Hertha-Fans im Spendenrausch
Hospizdienst Christophorus erhält 60 000 Euro und freut sich über weitere Aktionen
Fußball-Bundesligist Hertha BSC spielte vor dem Abstieg in die 2. Liga im letzten Heimspiel am 20. Mai gegen den VfL Bochum 1:1. Einen Gewinner hatte diese Partie im Olympiastadion trotzdem: den in Gatow ansässigen Hospizdienst Christophorus.
Der Verein konnte sich nach dem Abpfiff über eine Spende von 60 000 Euro freuen. Zu verdanken ist der Beitrag der sogenannten Becherspende, zu der die Fanszene von Hertha BSC jedes Jahr im letzten Heimspiel aufruft, um Vereinen und Organisationen zu unterstützten, die Menschen in schweren Lebenssituationen helfen. Initiator ist die Gruppe Harlekins Berlin ’98.
Unter dem Motto „Spendet Becher, spendet Leben“ wurden die Zuschauer gebeten, ihre Getränkebehältnisse in bereitgestellte Kisten zu werfen, statt sie wieder am Ausgabestand abzugeben. Der Verzicht auf die Pfandrückgabe wurde zur Spende. Nach Angaben der Harlekins sind allein dadurch exakt 37 128 Euro zusammengekommen. Dazu kamen weitere 12 210 Euro an Geldspenden aus den aufgestellten Spendenboxen. Über PayPal und per Überweisung kamen 2367,30 Euro beziehungsweise 1100,22 Euro zusammen. Der Erlös des Saisonabschlussgrillens in Höhe von 1450 Euro floss ebenfalls in diesen Topf. Den so erzielten Betrag von 54 255,52 Euro rundete Hertha BSC auf den Gesamtspendenbetrag von 60 000 Euro auf.
Die fünfstellige Summe für den Hospizdienst Christophorus gehört zu weiteren Aktionen, die in den vergangenen Wochen zu Gunsten der Einrichtung stattfanden oder noch stattfinden. Am 27. Mai gab es ein Benefizkonzert des Rias-Kammerchors in der Gatower Dorfkirche. Noch bis zum 22. Juni läuft eine Crowdfunding-Kampagne des Lions Clubs Berlin-Spandau zusammen mit der Berliner Volksbank (Mehr dazu auf www.viele-schaffen-mehr.de). Auch in Eigeninitiative werben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Geld ein wie am 4. und 11. Juni am Sitz des Vereins an der Buchwaldzeile 45, als sie mit Rosenzucker bestäubte Waffeln verkauften.
Der Hospizdienst besteht seit 1997. Ehrenamtliche beraten und begleiten kostenfrei schwer erkrankte Menschen und ihre Angehörigen in der Zeit der Krankheit, des Sterbens und Abschiednehmens. Die Unterstützung richtet sich nach den individuellen Wünschen und Bedürfnissen. Sie findet zu Hause, in Pflegeeinrichtungen oder im Krankenhaus statt. Die aktuell rund 65 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zuvor für diese Aufgabe ausgebildet worden. Der konfessionsunabhängige Verein bietet seinen Dienst in Spandau, in angrenzenden Bezirken und im nahen Brandenburger Umland an.
Mit den 60 000 Euro aus der Becher-Spende soll der laufende Betrieb finanziell unterstützt werden, sagt Koordinatorin Andrea Langer-Fricke. Außerdem sei ein Teil des Betrags für ein Projekt „Trauerspaziergänge“ gedacht.
Konkret zweckgebunden ist der Crowdfunding-Erlös. Er soll der Veranstaltungsreihe „Salon Finale“ zugutekommen. Sie thematisiert seit dem vergangenem Jahr Tod, Sterben, Trauer und Abschiednehmen. Mit den Salon-Abenden sollen diese Themen „aus ihrer Erstarrung geholt“, erklärte der Lions Club in seinem Spendenaufruf. Das Geld soll Raummiete, Referenten und die Öffentlichkeitsarbeit für mindestens zwölf Veranstaltungen absichern. Die Berliner Volksbank verdoppelt jeden Spendenbetrag bis 100 Euro. Stand 12. Juni lag die Spendenhöhe bei gut 6000 Euro.
Aber wie kommt es, dass der Hospizdienst Christophorus derzeit häufig Begünstigter von Spendenaktivitäten ist? Reiner Zufall, erklärt Andrea Langer-Fricke. Der Kontakt zu den Hertha-Harlekins sei über ein anderes Projekt zustande gekommen, das bereits von den Fans bedacht worden sei. Eine Ehrenamtliche beim Hospizdienst sei Mitglied beim Lions Club Berlin-Spandau, eine andere singe im Rias-Kammerchor, was wiederum zum Benefizkonzert geführt habe.
Neben der finanziellen Hilfe, die dem Verein durch die Spenden zuteilwerde, sei bei diesen Aktionen auch die öffentliche Aufmerksamkeit von großer Bedeutung. Auf diesem Wege würden Menschen vom Hospizdienst erfahren, „die uns vielleicht brauchen“, erklärt Andrea Langer-Fricke. „Sie sollen wissen, dass es uns gibt.“
Mehr über den Hospizdienst Christophorus e.V. findet sich derzeit unter www.hospizdienst-christhophorus.de.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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