Abgespeckter Umbau verhindert Kahlschlag
In der Senheimer Straße sollen nur noch elf statt 74 Bäume gefällt werden
Der geplante massive Eingriff in den Baumbestand der Senheimer Straße hat im vergangenen Sommer für viel Aufregung gesorgt. Der von Anwohnern befürchtete Kahlschlag ist vom Tisch.
Auf einer Informationsveranstaltung am 3. Dezember im BVV-Saal des Rathauses bestätigte das Bezirksamt noch einmal, dass statt der 74 Bäume, die ursprünglich gefällt werden sollten, jetzt nur noch elf verschwinden müssten. Die gleiche Zahl hatte Umwelt- und Verkehrsstadträtin Julia Schrod-Thiel (CDU) bereits in der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im September genannt.
Möglich wurde die Reduzierung, weil die Planung geändert wurde, erläuterten Julia Schrod-Thiel sowie Sascha Braun, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes und Jörg Schneegass, Fachbereichsleiter Straßenbau. Die Veränderung besteht vor allem darin, dass sich relativ wenig ändert. Es bleibt bei der Fahrbahnbreite von 3,50 Meter, die mit einem neuen Asphalt versehen wird. Der sei schon deshalb nötig, um der Feuerwehr ein gefahrloses Passieren zu ermöglichen. Entlang der Baumreihen werden Kleinpflastersteine gesetzt. Sie reichten höchstens zehn Zentimeter in die Tiefe und würden dadurch die Wurzeln nicht beschädigen. Ebenfalls aus diesem Grund bleiben die jeweils einen Meter breiten Gehwege unangetastet. Geparkt werden kann ebenfalls weiter auf beiden Straßenseiten. Schon deshalb, damit nicht manche Autofahrer die Senheimer Straße zur Rennstrecke machen.
Der jetzt moderate Eingriff wurde von Bezirksseite als tragfähiger Kompromiss dargestellt. Wie versprochen sei auf die Argumente der Gegenseite eingegangen worden. Sie seien hinsichtlich des befürchteten Kahlschlags auch nicht von der Hand zu weisen gewesen und führten im Sommer dazu, dass erneut ein Baumgutachten in Auftrag gegeben worden sei. Die ursprünglich groß angelegten Fällungen resultierten noch aus den 2017 erarbeiten Planungen für die Senheimer Straße. Wie die damals zustande gekommen seien, wäre heute nicht mehr nachvollziehbar, denn die verantwortlichen Personen hätten inzwischen gewechselt, erklärte Julia Schrod-Thiel. Das zumindest seit Sommer initiierte Verfahren könne nach ihrer Ansicht auch Vorbild für andere geplante Bauvorhaben in der Gartenstadt Frohnau sein. Ohne dass immer ein gleiches Ergebnis zugesagt werden kann.
Die Vertreter der Bürgerinitiativen und des Bürgervereins Frohnau waren zwar mit den Ergebnissen grundsätzlich einverstanden, schon deshalb, weil sie mit ihrer Hilfe zustande kamen. Mehrere kritische Nachfragen gab es trotzdem wegen der elf Bäume, die weiter wegfallen sollen. Bei ihnen bestehe die Gefahr, dass sie, trotz aller Vorsicht, durch die Bauarbeiten Schaden erleiden und möglicherweise auch erst in einigen Jahren nicht mehr zu retten wären, erklärte Sascha Braun. Selbstverständlich werde es dafür Nachpflanzungen geben.
Das überzeugte nicht alle. Nach welchen Kriterien gerade diese Bäume ausgewählt wurden? Und könnte nicht eine Weile beobachtet werden, ob sie wirklich schadhaft wären?
Die Auswahl sei auf Grundlage des Gutachtens und eigener Anschauung erfolgt, aber der wirkliche Zustand ließe sich nicht eindeutig feststellen, gab der Amtsleiter zu. Entscheidender sei aber auf der anderen Seite die Pflicht zur Gefahrenabwehr. Falle später ein Baum, der schon zuvor als wenig vital angesehen wurde, wäre der Bezirk in der Haftung.
Die elf Bäume sollen auch bereits bis zum Ende der Fällperiode Ende Februar abgeholzt werden. Im Januar möchte der Bezirk die veränderte Planung im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses vorstellen und genehmigen lassen. Das ist deshalb nötig, weil für das ursprüngliche Vorhaben bereits die Zustimmung des Landesparlaments vorlag.
Gibt es das positive Votum erneut, soll der Auftrag danach ausgeschrieben werden. Ab August ist der Baubeginn anvisiert, die Fertigstellung ungefähr ein Jahr später im Sommer 2026.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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