Giersch in Saft und Suppe: Der „Essbare Garten“ lädt zum Wildkräuter-Kennenlernen ein
Kladow. Im „Essbaren Garten Kladow“ an der Imchenallee 66 wächst allerlei Gemüse; auch an Obst mangelt es im Sommer nicht. In den Workshops, die Inhaberin Katja Gurkasch dort anbietet, spielen Erdbeeren, Äpfel und Möhren aber bloß eine Nebenrolle. Die Stars heißen Giersch oder Günsel.
„Wie wär’s mit einem schönen Wildkräuter-Smoothie?“ Katja Gurkasch schiebt ein Glas mit wiesengrünem Inhalt über den Tisch und nickt aufmunternd. „Nur zu, der ist sehr gesund und schmeckt“. Nun verzehrt sich ja nicht jeder nach allzu vitaminreicher Kost – zum Glück mundet das schaumige Getränk aber viel besser, als sein Anblick befürchten ließ: weich und doch würzig, nicht richtig süß aber auch nicht zu sauer, fruchtig, leicht nussig, kurz: Lecker! Das unverhohlene Staunen quittiert die Ernährungsberaterin mit einem Lächeln. „Die Mischung macht’s“, erklärt sie dann. „Ein Kraut allein kann durchaus bitter oder streng schmecken. Es braucht nur ein bisschen Übung, um das richtige Verhältnis zu finden.“
Von Günsel bis Taubnessel
Wildkräuter sind Katja Gurkaschs Passion. In ihrem malerisch gelegenen Garten an der Imchenallee 66 gedeihen zwischen Obstbäumen, Blumen und Gemüse auch jene Gewächse, die vor nicht allzu langer Zeit noch als Unkraut geächtet und gnadenlos ausgezupft wurden. Der Giersch zum Beispiel, auch Geißfuß genannt. Bis vor Kurzem galt der als Feind jedes Gärtners – in erster Linie, weil er sich wuchernd ausbreitet und schwer loszuwerden ist. Aber auch, weil seine gesundheitsfördernde Wirkung ebenso in Vergessenheit geraten war wie die Tatsache, dass er nicht nur genießbar sondern sogar schmackhaft ist. Ähnlich erging es Schierling und Sauerampfer, Klettenlabkraut, kriechendem Günsel, Gänsefingerkraut, Löwenzahn und Taubnessel. Selbst in Katja Gurkaschs Garten. „Meine Mutter hat hier noch sämtliche Kräuter rausgerissen und mich ermahnt, das auch zu tun“, erzählt die Kladowerin, die im kleinen Paradies am Havelufer aufgewachsen ist, damals aber mehr Zeit im Wasser als zwischen den Beeten verbrachte. „Das Interesse an den Pflanzen kam erst nach und nach“. Spätestens, als sie vor fünf Jahren die Ausbildung zur Ernährungs- und Gesundheitsberaterin absolviert hatte, stand für sie fest: Aus dem Hobby sollte ein Beruf werden. So hängte Katja Gurkasch ihren Programmier-Job an den Nagel und widmete sich in diversen Kursen noch eingehender den Wildkräutern.
Suppe statt Komposthaufen
Denen rückt sie nun längst nicht mehr mit dem Rechen zuleibe – sondern rupft die Pflanzen nur, um Smoothies draus zu zaubern. Oder Suppen, Pesto, Salat, Dressing, Kräuterbratlinge. All das bereitet Katja Gurkasch in ihrem „Essbaren Garten Kladow“ zu. So nennt sie das Kleinod, das seit 150 Jahren in Familienbesitz und jetzt eben auch ihr Arbeitsplatz ist. Seit einem Jahr bietet sie dort Wildkräuter-Führungen und -Workshops an. Hobbygärtnern, Pflanzenfreunden, Familien, Betriebsausflüglern und Schulklassen bringt sie in ein bis zwei Stunden viel Wissenswertes über Giersch, Löwenzahn und Co. bei. Sie zeigt, woran die Gewächse zu unterscheiden sind, lässt die Besucher die Stängel, Blätter und Blüten erfühlen, riechen, schmecken. „Es ist mir wichtig, dass meine Gäste die Pflanzen mit allen Sinnen kennen lernen. So festigt sich das Wissen leichter.“ Oft seien die Leute überrascht, welche Vielfalt die Natur zu bieten habe, sagt Katja Gurkasch. Und auch, wie gut das „Grünzeug“ schmeckt und tut. Sie selbst hat dank der gesunden Kost so manches Zipperlein in den Griff bekommen. „Ich bin viel munterer als früher und meine Gelenkschmerzen sind weg – genau wie die Heißhungerattacken.“
Für den Sommer plant die Spandauerin neben den Kursen auch Kulturnachmittage im „Essbaren Garten Kladow“. Dann erklingen nach einem Spaziergang über Wiesen und Beete ungewöhnliche Geschichten rund ums Kräuter-Thema, leckere Kostproben sind inklusive.
Schon im April hat Katja Gurkasch wieder Führungen und Workshops im Angebot. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.