Kürzen, ändern, schneidern: In der Nähstube der Erstaufnahme klappern die Maschinen

Die Nähmaschinen klappern: Nahida, Reinhild Moll (Mitte) und Masoumeh. | Foto: Ulrike Kiefert
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Gatow. Die Hose zu weit, die Bluse zu eng: Die Nähstube in der Erstaufnahme am Waldschluchtpfad macht Kleider wieder flott.

Zwei Frauen, eine Idee: „Ich richte eine Nähstube ein“. Das war im September 2015. Die Spandauerinnen Reinhild Moll und Jutta Schöler kannten sich damals noch nicht, lernten sich erst im „Willkommensbündnis Gatow/Kladow“ kennen, in dem sich Ehrenamtliche für die Flüchtlinge im „Awo Refugium“ am Waldschluchtpfad 27 engagieren. Die beiden Frauen taten sich zusammen und stießen bei der Heimleitung mit ihrer Nähstube auf offene Ohren. Denn die Bewohner wünschten sich Vorhänge als Sichtschutz für die großen Fenster ihrer Zimmer. Plastiktüten waren auf Dauer keine Lösung. Also bekamen Reinhild Moll und Jutta Schöler einen Raum. Im Freundeskreis besorgten sie sich sechs alte Nähmaschinen, Stoffe, Regale, Bügelbretter, Nähgarn und legten los.

Schon bald kamen weitere „Aufträge“ hinzu. Hosen, Kleider, Jacken oder Blusen mussten gekürzt oder enger genäht werden. Denn was sich die Bewohner aus der Kleiderkammer holten, wollte oft nicht so recht passen. „Aus alten Jeans nähten wir auch Sportbeutel für die Schulkinder“, sagt Reinhild Moll.

Die Nähstube ist mittlerweile ein Treffpunkt geworden

Die Nähstube sprach sich im Haus schnell herum. Allein konnten Reinhild Moll und Jutta Schöler die dringlichen Arbeiten nicht mehr schaffen. Sie brauchten Hilfe und bekamen sie von vier Frauen aus Gatow und Kladow, die sich abwechselnd mit an die Nähmaschinen setzen. Und auch zwei Heimbewohnerinnen aus Afghanistan, Nahida und Masoumeh, nähen tüchtig mit. „Sie erkennen schnell, was die anderen Frauen sich wünschen“, erzählt Reinhild Moll. Nahida ist zudem professionelle Schneiderin. In der Nähstube arbeiten die zwei als Ein-Euro-Joberinnen. Nebenbei informieren sie neu ins Heim gezogene Frauen, denn die Nähstube ist auch zu einem Treffpunkt geworden. Und wo die Konversation nicht so flüssig läuft, hilft Rafik aus Syrien weiter. Er kam vor 50 Jahren als Student nach Berlin und übersetzt im Flüchtlingsheim. uk

Die Nähstube ist dienstags und donnerstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Stoffspenden vor allem für Gardinen sind willkommen. Wer Interesse an einem Ehrenamt hat, schreibt an Koordinatorin Gerit Probst, probst@awo-mitte.de.
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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