Ein Hauch von Hollywood an der Havel
Warum die sogenannte „Filmstadt Gatow“ trotz erster Bauarbeiten nie Realität wurde

Das Areal der Filmstadt Gatow, hier von Hans Poelzig in einer Kohlezeichnung skizziert.  | Foto:  Architekturmuseum TU Berlin
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  • Das Areal der Filmstadt Gatow, hier von Hans Poelzig in einer Kohlezeichnung skizziert.
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Das avisierte Areal befand sich nördlich des Ritterfelddamms und sollte nach einigen Quellenangaben eine Fläche von mehr als 600 000 Quadratmetern haben, von denen zumindest große Teile bereits angekauft waren.

Die Pläne stammten vom damaligen Stararchitekten Hans Poelzig (1869-1936), nach dessen Entwürfen unter anderem die Messehallen am Funkturm und das Haus des Rundfunks entstanden waren. Auch erste Bauarbeiten hatten wohl schon begonnen. Beendet wurden sie aber nie und deshalb wurde es auch nichts mit dem deutschen Hollywood an der Havel.

Grundriss der Tonfilmateliers. | Foto: Architekturmuseum TU Berlin
  • Grundriss der Tonfilmateliers.
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Denn bei diesem Mammutprojekt handelte es sich um die sogenannte „Filmstadt Gatow“, die spätestens ab 1930 vorangetrieben wurde. Poelzigs Konzeption sahen unter anderem zwölf Atelierhallen, eine Kopieranstalt, sogar ein eigenes Heizkraftwerk vor. Seine Skizzen, die im Architekturmuseum der TU Berlin archiviert sind, zeigen bombastische Betonbauten inmitten ansonsten noch eher unberührter Landschaft. Ein Drehort für große Kinofilme, die in der Abgeschiedenheit des Berliner Stadtrands entstehen sollten.

Der perspektivische Grundriss eines Innenhofs.  | Foto: Architekturmuseum TU Berlin
  • Der perspektivische Grundriss eines Innenhofs.
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Der Mann, der das realisieren wollte, hieß Arzén von Cserépy (1881-1958), nach einigen Quellen auch 1882-1958, ein aus Budapest stammender Drehbuchautor, Regisseur und Produzent. Anfang der 1920er-Jahre feierte er seine ersten Erfolge mit den Fridericus Rex-Stummfilmen über das Leben des Preußenkönigs Friedrich II.. Nach einer weniger erfolgreichen Zeit in den USA kehrte er 1928 nach Berlin zurück, gründete zwei Produktionsfirmen, realisierte mehrere Filme und wurde zumindest nach Angaben des Filmmuseums Potsdam bereits 1930 Mitglied der NSDAP. Der Baubeginn seiner Gatower Filmstadt wird dort auf die Jahre 1933 und 1934 datiert. Die Ortsbezeichnung lautet beim Filmmuseum „Groß Glienicke“.

Blick auf die Filmstadt. Die Entwürfe von Hans Poelzig stammen von Ende 1930.  | Foto: Architekturmuseum TU Berlin
  • Blick auf die Filmstadt. Die Entwürfe von Hans Poelzig stammen von Ende 1930.
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Möglicherweise hat die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 bereits das Projekt ausgebremst. Außerdem gab es die Konkurrenz von anderen Produktionsstandorten, vor allem dem in Babelsberg. Das endgültige Aus kam dann allerdings, als die Nazis mit dem Gelände in Gatow ganz andere Pläne hatten. Es sollte Teil eines geplanten Flugplatzes werden und wurde es dann auch. Ein Parteimitglied von Cserépy musste die Grundstücke abtreten. Damit endete die kurze Episode von Hollywood an der Havel. Aber nicht die der Spandauer Filmgeschichte.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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