Sommerhitze lässt den Pegel sinken: Groß Glienicker See verliert stetig Wasser
Gatow. Der Groß Glienicker See verliert Wasser. Noch ist die Situation nicht dramatisch. Doch der Grundwasserzufluss allein reicht nicht mehr aus, um den Pegel zu halten.
Der Sommer entzieht dem Groß Glienicker See das Wasser. Ein, zwei Grad mehr Wärme im Durchschnitt reichen aus, um die Verdunstung anzuregen. Das Resultat ist ein Wasserpegel, der seit Beginn der Wasserstandaufzeichnungen 1960 um durchschnittlich 1,7 Zentimeter pro Jahr sinkt.
Das belegt ein Schreiben der Senatsumweltverwaltung an Swen Schulz (SPD). Der Spandauer Bundestagsabgeordnete hatte zur Wasserstandsentwicklung des Groß Glienicker Sees und den ökologischen Folgen nachgefragt. Schuld an dem Wasserverlust sind demnach nicht die Trinkwasserförderung oder eine intensivere Landnutzung. „Vielmehr liegen als Ursache hier die Auswirkungen des Klimawandels nahe“, schreibt Staatssekretär Stefan Tidow. Denn zunehmende Temperaturen und damit höhere Verdunstungsraten führen dazu, dass trotz gleichbleibender Niederschläge weniger Grundwasser in das Gewässer fließt. Der Groß Glienicker See, durch dessen Mitte die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg verläuft, speist sich laut Senatsverwaltung aber ausschließlich übers Grundwasser. Und das allein reicht nicht mehr aus, um den Wasserpegel zu halten.
1,80 Meter geringerer Wasserstand als 1970
Ihrem Brief hat die Senatsverwaltung eine Tabelle beigefügt. Die zeigt, wie der Wasserstand über Jahrzehnte immer weiter abgenommen hat. 1970 stand der höchste Pegel noch bei gut 32,1 Metern. Bis November 2000 sank der Wasserstand auf 30,8 Meter. Im Sommer 2016 erreichte der Pegel mit 30,3 Metern seinen vorläufigen Tiefstand. Das macht eine Differenz von 1,80 Meter innerhalb der letzten 46 Jahre.
Das bleibt nicht folgenlos für die Natur. Zwar hat sich der Groß Glienicker See nach seiner Renaturierung Anfang der 1990er von einem trüben Blaualgen-Gewässer zu einem ökologisch intakten klaren Hecht-Schleie-See und beliebten Tauchgewässer entwickelt, in dem bei Sichttiefen bis zu sechs Metern auch diverse Wasserpflanzen gedeihen, stellt die Senatsverwaltung fest. Da der Grundwasserspiegel sinkt, werden jedoch die Uferbänke flacher, was wiederum die Flachwasserzone verringert. Die aber ist Lebensraum von Wasserpflanzen, Fischen und wirbellosen Organismen.
Akuter Handlungsbedarf bestehe nicht
Sein Schicksal teilt der Groß Glienicker See auch mit anderen Gewässern. „Derartige Phänomene werden seit längerer Zeit auch an anderen Grundwasserseen in Brandenburg und Mecklenburg beobachtet“, schreibt Staatssekretär Tidow. In Berlin geht bekanntlich dem Weißen See das Wasser aus. So schlimm ist es um den Groß Glienicker See nicht bestellt. „Aufgrund der hohen Niederschläge im Sommer 2017 kann aktuell wieder ein leichter Seespiegelanstieg beobachtet werden“, teilt die Senatsverwaltung mit. Auch die Wasserqualität sei unverändert gut. Weshalb akuter Handlungsbedarf vorerst nicht besteht. Der Groß Glienicker See soll aber „weiter intensiv beobachtet“ werden. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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