinert: Der Einsatz digitaler Therapieangebote ist abhängig von der jeweiligen Disziplin, spielt im P.A.N. Zentrum jedoch schon seit seiner Eröffnung im Jahr 2015 eine große Rolle. Wir haben eine ganze Reihe digitaler Angebote im Einsatz. Hierbei handelt es sich auch um ein sich gerade entwickelndes Feld und wir stehen im engen Kontakt mit unterschiedlichen Anbietern, die ihre digitalen Produkte gerade wissenschaftlich überprüfen wollen. Ein Feld, in dem wir künftig eine Forschungskooperation planen, ist beispielsweise der Einsatz von Virtual Reality. Insofern: Ja, digitale Kontakt- und Rehabilitationsmöglichkeiten spielen im P.A.N. Zentrum eine wichtige Rolle. Gleichzeitig sind bestimmte Therapien wie zum Beispiel das Gangtraining weiterhin noch Mensch-zu-Mensch-Situationen, die sich nicht völlig digitalisieren lassen.
Wird im P.A.N. Zentrum mit Schutzkleidung gearbeitet, und wenn ja, ist diese ausreichend?
Weinert: Wie in nahezu jeder Einrichtung in Deutschland ist auch bei uns die Schutzausrüstung nicht in ausreichendem Umfang vorhanden. Wir verfügen im P.A.N. Zentrum über selbstgenähte Mund-Nasen-Schutzmasken für den Alltagsgebrauch und zum Schutz der Bewohner, aber auch Mitarbeiter. Darüber hinaus haben wir Schutzmaterialien, um einzelne Bewohner im Fall einer Infektion mit dem Coronavirus oder einem Verdachtsfall für einen begrenzten Zeitraum sicher zu betreuen. Die Versorgung von stationären Einrichtungen mit entsprechender Schutzausrüstung bleibt aber eine wichtige Aufgabe der Politik.
Gibt es Änderungen bei der Essensausteilung?
Weinert: Das Essen wird aktuell auf den Wohnverbünden ausgegeben.
Werden aktuell Therapie- und Freizeitangebote reduziert, weil dabei eine körperliche Nähe zu Trainer oder Therapeut notwendig ist?
Weinert: Natürlich hat die Corona-Krise Auswirkungen auf unser Therapie- und Freizeitangebot: In der Therapie haben wir organisatorische und personelle Maßnahmen getroffen, um einerseits den Therapiebetrieb weiterhin aufrecht erhalten zu können und andererseits das Infektionsrisiko weitgehend zu begrenzen. Der Freizeitbereich ist weitgehend eingestellt beziehungsweise es werden nur noch Angebote durchgeführt, bei denen keine Infektionsgefahr besteht.
Gab es bisher Infizierte bei Mitarbeitern oder Bewohnern?
Weinert: Bisher gab es glücklicherweise keine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus – weder unter den Mitarbeitern noch unter den Rehabilitanden (Stand 15. April).
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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