Eine Ausstellung über Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg
Was noch alles im Boden liegt
Wir werden mit diesem Thema regelmäßig konfrontiert: Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg, die irgendwo gefunden werden. Zuletzt war das in Neukölln der Fall. Eine Ausstellung widmet sich diesen Hinterlassenschaften des Krieges.
Solche nicht detonierten Bomben liegen noch immer zahlreich unter der Erde. Auch in Ländern, die Opfer deutscher Luftangriffe geworden sind, wie Polen, die Niederlande, Großbritannien oder die damalige Sowjetunion. Über Deutschland sind während des Zweiten Weltkriegs nach Schätzungen mehr als 1,35 Millionen Tonnen Brand- und Sprengkörper abgeworfen worden. Je nach Typ haben wahrscheinlich zwischen fünf und 20 Prozent von ihnen nicht gezündet. Viel davon konnte zwar in den vergangenen 75 Jahren entdeckt und entschärft werden. Aber längst nicht alles.
Die Zahlen und Angaben stammen aus der Ausstellung „Was vom Krieg übrig blieb. Blindgänger aus dem Bombenkrieg 1942-1945“. Sie ist derzeit im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr auf dem ehemaligen Flugplatz Gatow zu sehen. Die Schau behandelt das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven: Historisch, technisch und die Konsequenzen bis heute.
Im Krieg mussten oft Häftlinge
Blindgänger entschärfen
Die Bombardements der Alliierten waren die Reaktion gegen vorherige Angriffe auf zum Beispiel britische Städte durch Nazideutschland. Auch daran erinnert die Ausstellung. Dass sie im Verlauf des Zweiten Weltkriegs zunehmend verstärkt wurden und auch auf Wohngebiete abzielten, war der Versuch, auf diesem Weg die Bevölkerung zu demoralisieren. Das Blindgänger-Problem stellte sich bereits nach solchen Luftschlägen. Beseitigt werden mussten diese Bomben häufig von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen. Viele starben dabei.
Gefährlich, manchmal tödlich, bleibt dieser Auftrag bis heute. Auch wenn es inzwischen ein anderes Vorgehen, eine bessere Ausbildung gibt. Und es bleiben die Risiken für die Zivilbevölkerung. Deshalb kommt es auch bei jedem Bombenfund zu großflächigen Absperrungen.
Deutsche Behörden kauften Luftbilder
von Alliierten an
Es existiert mittlerweile ein festgelegtes Verfahren bei Verdacht auf mögliche Kampfmittelrückstände. Verdächtiges Terrain wird oft schon im Vorfeld untersucht. Aufschluss über möglicherweise nicht detonierte Bomben geben nicht zuletzt Luftbildaufnahmen, die die Westalliierten häufig von einer Abwurfstelle gemacht haben. Seit Mitte der 1980er Jahre konnten große Teile dieser Bestände aus britischen und amerikanischen Archiven von deutschen Behörden oder privaten Institutionen angekauft werden.
Eine dieser Aufnahmen in der Ausstellung zeigt ihren Ort. Den Flugplatz Gatow. Fotografiert von oben am 19. April 1945. Ein symbolisches Bild und passend zur Schlussfolgerung. Auch noch lange nach einem Krieg sind seine Folgen spürbar.
Ausstellung läuft bis Januar 2021
Die Ausstellung im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, Am Flugplatz Gatow 33, wird bis 10. Januar 2021 gezeigt. Öffnungszeiten: täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zugang nur mit Maske.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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