Ein Hauch von Hollywood an der Havel
Warum die sogenannte „Filmstadt Gatow“ trotz erster Bauarbeiten nie Realität wurde

Das Areal der Filmstadt Gatow, hier von Hans Poelzig in einer Kohlezeichnung skizziert.  | Foto:  Architekturmuseum TU Berlin
4Bilder
  • Das Areal der Filmstadt Gatow, hier von Hans Poelzig in einer Kohlezeichnung skizziert.
  • Foto: Architekturmuseum TU Berlin
  • hochgeladen von Thomas Frey

Das avisierte Areal befand sich nördlich des Ritterfelddamms und sollte nach einigen Quellenangaben eine Fläche von mehr als 600 000 Quadratmetern haben, von denen zumindest große Teile bereits angekauft waren.

Die Pläne stammten vom damaligen Stararchitekten Hans Poelzig (1869-1936), nach dessen Entwürfen unter anderem die Messehallen am Funkturm und das Haus des Rundfunks entstanden waren. Auch erste Bauarbeiten hatten wohl schon begonnen. Beendet wurden sie aber nie und deshalb wurde es auch nichts mit dem deutschen Hollywood an der Havel.

Grundriss der Tonfilmateliers. | Foto: Architekturmuseum TU Berlin
  • Grundriss der Tonfilmateliers.
  • Foto: Architekturmuseum TU Berlin
  • hochgeladen von Thomas Frey

Denn bei diesem Mammutprojekt handelte es sich um die sogenannte „Filmstadt Gatow“, die spätestens ab 1930 vorangetrieben wurde. Poelzigs Konzeption sahen unter anderem zwölf Atelierhallen, eine Kopieranstalt, sogar ein eigenes Heizkraftwerk vor. Seine Skizzen, die im Architekturmuseum der TU Berlin archiviert sind, zeigen bombastische Betonbauten inmitten ansonsten noch eher unberührter Landschaft. Ein Drehort für große Kinofilme, die in der Abgeschiedenheit des Berliner Stadtrands entstehen sollten.

Der perspektivische Grundriss eines Innenhofs.  | Foto: Architekturmuseum TU Berlin
  • Der perspektivische Grundriss eines Innenhofs.
  • Foto: Architekturmuseum TU Berlin
  • hochgeladen von Thomas Frey

Der Mann, der das realisieren wollte, hieß Arzén von Cserépy (1881-1958), nach einigen Quellen auch 1882-1958, ein aus Budapest stammender Drehbuchautor, Regisseur und Produzent. Anfang der 1920er-Jahre feierte er seine ersten Erfolge mit den Fridericus Rex-Stummfilmen über das Leben des Preußenkönigs Friedrich II.. Nach einer weniger erfolgreichen Zeit in den USA kehrte er 1928 nach Berlin zurück, gründete zwei Produktionsfirmen, realisierte mehrere Filme und wurde zumindest nach Angaben des Filmmuseums Potsdam bereits 1930 Mitglied der NSDAP. Der Baubeginn seiner Gatower Filmstadt wird dort auf die Jahre 1933 und 1934 datiert. Die Ortsbezeichnung lautet beim Filmmuseum „Groß Glienicke“.

Blick auf die Filmstadt. Die Entwürfe von Hans Poelzig stammen von Ende 1930.  | Foto: Architekturmuseum TU Berlin
  • Blick auf die Filmstadt. Die Entwürfe von Hans Poelzig stammen von Ende 1930.
  • Foto: Architekturmuseum TU Berlin
  • hochgeladen von Thomas Frey

Möglicherweise hat die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 bereits das Projekt ausgebremst. Außerdem gab es die Konkurrenz von anderen Produktionsstandorten, vor allem dem in Babelsberg. Das endgültige Aus kam dann allerdings, als die Nazis mit dem Gelände in Gatow ganz andere Pläne hatten. Es sollte Teil eines geplanten Flugplatzes werden und wurde es dann auch. Ein Parteimitglied von Cserépy musste die Grundstücke abtreten. Damit endete die kurze Episode von Hollywood an der Havel. Aber nicht die der Spandauer Filmgeschichte.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 679× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.348× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 1.011× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.443× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.349× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.